Flugsport Wieso Teil des Flugplatzes in Lachen-Speyerdorf vorübergehend zum Campingplatz wird

Schon 2008 und 2018 hat der FSV Neustadt die deutschen Meisterschaften der Segelfliegerinnen ausgerichtet.
Schon 2008 und 2018 hat der FSV Neustadt die deutschen Meisterschaften der Segelfliegerinnen ausgerichtet.

Für ein paar Tage wird ein Teil des Flugplatzes in Lachen-Speyerdorf zu einem Campingplatz umfunktioniert. Der FSV Neustadt richtet die deutschen Meisterschaften der Frauen aus. Auch am Himmel wird es bisweilen voll.

Der FSV Neustadt bereitet sich auf viele Gäste vor. Vom 31. Juli bis 9. August richten die Neustadter Segelflieger die deutschen Meisterschaften der Frauen und gleichzeitig die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft der Männer in der 18-Meter-Klasse auf dem Flugplatz in Lachen-Speyerdorf aus. 65 Flugzeuge seien angemeldet, sagt Bernd Schwehm, im FSV für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Zu jedem Flugzeug kommen ein Pilot und noch ein Helfer – ich denke, 90 Leute werden bei uns campen.“ Einige buchten sich aber auch eine Unterkunft in der Nähe.

Sieben Schleppflugzeuge

Voll wird es bisweilen auch über in der Luft. „Die Teilnehmerzahl ist durch unseren Flugplatz begrenzt“, sagt Schwehm weiter. „Die Flieger müssen ja alle in einem gewissen Zeitraum hochgeschleppt werden.“ Sieben Schleppflugzeuge stünden dafür zur Verfügung, „um das möglichst zügig zu machen“. Die Schwierigkeit im Segelflugsport: Die Startlinie ist in der Luft, und alle Flugzeuge müssen erst einmal dorthin gebracht werden. „Natürlich wollen alle die maximal mögliche Höhe haben, wenn die Startlinie geöffnet wird“, beschreibt Schwehm die Situation vor dem Start. Es bildeten sich drei Pulks an drei Startlinien, um alles ein bisschen zu entzerren. Ob sich keiner zu früh auf den Weg gemacht hat, wird erst nach der Landung kontrolliert. „Die Flieger haben GPS-Empfänger – da wird jede Sekunde die Position aufgeschrieben“, betont Bernd Schwehm, dass ein Frühstart nachzuweisen ist.

Bei den Pilotinnen werden die Meistertitel in der Club-, der Standard- und der 18-Meter-Klasse vergeben. Die beiden Ersten qualifizieren sich automatisch für die Weltmeisterschaften 2025. Die 18-Meter-Klasse werde mit Männern aufgefüllt, die die gleichen Aufgaben wie die Frauen flögen, informiert der Pressereferent.

Flügel mit Wölbklappen

In der 18-Meter-Klasse hat ein Flugzeug eine Spannweite von 18 Metern „und Flügel mit Wölbklappen“. Diese Klappen veränderten das Flügelprofil. Schwehm: „Für Langsamflüge werden die Klappen mehr gewölbt. Wenn man schnell fliegt, braucht man keine Wölbung.“ Mit einem variablen Flügelprofil könne man die schnellsten Schnitte fliegen. In Club- und Standardklasse gebe es ein starres Flügelprofil. In der Standardklasse sei die Spannweite auf 15 Meter begrenzt. In der Clubklasse sind Flugzeuge aus einer Liste von Flugzeugtypen zugelassen. Die Flugzeuge sind älter. Jeder Flugzeugtyp hat einen Leistungsindex – nur in der Clubklasse gibt es diesen Index. Damit soll ein möglichst fairer Vergleich der Segelflugleistung ermöglicht werden: Es seien ältere Modelle, die früher in der Standardklasse gestartet seien und nun einen schlechteren Index hätten, „weil ihre alte Konstruktion mit den modernen Standardfliegern nicht mithalten kann“, erklärt Bernd Schwehm.

Während der Titelkämpfe ist das FSV-Clubheim täglich besetzt. 20 Vereinsmitglieder seien jeden Tag im Einsatz, berichtet Bernd Schwehm. Die ersten Gäste reisten schon am Montag und Dienstag an, „weil ihre Fluggeräte und Lizenzen vor dem Wettkampf noch kontrolliert werden müssen“. An jedem Wettkampftag schreibe der Sportleiter die zu bewältigenden Aufgaben. „Er schreibt sie schon so auf, dass sortiert wird“, kündigt Schwehm Herausforderungen an. „Wenn alle nur kleine Aufgaben fliegen, sind die Abstände zwischen den Piloten auch klein.“ Deswegen würden große Aufgaben gestellt. „Und die Piloten fliegen alle zehn Tage lang jeden Tag – das ist schon anstrengend.“

Nur ein FSV-Starter

Dieser Anstrengung stellt sich Reinhold Mallick als einziger vom FSV Neustadt. „Er ist unser Werkstattleiter – er repariert gerne Flugzeuge“, weiß der Pressereferent. Erva Satun hingegen habe ihren Start im Frauenfeld abgesagt. „Ihr duales Studium in Stuttgart sei sehr intensiv, hat sie gesagt“, erklärt Schwehm den Verzicht der Pilotin. Satun studiert Luft- und Raumfahrttechnik, will Berufspilotin werden.

An den Wettkampftagen wird es voraussichtlich jeden Morgen um 10 Uhr ein Briefing für die Piloten geben. „Der Start der Flugzeuge wird nicht vor 11.30 Uhr sein“, sagt Bernd Schwehm zum Zeitplan. Und es werde meist später Nachmittag, ehe die Piloten zurückkehrten.

Übrigens ist FSV-Pilot Marc Schick inzwischen in Tabor in Tschechien zur Europameisterschaft in der 15-Meter-Klasse eingetroffen. Die ersten Wertungsflüge starten am 3. August.

Informationen

Deutsche Meisterschaft in Neustadt: Ergebnisse der täglichen Wertungsflüge unter https://www.soaringspot.com/de/dsmf24/results oder www.wettbewerb.fsvn.de;

EM-Ergebnisse: unter https://shorturl.at/KzLIo

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