Neustadt Zwischen Kommandostand und Garage

Armin Joerß (links) zeigt Jamie Green den nur drei Kilogramm leichten Autositz.
Armin Joerß (links) zeigt Jamie Green den nur drei Kilogramm leichten Autositz.

«Neustadt.»Egal, wann man beim Neustadter Team Rosberg in die Box oder in die Werkstatt kommt: Armin Joerß ist da. Meist beugt er sich über den orangefarbenen RS 5 von Pilot Jamie Green. Für dessen Auto ist der 37-Jährige als Chefmechaniker verantwortlich. Schraubt Joerß mal nicht, dann steht er vor einem Laptop. Und er versieht gerade seine Arbeit als Chef der gesamten Mechanikercrew.

Die Präsenz von Joerß schätzen auch die Ingenieure, schließlich ist er deren erster Ansprechpartner, wenn es um Änderungen an den beiden Rosberg-Autos von René Rast und Jamie Green geht. Und Armin Joerß wiederum gibt diese Informationen an seine Mechaniker weiter. Er ist also das Bindeglied zwischen dem Kommandostand an der Boxenmauer und der Garage. Gleich von Beginn seiner Berufslaufbahn an hat der 37-jährige Solinger im Motorsport gearbeitet. Bei Willi Bergmeister in Langenfeld hat er zwar eine Lehre in der VW-Audi-Werkstatt gemacht, doch der Chef fuhr nebenbei Rennen. Zunächst Bergrennen, später auch auf der Rundstrecke. Ein Vorgänger von Joerß als Bergmeister-Lehrling war ein gewisser Michael Schumacher. Seit 2003 gehört Joerß zum Personal des Teams Rosberg. Zunächst in der Truppe für die Formel BMW. Von 2006 an, als der Neustadter Rennstall die Zusammenarbeit mit Audi gestartet hat, in der DTM. Da hat er sich langsam emporgearbeitet. Vom zweiten über den ersten zum Chefmechaniker. Und nun zum Crewchief. Damit ist er für die Logistik bei beiden Fahrzeugen verantwortlich. Teilweise ist dies auch eine Buchhalter-Tätigkeit, denn er muss genau dokumentieren, wie viele Kilometer der Motor, das Getriebe, aber auch die einzelnen Teile der Radaufhängung absolviert haben. „Die Autos fahren etwa 6000 Kilometer in einer Saison“, erzählt er. „Der Radträger muss zum Beispiel nach 4000 Kilometern ausgetauscht werden.“ Dazwischen wird jedes Bauteil nach einem von Audi vorgegebenen Rhythmus einer eingehenden Sichtkontrolle unterzogen. Die Zahnräder des Getriebes werden vor jedem Rennwochenende begutachtet, die Querlenker bei jedem zweiten. All dies muss immer exakt dokumentiert werden. Über die Doppelbelastung Crewchief und Chefmechaniker am Auto von Jamie Green beklagt sich Armin Joerß nicht. „Mit Jamie arbeite ich schon so lange zusammen, und es ist so angenehm, das möchte ich nicht aufgeben“, erklärt er. Ansonsten beruft er sich auf Leidenschaft und Hingabe, die für die Arbeit im Motorsport nötig sind. Vor allem dann, wenn bei einem Samstag-Rennen der Fahrer einen Unfall hat oder er von einem technischen Defekt gestoppt werden sollte. Dann ist meist wieder eine Nachtschicht angesagt. „Motorsport ist Teamsport, da muss sich jeder einbringen“, sagt der Kfz-Mechaniker. Manchmal jedoch ist auch Armin Joerß nicht in der Werkstatt in der Nachtweide zu finden. Dann unternimmt er etwas mit seinem sechs Jahre alten Sohn Tom. Oder er hilft seinem alten Spezi Tim Bergmeister und dessen Sohn Jakob, dessen Kart zu warten. „Das ist einfach Old-School-Motorsport.“

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