Neustadt Zwei für Luther, je einer für die Fürsten

Beleuchtungsprobe: Johannes Bähr (links) und Dekan Markus Jäckle stellen einen der neuen Leuchter für die Vorhalle ein.
Beleuchtungsprobe: Johannes Bähr (links) und Dekan Markus Jäckle stellen einen der neuen Leuchter für die Vorhalle ein.

Wer bei Dunkelheit an der Gedächtniskirche vorbeikommt, soll bald staunen: Die Vorhalle, in deren Mitte eine Statue von Reformator Martin Luther thront, wird in neues Licht gehüllt. Die großen, bunten Fenster sollen weithin leuchten. Kosten: rund 20.000 Euro. Eine komplette Außenbeleuchtung ist noch Zukunftsmusik.

Am Montagabend ist Probeleuchten angesagt. Der Mannheimer Lichtdesigner Johannes Bähr und der protestantische Dekan Markus Jäckle testen, wie die LED-Leuchten die bunten Glasfenster am besten zur Geltung bringen. Besser gesagt, arbeiten die beiden erst einmal an einem Fenster. So liegt zu Füßen von Friedrich dem Weisen und Franz von Sickingen eine lange Lichtleiste. Die einzelnen Strahler sind so konstruiert, dass sie das Licht bündeln und gerichtet aussenden. So können sie das ungefähr zehn Meter hohe Fenster bis oben hin beleuchten. Für die Rosette, die das Fenster bekrönt, hat Bähr einen extra Spot vorgesehen. Für diese Lichtquelle sucht der Experte nun zusammen mit Jäckle die passende Position mit dem richtigen Winkel. Das bedeutet: ausrichten, schauen – auch von außen. Weil es gegen 19 Uhr erst dämmert, müssen beide noch ein wenig warten, bis das Fenster bei Dunkelheit intensiv erstrahlt. Bislang herrscht in der Luther-Vorhalle gelbes Licht, das Natriumdampflampen aussenden – oder wie Lichtdesigner Bähr sie nennt: Fußgängerüberweg-Lampen. Denn genau diese Lampen finden sich auch immer noch über deutschen Zebrastreifen. Dort wie in der Vorhalle geben sie ein gelbes Licht ab, „ohne Richtung und Nuancen“, wie er es deutlich macht. Die Statuen der sechs protestantischen Landesfürsten seien im gelben Licht so gut wie nicht zu sehen, bemängelt Bähr. Angestrahlte Objekte versinken regelrecht im Gelb, das sämtliche anderen Farben praktisch verschluckt. Markus Jäckle schätzt, dass die Natriumdampflampen seit rund 40 Jahren in der Vorhalle hängen. Bähr gibt zu bedenken: „Sie waren damals das Hellste, was es gab.“ Jetzt haben sie ihren Dienst getan und gehen bald in den „Ruhestand“. Die modernen LED-Leuchten sollen die Glasfenster weithin erstrahlen lassen und die Symbole der Vorhalle in Szene setzen, vor allem Luther und die sechs Fürsten. „Jeder Fürst erhält seinen eigenen Strahler mit einem warmen, weichen Licht und Luther zwei mit einem kühleren Licht.“ Das habe triftige Gründe, meint Bähr. Natürlich werde Luther hervorgehoben, zum anderen entstehe durch die verschiedenen Farben des Lichts ein Kontrast. Auf diese Weise entstehe Raumtiefe. Neben diesen Akzenten ist eine Grundbeleuchtung geplant, die die drei Eingänge in ein warmes Licht hüllt. Über die Wände wird es nach unten geleitet, erklärt der Lichtdesigner. Im Advent soll das Werk vollbracht sein, hofft Jäckle. „Dann haben wir die Kirche innen und in der Vorhalle in Szene gesetzt.“ Bähr hatte auch schon das Konzept für die neue Innenbeleuchtung ersonnen, die seit gut einem Jahr die Kirche erhellt. Danach beschloss der Bauverein, auch die Lichtsituation in der Vorhalle zu verbessern. Kosten laut Jäckle: rund 20.000 Euro. Was dann noch fehlt, ist eine neue Außenbeleuchtung. Die wünscht sich Jäckle auch, aber das ist Zukunftsmusik: Es gebe noch keine Planung dafür.

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