Neustadt Was bedeutet Nachhaltigkeit im Alltag? So arbeitet das Neustadter Netzwerk

Auch ein möglicher Aspekt: Wie können Großveranstaltungen (wie der Marathon auf unserem Foto) organisiert werden, ohne dass zu v
Auch ein möglicher Aspekt: Wie können Großveranstaltungen (wie der Marathon auf unserem Foto) organisiert werden, ohne dass zu viel Müll anfällt? Dabei können viele Gruppen mit ihren Perspektiven mitgestalten.

Nachhaltigkeit – viele winken sicher ab, wenn sie den Begriff hören. Oft wird das Modewort in den Raum gestellt, ohne es mit Inhalt zu füllen. In Neustadt soll das anders laufen. Dafür will ein Netzwerk sorgen, das zudem mehr abdeckt als nur die Umwelt.

Konzepte wie die Nachhaltigkeitsstrategie, die der Stadtrat 2022 für Neustadt beschlossen hat, sind wichtig. In dem Papier wird beispielsweise definiert, wie es 2030 in der Stadt aussehen und wie hier gelebt werden soll. Doch bei allen Konzepten besteht die Gefahr, dass sie in politischen Sonntagsreden gerne genannt werden und ihre Beschlussfassung gefeiert wird – und dann alles in der Schublade verschwindet.

In Neustadt soll das nicht passieren, bekräftigt Dezernentin Waltraud Blarr (Grüne). Daher ist das städtische Bildungsbüro und somit Stefanie Deutsch mit im Boot. Denn kurz nach Verabschiedung der Strategie wurde ein Netzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gegründet. „Wir müssen den Gedanken ja in der gesamten Gesellschaft verankern, und das geht nur über Bildung“, so Blarr. Nachhaltigkeit solle kein spezielles Thema, sondern eine Einstellung sein. Es gehe um mehr als Umwelt- und Klimaschutz. Die spielen natürlich eine Schlüsselrolle. „Aber es gibt eben auch eine soziale und ökonomische Komponente“, ergänzt Stefanie Deutsch. Man müsse immer Ökologie, Ökonomie und Soziales gemeinsam denken. Stichworte dabei: weniger Ungleichheiten sowie menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, aber eben auch Gesundheit und hochwertige Bildung.

Gemeinsame Projekte

Das alles haben sich die Neustadter übrigens nicht alleine ausgedacht. Vielmehr haben sie sich damit den 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung verschrieben. Die Fachleute sprechen von Sustainable Development Goals (SDG), was einigen vielleicht schon einmal begegnet ist, da Neustadt eine SDG-Modellregion ist. Das sind alles Grundlagen, die nun mit Leben gefüllt werden sollen. Daher betreut Deutsch mit ihren Kolleginnen im Bildungsbüro das BNE-Netzwerk und sorgt so dafür, dass sich verschiedene Gruppen in Neustadt regelmäßig austauschen und gemeinsam Projekte anstoßen können. Das Prinzip laute: „Je niedrigschwelliger alles ist, desto eher machen auch die Bürger mit“, sagt Blarr. Es bringe nichts, Menschen mit Ansprüchen abzuschrecken. „Wenn sich jeder mit etwas einbringt, was er gut kann, hilft das auch schon.“

Deutsch ist mit dem etwa zwei Jahre alten Ansatz und Netzwerk wichtig, „dass wir zeigen, dass Nachhaltigkeit eine Querschnittsaufgabe ist, die in ganz vieles reinspielt“. Dass zu den Stammtischen und Treffen immer einige Dutzend Menschen kommen, sporne an. „Zumal wir natürlich Umweltverbände dabei haben, aber eben auch Vertreter aus den Bereichen Ökonomie und Soziales.“ 40 Projekte sind zwischenzeitlich schon angestoßen worden. Dazu zählt etwa ein Schulsanitäterprogramm der Malteser und der Hans-Geiger-Schule. Die Neustadter holen sich auch Anregungen aus der Nachbarschaft und sind vom Umsonstflohmarkt in Lambrecht sehr angetan, weil die Engagierten dort dazu beitragen, dass Dinge wiederverwendet werden und auch Menschen mit kleinem Geldbeutel davon profitieren können.

Gruppen zusammenbringen

In einer Broschüre werden jedes Jahr die aktuellen Projekte samt Kontaktmöglichkeiten vorgestellt. Aktuell umfasst das Werk immerhin 53 Seiten. Wer dort durchblättert, erkennt, wie die Arbeit im BNE-Netzwerk gedacht ist. So stellt sich auch das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum vor und wirbt um Menschen, die sich engagieren möchten. Damit sind die Ziele „Gesundheit und Wohlergehen“ sowie „Hochwertige Bildung“ abgedeckt. Der Naturschutzbund Nabu macht ebenfalls mit, stellt seine Angebote vor und wirbt um Mitstreiter. Laut Netzwerk werden damit vier SDG-Ziele abgedeckt: „Gesundheit und Wohlergehen“, „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“, „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“ und „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“. Die Broschüre ist unter www.neustadt.eu zu finden, soll neugierig machen und mögliche Projektpartner zueinander bringen.

Deutsch umschreibt die Aufgabe so: „BNE ist keine neue Strategie. Es geht darum, die Themen umzusetzen und die verschiedenen Gruppen und Menschen, die das betrifft, zusammenzubringen.“ Laut Blarr sieht sich die Stadtverwaltung in einer Vorbildrolle, weshalb es für die Mitarbeiter entsprechende Schulungen gegeben habe: „Verwaltungshandeln soll bei allem immer auch nachhaltig sein.“ Zuletzt habe es einen schnellen Erfolg gegeben, da Stefanie Deutsch für die Neustadter Schulen Klimakoffer zur Unterrichtsgestaltung organisieren konnte. „Über das AV-Medienzentrum in Mußbach konnten wir fünf Stück bestellen“, freut sich Deutsch. Für sie sei das auch eine Komponente der gewünschten Entwicklung – man agiert ganz praktisch. Deutsch: „Wir wollen keine Meckergruppe sein, sondern machen und das Positive in den Vordergrund stellen und dadurch andere motivieren, auch etwas beizusteuern.“

Info

In einer kleinen Reihe wollen wir in den nächsten Wochen drei konkrete Projekte des Neustadter BNE-Netzwerks vorstellen und so einen Eindruck von der genauen Arbeit vermitteln. Interessenten sind jederzeit willkommen. Sie können sich per E-Mail an bildungsbuero@neustadt.eu melden oder am Netzwerktreffen am 10. Oktober, 16 bis 19 Uhr, Soku (Winzinger Straße 10) teilnehmen.

x