Neustadt Zwei Welten

Jürgen Johannes (76) ist nicht zu beneiden: Der Ehrenvorsitzende des VfL Neustadt, der sich mangels Mitstreitern auch als kommissarischer Vorsitzender fast um das gesamte Tagesgeschäft alleine kümmert und ohne dessen Engagement der Fußball-Verbandsligist schon längst in der Bedeutungslosigkeit versunken wäre, muss eine Entscheidung treffen. Und zwar dringend. Zur Zeit prallen an der Haidmühle zwei Welten aufeinander, die nicht zusammenpassen. Auf der einen Seite ist da Trainer Demir Hotic, der Deutscher Meister von 1991 und DFB-Pokalsieger von 1990, der professionelle Ansprüche hat und den Traditionsverein gerne wieder nach oben bringen möchte. So wie ihm das bisher schon bei Wormatia Worms und TuRu Düsseldorf gelungen ist. Hierzu gehört für ihn auch ein professionelles Verhalten aller Spieler und auch anderer VfL-Trainer. Rauchen am Spielfeldrand und Alkoholexzesse nach Spielen in der Öffentlichkeit sind für den langjährigen Profi undenkbar. Es ist deshalb klar, dass Hotic auch einen perfekten Unterbau fordert, vor allem bezüglich der Zweiten Mannschaft. Deren Aufgabe soll es sein, A-Junioren den Wechsel in die Aktivität zu erleichtern. Soll länger ausgefallenen Spielern die Möglichkeit geben, wieder Spielpraxis in einer tieferen Klasse zu bekommen. Und soll beim Ausfall mehrerer Spieler in der Ersten Mannschaft die dort entstandenen Lücken schließen. Beim VfL Neustadt ist es allerdings so wie bei vielen anderen Amateurvereinen auch: Bei der zweiten Garnitur handelt es sich eher um einen Verein im Verein – eine geschlossene Gesellschaft, bei der die Kameradschaft im Vordergrund steht und die ihr eigenes Süppchen kocht. Dies wäre noch zu akzeptieren. Aber stimmen Hotics Aussagen, er sei von Spielern und Offiziellen des A-Klasse-Teams öffentlich beleidigt worden, muss Johannes nun handeln. Denn der Graben scheint zu tief. Entweder Hotic oder der VfL II muss gehen. Es hängt davon ab, welche Philosophie der Ehrenvorsitzende verfolgt und wo er seinen VfL zukünftig sehen möchte.

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