Neustadt Was wird aus der „falschen Kunigunde“?

Das Bild im Stadtmuseum.
Das Bild im Stadtmuseum.

Gerhard Hofmann ist bekannt für seine farbenfrohen Neustadt-Bilder. Aber Hofmann schaut nicht nur mit dem Auge des Künstlers auf seine Heimatstadt. Er interessiert sich auch für ihre Geschichte, und wenn ihn ein Thema einmal packt, dann fällt Hofmann vor allem durch hartnäckige Recherche auf. Gezeigt hat sich das im vergangenen Jahr bei dem vermeintlichen Kunigundenporträt, das im Stadtmuseum hängt. Hofmann hat herausgefunden, dass das Porträt keineswegs Kunigunde Kirchner darstellt, wie jahrzehntelang gedacht wurde. Mit großer Schlüssigkeit hat er dargelegt, dass auf dem Bild mit größter Wahrscheinlichkeit eine Tochter des französischen Königs Ludwigs XIV. zu sehen ist. Françoise Marie de Bourbon hieß sie in Wirklichkeit, und keineswegs Kunigunde Kirchner, wie Hofmann im November bei der Vorstellung seiner Recherchen im Stadtmuseum erläuterte (wir berichteten). Das Gesicht zur schönen Legende über die Rettung Neustadts durch die Liebe einer hübschen Neustadterin zu einem französischen Offizier im pfälzischen Erbfolgekrieg ist damit also verloren gegangen. Doch was passiert nun mit dem Porträtbild im Stadtmuseum? Hofmann plädierte schon im November dafür, das Bild keineswegs abzuhängen, sondern durch einen erklärenden Text zu ergänzen. Schließlich ist auch die Geschichte rund um das Bild ein Stück Stadtgeschichte. Und schließlich handelt es sich bei der Mademoiselle vermutlich ja um die Schwiegertochter Liselottes von der Pfalz und passt auch von daher ganz gut in die Villa Böhm. Einen solchen Erklärtext hatte Hofmann auch gleich formuliert und der Stadt zur Verfügung gestellt. Inzwischen ist nach Angaben des Stadtarchivs entschieden worden, dass genauso verfahren wird, wie Hofmann vorgeschlagen hat. Produziert ist das Schild indes noch nicht. Hofmann hat sich unterdessen von der Kunigunde ab und dem Neustadter Bankier und Politiker Karl Helfferich (1872-1924) zugewandt. Wie das? Auch die Präsentation Helfferichs im Stadtmuseum ist laut Hofmann von der historischen Wahrheit weit entfernt. So fehle eine kritische Einordnung des Vertreters der antisemitischen Deutschen Volkspartei komplett. Helfferich habe wesentlich zur Entstehung eines Klimas beigetragen, das 1921 zur Ermordung des Zentrumspolitikers Matthias Erzberger führte.

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