Neustadt Zur Sache: Was eine Wissenschaftlerin zu Life Kinetik meint

Mit Skepsis betrachtet die Wissenschaftlerin und Dozentin Barbro Walker Methoden wie Life Kinetik. Walkers Spezialgebiet sind neurobiologische Grundlagen des Lernens, ihre Dissertation schrieb sie über Brain-Gym, einen ähnlichen bewegungsorientierten Ansatz. Sie war Fachberaterin für Neurowissenschaft am Staatlichen Schulamt Darmstadt und arbeitet jetzt als Dozentin an der Uni Landau und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. „Den Methoden ist gemeinsam, dass sie über bestimmte Bewegungs- und Koordinationsaufgaben Hirnleistung verbessern wollen“, sagt Walker. Während die Übungen tatsächlich motorische Fähigkeiten verbessern, sei die Verbesserung der Lern- und Denkfähigkeit fraglich. „Die Fähigkeiten, die trainiert werden, sind genau die Fähigkeiten, in denen dann Verbesserungen messbar sind“, sagt Walker. Das bedeutet konkret: Werden bestimmte Bewegungen und Koordinationen geübt, wird genau das verbessert und lässt sich in Studien nachweisen. Nun behaupten die Methoden, durch motorische, sensorische und koordinative Übungen aber auch spezifische geistige Leistungen zu verbessern. Dafür gibt es laut Walker bisher keine wissenschaftlich fundierten Belege. „Oft werben Anbieter mit Schlussfolgerungen aus Befunden, die so nicht in den Untersuchungen drinstecken“, so Walkers Erfahrung. „Wenn Bewegung und Koordination schlau machen würden, wären alle Fußballer superschlau – aber dafür sind sie nicht bekannt.“ (ghx)

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