Ortsrundgang Wo Diedesfeld seine Glanzlichter und seine Baustellen hat

Beim Pfarrheim (im Hintergrund) und der Brückenwaage (vorne) ist aus unterschiedlichen Gründen Handlungsbedarf.
Beim Pfarrheim (im Hintergrund) und der Brückenwaage (vorne) ist aus unterschiedlichen Gründen Handlungsbedarf.

Tolle Treffpunkte und Stellen mit Handlungsbedarf – wer mit Volker Lechner in Diedesfeld unterwegs ist, bekommt einiges zu sehen. Und auch zu hören, denn bei einem strittigen Projekt spricht der Ortsvorsteher Klartext.

Bevor der Ortsrundgang mit Volker Lechner beginnen kann, hat Diedesfelds Ortsvorsteher noch etwas zu erledigen: Auf dem Tisch seines Büros steht eine mit Wasser gefüllte Becherlupe. An deren Boden hat sich eine schwarze Substanz abgesetzt. Die örtliche Kita habe am Vortag einen Ausflug zum Flutgraben gemacht, und dabei sei Kindern und Erzieherinnen die schwarze Substanz im Bach aufgefallen, erzählt er. Sie haben sich Sorgen gemacht, dass etwas nicht in Ordnung sei. Lechner findet dieses Engagement nicht nur vorbildlich, er nimmt es auch ernst – und übergibt die Probe einem Mitarbeiter des Umweltamts der Stadt.

Dann kann es losgehen, wobei kein Schritt zu gehen ist, damit Lechner das aus seiner Sicht erste Highlight seines Ortes präsentieren kann: das Rathaus. Der FWG-Mann weiß es zu schätzen, in einem so schönen alten Gebäude seinem Amt nachgehen zu können. Es sei natürlich auch eine Last, es zu erhalten, aber das sei es auf alle Fälle wert. „Ich komme sehr gerne hierher, auch wenn einmal unangenehme Aufgaben warten.“ Am Rathaus sei auch der größte aus einem Stück Sandstein gehauene Brunnen der Pfalz, betont er.

Das Pfarrheim soll erhalten bleiben

Der nächste Grund zur Freude ist nur ein paar Meter entfernt: Dass die Kirche renoviert werden konnte, sei eine tolle Sache. In unmittelbarer Nachbarschaft warten allerdings auch Aufgaben. Da ist das Pfarrheim, ein wichtiger Ort für das Dorfleben, hebt Lechner hervor. Allerdings will das Bistum Speyer Flächen deutlich reduzieren. Man arbeite gemeinsam mit der Kirchengemeinde daran, das Pfarrheim zu erhalten, sagt Lechner. Die Frage des Erhalts stellt sich auch bei der historischen Brückenwaage vor dem Pfarrheim. „Da ist im wahrsten Sinne des Wortes der Wurm drin“, sagt Lechner. Er habe deswegen schon Kontakt mit dem Denkmalamt aufgenommen. Man könne den Bürgern ja nicht auftragen, ihre privaten denkmalgeschützten Anwesen zu erhalten und dann bei städtischen Denkmälern nachlässig sein, findet Lechner.

Hinter der nächsten Ecke steht ein privates Objekt, das dem Ortsvorsteher Kummer bereitet: das alte Schulgebäude, das in einem sichtlich schlechten Zustand ist. „Das tut mir weh.“ Ändern könne er leider nichts, weil es eben im Privatbesitz ist.

Spielplatz als Treffpunkt

Die Stimmung des Ortsvorstehers wird schlagartig besser, als er auf dem Weg zum Dorfplatz am Spielplatz vorbeikommt. Der Förderverein hat diesen vor 30 Jahren angelegt. Bis heute ein beliebter Anlaufpunkt für Kinder – und Treffpunkt der Eltern. Was Lechner aus eigener Erfahrung weiß, hat er hier doch einst selbst viel Zeit mit den zwei Kindern verbracht. Seit Ende der 90er wohnt der 53-Jährige im Heimatort seiner Frau.

Großprojekt, das die Diedesfelder einiges an Nerven kostet: die Sanierung der Weinstraße.
Großprojekt, das die Diedesfelder einiges an Nerven kostet: die Sanierung der Weinstraße.

Der Dorfplatz sei ein weiteres Highlight des Ortes, sagt Lechner und verweist auf die „schöne Lage unterm Schloss“. Diesen Anblick kann man seit drei Jahren auch auf Liegebänken genießen. Dass im Zentrum des Platzes keine Bäume stehen, mache es für Veranstaltungen leichter. Schatten und auch Schutz vor Regen bietet die Pergola.

Nervenprobe Weinstraßenssanierung

Auf den Dorfplatz ist Volker Lechner stolz.
Auf den Dorfplatz ist Volker Lechner stolz.

Nicht weit entfernt stößt man unweigerlich auf ein Großprojekt, das die Diedesfelder schon einiges an Nerven gekostet hat: die Sanierung der Weinstraße. Die aufgerissene Straße lenkt den Blick auf eine Vielzahl von Röhren, Leitungen und Kabeln. „Man könnte meinen, hier ist Stuttgart 21“, meint Lechner schmunzelnd mit Blick auf das Bahnhofs-Megaprojekt in der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Er oder sein Stellvertreter Helmut Jäger seien jede Woche bei der Baustellenbesprechung dabei, berichtet Lechner. Das sei wichtig, weil immer wieder Fragen oder auch Beschwerden aus der Bevölkerung zum Fortgang der Arbeiten kämen.

Auf dem Weg Richtung südlichem Ortsausgang kommt das Gespräch auf das Aussiedlungsprojekt des Weinguts Kriegshäuser. Er stehe voll hinter dem Vorhaben, sagt Lechner. Das sei nicht nur seine persönliche Meinung, sondern sei auch innerhalb der FWG so abgestimmt, betont der Ortsvorsteher mit Blick darauf, dass sich ein FWG-Mitglied juristisch gegen den Neubau am Ölgässel stemmt. Dass da zuletzt sogar mit einem Strafantrag hantiert wurde, kritisiert Lechner aufs Schärfste.

Stolz auf neuen Hingucker am Ortseingang

Am Ortsausgang zeigt Lechner auf „ein Aushängeschild Diedesfelds“: die Vinothek Isler. Weithin werde er darauf angesprochen. Wobei der Ortsvorsteher nicht verhehlt, dass die Parkplatzproblematik noch nicht gelöst sei. Jetzt, an einem frühen Mittwochnachmittag, ist der Parkplatz gut gefüllt. An Wochenenden sind bekanntermaßen auch oft die Weinberge mit Autos zugestellt. Dass sich die SGD gegen den Ausbau des Parkplatzes Andergasse gestellt hat, ärgert Lechner.

Neues Wahrzeichen: Hufeisen am südlichen Ortseingang.
Neues Wahrzeichen: Hufeisen am südlichen Ortseingang.

Stolz ist er hingegen auf das neue Orts-Entree mit dem riesigen Hufeisen. Lechner seufzt kurz auf, als er sieht, dass jemand einen Aufkleber drangepappt hat, gerät dann aber gleich wieder ins Schwärmen über dieses Gemeinschaftsprojekt des Ortsbeirates. Er hebt hervor, dass sein Stellvertreter Helmut Jäger das Metallkunstwerk geschweißt hat. Der Gedanke, dass es ein beliebtes Fotomotiv sein würde, sei voll aufgegangen. Der Platz um das Hufeisen soll übrigens noch gestaltet werden. Das sei so besprochen und werde auch gemacht, sagt Lechner. Wobei er persönlich das nicht bräuchte: „Das batscht auch so.“

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