Über den Kirchturm hinaus Warum Ferien und Urlaubserlebnisse so wichtig sind

Martin Groß
Martin Groß

Anfang der Ferien haben unsere Kirchengemeinde und die evangelische Jugendzentrale Neustadt eine Freizeit für Jugendliche an der Nordsee durchgeführt. Alle kamen wir direkt aus der letzten Schulwoche und sind in die Jugendfreizeit sozusagen hineingeschlittert. Die Bahnfahrt nach Norddeich entsprach allen Erwartungen, und wir hätten mit dem Verspätungskontingent aus Hin- und Rückfahrt nochmal eine Hinfahrt bestreiten können. Nun ja, wir kamen an.

Dann der erste Spaziergang auf den Deich. Der erste Blick aufs Meer. Ausgelassene Stimmung kam auf. Einige Jugendliche ließen sich den Deich hinunterkugeln. Manche rannten Richtung Meer. Wir alle genossen den Wind um die Nase. Der Einstieg in den Freizeit-Modus war geschafft.

Das Frühstück in der Jugendherberge bot alles, was das Herz begehrt. Mohnbrötchen, Rosinenbrötchen, Müsli, Kaffee und Saft. Dann ging es los. Unternehmungen, Ausflüge, Aktionen, Insel, Meer, Sand und Strand. Eine begnadete Gitarrenspielerin und Sängerin war mit uns unterwegs. Was soll ich sagen? Es ging uns richtig gut, uns hat nichts gefehlt zum Glück.

Zeit für Gespräche

Vielleicht war das Beste, dass Zeit und Gelegenheit war, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Jugendlichen unter sich, wir Teamer und alle miteinander. Bei einem Spaziergang am Strand, beim Liegen im Sand oder bei einer der Stationen des Gottesdienstes am letzten Abend direkt am Meer. Es ergaben sich Möglichkeiten, die es so zu Hause nicht gegeben hätte. Türen taten sich auf, Vieles konnte von der Seele geredet werden. Sprichwörtlich sind Dämme gebrochen.

Freizeit ist Gotteszeit. Freizeit und Urlaubszeit sind verdichtete Zeit. Der Alltag ist unterbrochen, es entstehen Himmelsluken. Geschenkte Momente mit intensiven Erlebnissen. Zeit, den Akku wieder aufzuladen. Um zu spüren, da gibt es einen, der es gut mit uns meint, unsere Wege mit uns geht, Ungeahntes möglich macht. Zeit, in der ich besonders spüren kann, dass ich verbunden bin mit Himmel und Erde und mit den Menschen um mich herum. Zeit, um sich den Seelenballast wegpusten zu lassen und den Deich hinunterzukugeln. Zeit, um sich von Gott anlächeln zu lassen.

Martin Groß, protestantischer Pfarrer in Lambrecht

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