Neustadt Wenn der Vater mit dem Sohne

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Neustadt-Mussbach. Der Jubel nach dem Konzert des ehemaligen „Slade“-Frontmanns Steve Whalley und dessen Sohn Tat im Mußbacher Weinland Meckenheim übertraf alles bisher hier Dagewesene. Der Brite hatte zuvor alles gegeben, und sein Sprössling war ihm dabei eine hervorragende Unterstützung.

Die beiden sympathischen Musiker legten keine Starallüren an den Tag, zeigten bei ihrer Songauswahl ein glückliches Händchen, erwiesen sich an ihren Instrumenten – Steve: Mandoline, Akustik- und Elektrogitarre, Tat: Bass – als wahre Meister, und erfüllten bereitwillig Autogrammwünsche. sogar mit persönlicher Widmung. Mehr geht einfach nicht. So enthusiastisch wie in Mußbach werden sie sicher nicht überall empfangen. Steve Whalley erklärte im Gespräch abseits der Bühne, dass er auf alle Fälle so schnell wie möglich wieder hierher kommen wolle, dann aber mit seiner kompletten Band. Seinen Auftritt startete er mit einer kleinen Dankesrede an das Publikum: „Beinahe unglaublich, dass ihr bei diesen Straßenbedingungen die Mühe auf euch genommen habt, hierherzukommen. Ihr helft, Livemusik am Leben zu erhalten.“ Bemerkenswert war auch, dass Whalley einen Extra-Applaus für den vor ihm aufgetretenen Fabian Schreiber und seine Band bat. Die Jungs hatten ihre Sache tatsächlich sehr gut erledigt. Der Speyerer Sänger, Gitarrist und Songschreiber hat mit seinen lockeren Popsongs im Kelterhaus schon mehrfach die Rolle des Anheizers übernommen. Mittlerweile wirkt er gereifter und selbstsicherer als zu Beginn seiner jungen Karriere. Neben seinem heimlichen Hit „Der perfekte Tag“ griff er es diesmal mit „Haus aus Glas“ ein politisches Thema auf. Schreiber beendet dieses Jahr sein Studium und will sich danach verstärkt seiner Musik zuwenden. Man darf gespannt sein. Steve und Tat Whalley eröffneten ihr Set mit dem Ricky Lee Jones-Song „Young Blood“. Steve hatte die amerikanische Singer/Songwriterin in London live erleben dürfen und war von ihrer Darbietung begeistert. Gleich mehrere Songs von ihr präsentierte er, darunter „Rodeo Girl“ und „Easy Money“, und übertraf das Original dabei sogar um Längen. Whalleys Kapital ist seine markante Reibeisenstimme. Nur ihr hat er es zu verdanken, dass er 1993 bei „Slade“ die vakante Stelle von Frontmann Noddy Holder besetzen durfte und dadurch zu Weltruhm gelangte. Dass er, mit so einem Organ ausgerüstet, natürlich nicht nur von Frauen geschriebene Balladen singt, versteht sich von selbst. Der 65-jährige hat seine Sternstunden dann, wenn er Songs wie „Downtown Train“, geschrieben von Tom Waits und bekannt gemacht von Rod Steward, oder „110 In The Shade“ von John Fogerty interpretiert. Solche Herausforderungen meisterte er im Kelterhaus mit Bravour. Sein 30 Jahre jüngerer Sohn Tat, der früher öfter als Schauspieler aktiv war und mit Hollywood-Stars gedreht hat, ist ihm dabei eine große Hilfe. Mit seinem gekonnten Bassspiel füllt er die Lücke auf, die das in der Duo-Formation fehlende Schlagzeug hinterlässt, und mit seiner hellen, glasklaren Stimme steht er in krassem Gegensatz zu der Whisky-gestylten Sangesröhre seines Vaters. Aber genau dieser Kontrast ergibt den außergewöhnlichen Reiz, den der Satzgesang der beiden in sich birgt. Tat tritt sonst mit seiner eigenen Band „Max From Greece“ auf, nutzt aber die Zeit dazwischen, um zusammen mit „Dad“ in ganz Europa zu spielen. Höhepunkt des Konzerts war neben einer relaxten Interpretation der Ry-Cooder-Bluesnummer „Big Love“ und einer im Reggae-Rhythmus vorgetragenen Version des Dylan-Klassikers „Knockin’ On Heaven’s Door“ eine emotional gesungene Version von „Brand New Day“, einer herausragenden Van-Morrison-Komposition. Zur Freude aller ließ sich Steve Whalley überreden, als eine von mehreren Zugaben wenigstens eine „Slade“-Nummer zu spielen. Die hieß „Far Far Away“, ein Titel, der sich zwar gut als Abschiedslied eignet, aber hier eher als Einladung für ein baldiges Wiedersehen mit Steve und Tat verstanden werden darf.

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