Tennis Wieso die Herren-30 des TC RW Neustadt Spielzeug zum Tennisplatz mitbringen

Lennard und Bruno sitzen wie die anderen Kinder der Herren 30 nur selten still auf der Tribüne und schauen ihren Vätern zu.
Lennard und Bruno sitzen wie die anderen Kinder der Herren 30 nur selten still auf der Tribüne und schauen ihren Vätern zu.

Wenn die Herren 30 des TC Rot-Weiß Neustadt ein Heimspiel haben, bringen die Spieler nicht nur ihre Tennisschläger mit. Im Gepäck sind auch Decken, Spielzeug und Picknickkörbe.

Die Saison in der Verbandsliga haben die Tennisherren 30 des TC Rot-Weiß Neustadt überaus erfolgreich bestritten, haben alle sechs Medenspiele gewonnen. Dass sie zurück in die Oberliga aufsteigen, hat schon vor dem letzten Saisonspiel, dem Nachholspiel beim Tabellendritten TSC Mainz II, festgestanden. Dabei steht der Sport für die Neustadter gar nicht unbedingt an erster Stelle. Sie müssen zudem permanent Personalprobleme lösen. Ein gemeinsames Training ist – wenn überhaupt – nur ganz selten möglich.

Gernot Gruß arbeitet in Bad Homburg. Fabian Oehlert arbeitet und lebt in Paris. Philipp Haas sowie Benjamin Schilling arbeiten in Ludwigshafen. Philipp Seibel lebt zwar in der Region, arbeitet aber selbstständig. „Und Rares Georgescu hat im Verein seine Tennisschule“, betont Schilling. „Wir haben alle Familie und Jobs. Wir wissen, dass wir nicht mehr Tennis spielen wie mit 20.“

Lange Spieltage

Aber sie haben ihren Sport nicht aufgegeben, spielen nach wie vor Tennis, treten als Team an. Ein Spieltag gehe meist zwischen 15 und 17 Uhr zu Ende, erzählen die Spieler Rares Georgescu und Benjamin Schilling. In Koblenz „hatten wir auch schon 19 Uhr“. „Die Fahrtzeit kommt noch hinzu“, ergänzt Georgescu. Mannschaftskapitän Schilling weiß, dass in der Oberliga eine Anfahrt rund zwei bis zweieinhalb Stunden dauern kann. Die Spieler sind also den gesamten Tag von zu Hause weg. Deshalb ist es für die Neustadter normal geworden, dass sie zumindest zu den Heimspielen quasi mit Kind und Kegel auf die Anlage am Horstweg kommen. „Das ist eine verschworene Gruppe“, sagt Sportwart Jürgen Gassert. „Die Familien sind bei Heimspielen immer dabei.“ Sie nähmen Decken, Spielzeug, Laufräder mit und versuchten, „Sport und Familie zu verbinden“, erzählt Schilling. In der Regel brächte jede Familie etwas zu essen und zu trinken mit, was untereinander geteilt werde. Die kleinen Mädchen und Jungen rasten auf der Tribüne hin und her, fügt Gassert schmunzelnd hinzu. „Die sind immer in Bewegung.“ Auf anderen Plätzen sähen sie fast nie so viele Kinder, stellt Benjamin Schilling fest. Gassert: „Vielleicht ist mal eine Frau dabei.“ Die Familie begleitet Papa Schilling manchmal sogar zu Auswärtspartien. „Wir fahren dann schon am Tag zuvor los und übernachten“, erzählt der Familienvater von kleinen Wochenendurlauben.

Suche nach Verstärkungen

Der Kapitän hat vor fast jedem Spiel eine Herausforderung zu meistern: die Aufstellung. Pro Spieltag sollten sechs Spieler auf dem Platz stehen. „Zum Kader sollten zehn gehören“, sagt Gassert. „Unser großes Problem ist, dass wir in der Breite nicht gut aufgestellt sind“, fügt Schilling hinzu. Sie brauchten noch ein, zwei Spieler mit der entsprechenden Spielstärke. Weil der Kader so klein ist, „hat die Hälfte der Mannschaft schon krank auf dem Platz gestanden“. Er spreche auf Turnieren Spieler gezielt an, ebenso Freunde und Bekannte. Schilling: „Aber die brauchen schon ein gewisses Level und müssen auch menschlich zu uns passen.“ Geld gebe es bei Rot-Weiß nicht, „deshalb ist es so schwer, gute Leute zu kriegen“.

Vor einer Saison organisiere er zum Beispiel ein gemeinsames Frühstück mit den Familien, um den Teamgeist zu fördern, berichtet Schilling. Nach der Saison gebe es einen gemeinsamen Abschluss. Seit vier Jahren treten die Herren 30 zusammen an, erzählt Jürgen Gassert. Sie seien von der Pfalz- in die Verbands-, dann direkt in die Oberliga aufgestiegen. Und nach einer Saison aus der Oberliga wieder abgestiegen. Schilling: „Unser Ziel ist nun der Klassenverbleib und dass wir uns in der Oberliga mal etablieren.“

Der Kapitän sorgt vor

Mindestens drei, maximal fünf Teams werden absteigen. „Von acht Mannschaften“, verdeutlicht Rares Georgescu die Schwierigkeit. „Wir wissen, wenn wir zu viele Fehler machen, liegt es nicht an unserer Technik, sondern an unserer Kondition“, betont der Tennistrainer. Der Fitteste im Team sei Valentino Rossi, sagt Benjamin Schilling. „Er geht regelmäßig ins Fitnessstudio.“ Der Talentierteste von ihnen sei Rares Georgescu, der mit 17 Jahren schon in Oberhausen in der Bundesliga gespielt habe, später in der Zweiten Liga für Römerberg. Und Georgescu stellt schmunzelnd fest: „Wenn die Runde vorbei ist, sind wir alle fit.“ Doch der Mannschaftskapitän sorgt vor: „Wir haben uns für die Oberliga vorgenommen, im Winter was gemeinsam zu machen, damit wir nächstes Jahr definitiv in der Liga bleiben.“ Und diesmal meint er damit nicht nur ein gemeinsames Essen, sondern Training ...

Information

Der Herren-30-Kader, der in die Oberliga aufgestiegen ist: 1. Rares Georgescu, 2. Benjamin Schilling, 3. Gernot Gruß, 4. Valentino Rossi, 5. Philipp Seibel, 6. Philipp Haas, Sven Massinger, Fabian Oehlert.

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