Fußball 70 Jahre Wunder von Bern: Wie ein Historiker Sepp Herberger sieht

Nach dem Finale von Bern wird Bundestrainer Sepp Herberger auf Schultern getragen.
Nach dem Finale von Bern wird Bundestrainer Sepp Herberger auf Schultern getragen.

„Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt ... Tor, Tor, Tor!“ Die Worte von Radioreporter Herbert Zimmermann kennt wohl jeder Fußball-Fan. Am 4. Juli 1954 brachte er das „Wunder von Bern“ in die deutschen Wohnstuben. Im Morast des Wankdorfstadion siegte die deutsche Nationalmannschaft 3:2 gegen die favorisierten Ungarn. Damals waren die Magyaren die beste Mannschaft der Welt, seit 34 Spielen unbesiegt. Doch gegen Deutschland verlor die Auswahl um Ferenc Puskas. Helmut Rahn gelang der Siegtreffer, wenig später jubelte Radioreporter Zimmermann: „Aus, aus, aus, das Spiel ist aus.“ Der Triumph gab Deutschen, die noch schwer unter den Folgen und der Schuld des Zweiten Weltkriegs litten, ihren Nationalstolz zurück.

Neben Rahn gehörten auch fünf Spieler des 1. FC Kaiserslautern zum deutschen Team: Fritz und Ottmar Walter, Horst Eckel, Werner Liebrich sowie Werner Kohlmeyer. Vater des Erfolgs: Trainer Sepp Herberger. „Die Spieler des FCK gaben ihm eine gewisse Verlässlichkeit“, sagt Historiker Hiram Kümper von der Universität Mannheim. Er kennt den umfangreichen Herberger-Nachlass bestens – und weiß auch: Durch den Erfolg im WM-Finale kann Herberger im Rückblick leicht von Taktik sprechen. Schließlich schickte der Trainer im Vorrunden-Duell mit den Ungarn eine B-Elf aufs Feld, die 3:8 verlor. Später sagte Herberger: War geplant.

Zum 70. Jahrestag des Endspiels von Bern taucht Kümper mit der RHEINPFALZ in die Welt des Bundestrainers ein, gibt Einblicke in das Denken Herbergers: Was war er für ein Mensch?Welche Rolle spielte der Nationalsozialmus? Was würde er zum modernen Fußball sagen? War er selbst eine Kunstfigur?Und wie wichtig ist es, Herbergs Erbe zu bewahren? In drei Gesprächen geht Kümper dem Mythos Herberger auf die Spur. Kein leichtes Unterfangen, denn eines ist auch sieben Jahrzehnte später klar: Das nächste Spiel ist immer das schwerste.

Hier geht es zu den Interviews: Teil 1, Teil 2,Teil 3.

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