Panorama Polizei: Schütze von München war 18-Jähriger aus Österreich
Die Polizei hat in der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München einen bewaffneten Mann bei einem Schusswechsel niedergeschossen. Dabei sei der 18-Jährige aus Österreich schwer verletzt worden und später gestorben, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Seine Motivlage blieb zunächst weiter unklar. Hinweise auf weitere Verdächtige oder Verletzte gebe es derzeit nicht, hieß es.
Der getötete Schütze war laut einem Medienbericht voriges Jahr wegen mutmaßlicher Nähe zur Terrororganisation Islamischer Staat in Österreich angezeigt worden. Wie die österreichische Presseagentur APA berichtet, waren auf dem Mobiltelefon des jungen Österreichers mit bosnischen Wurzeln Daten und ein Computerspiel sichergestellt worden, die eine Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten.
Minister: Verdächtiger hat das Feuer eröffnet
Polizisten hatten gegen 9.00 Uhr in dem Areal in der Nähe des Konsulats und des NS-Dokumentationszentrums den laut Polizei mit einer sogenannten Repetierwaffe älteren Baujahres bewaffneten Mann entdeckt. „Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert“, sagte Innenminister Herrmann. Bei dem Schusswechsel sei der Mann getroffen worden. Er sei noch am Einsatzort gestorben.
Die Polizei rückte daraufhin mit vielen Kräften und einem Hubschrauber aus. Straßensperren wurden eingerichtet. Dort standen teilweise schwer bewaffnete Polizisten. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, den Bereich im Stadtteil Maxvorstadt zu meiden.
Zeugen hatten von mehreren Schüssen in dem Areal berichtet. Auf einem auf X geposteten Video eines Münchner Journalisten, das wohl die betroffene Gegend zeigt, waren mehrere Schüsse in schneller Folge aus verschiedenen Waffen zu hören. Ob es sich dabei um die Schüsse handelt, war zunächst nicht zu verifizieren.
Schusswechsel am Jahrestag des Olympia-Attentats
Bayerns Innenminister Herrmann verwies darauf, dass die Schüsse am Jahrestag des Olympia-Attentats in München im Jahr 1972 fielen. Am 5. September 1972 erschossen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
Das Konsulat in München sei zum Zeitpunkt des Vorfalls wegen des Gedenkens zum Jahrestag des Anschlags geschlossen gewesen, schrieb die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher, auf der Plattform X. „Dieses Ereignis zeigt, wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus ist. Es ist wichtig, dass die breite Öffentlichkeit ihre Stimme dagegen erhebt.“ Die Ermittler haben sich bisher nicht zum möglichen Motiv des bewaffneten Mannes geäußert. Konsulatsmitarbeiter wurden bei dem Vorfall laut dem israelischen Außenministerium nicht verletzt.
Zentralrat der Juden schockiert über Angriff
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, zeigt sich schockiert vom Angriff in der Nähe des israelischen Generalkonsulats in München. „Nach den jetzigen Informationen scheint es erneut einen islamistischen Hintergrund zu geben, wie bereits in Solingen vergangene Woche als drei Menschen von einem Attentäter ermordet wurden“, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Donnerstag.
Er fügte hinzu: „Wir befinden uns in einem dauerhaften Zustand der Anspannung und Bedrohung. Wir dürfen uns von den Feinden der offenen Gesellschaft unsere Freiheit und unser Leben nicht zerstören lassen.“