Anschlag Solingen: IS bekennt sich zu Messerattacke

Trauer: Am Abend kamen Hunderte in der Solinger Innenstadt zu einer Andacht für die Opfer zusammen.
Trauer: Am Abend kamen Hunderte in der Solinger Innenstadt zu einer Andacht für die Opfer zusammen.

Der tödliche Angriff in Solingen soll ein Racheakt für Muslime gewesen sein, behauptet die Terrormiliz IS. Die Polizei nimmt in einer Flüchtlingsunterkunft eine Person fest.

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat den tödlichen Messerangriff von Solingen am Samstagabend für sich reklamiert. Der Angreifer sei IS-Mitglied gewesen und habe die Attacke, bei der drei Menschen getötet und acht schwer verletzt wurden, aus „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ verübt, hieß es in einer Mitteilung beim IS-Sprachrohr Amak. Überprüfen ließ sich das zunächst nicht.

Die Polizei nahm am Abend in einer Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt eine Person in Zusammenhang mit dem Messerangriff fest. Tatzusammenhänge würden nun geprüft, sagte ein Polizeisprecher. Auch ein Spezialeinsatzkommando war bei der Festnahme im Einsatz. Der Bereich wurde von einer Hundertschaft abgesperrt.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft einen terroristischen Hintergrund nicht ausgeschlossen. Noch sei der Täter nicht ermittelt, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers bei einer Pressekonferenz in Wuppertal. „Eine Motivlage konnten wir bisher auch nicht erkennen, wir gehen aber nach den Gesamtumständen davon aus, dass der Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht ausgeschlossen werden kann“, so Caspers. Ein anderes Motiv sei derzeit nicht ersichtlich. Sollten sich die Hinweise auf eine terroristische Straftat verdichten, komme eine Übernahme des Falles durch den Generalbundesanwalt in Betracht.

Die Polizei geht bisher von einem Einzeltäter aus. Die mutmaßliche Tatwaffe wurde in einem Mülleimer in der Innenstadt gefunden. Das verlautete aus Ermittlerkreisen. Zuvor festgenommen wurde ein 15 Jahre alter Jugendlicher, den die Polizei aber nicht für den Täter hält. Nach Zeugenaussagen soll eine bisher nicht bekannte Person kurz vor der Tat mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tatausführung passen würden, sagte Caspers. Ob diese Person der Täter sei, wisse man nicht.

In einer Erklärung teilte die Polizei zuvor mit, dass durch den Anschlag „nach derzeitigem Stand“ drei Menschen getötet und acht verletzt wurden, „davon fünf schwer“. Politiker aller Parteien zeigten sich entsetzt.

Am Abend nahmen in der Solinger Fußgängerzone Hunderte Trauernde an einer Andacht für die Opfer teil. Viele kamen mit Blumen und Kerzen. Der Solinger Stadtdechant Michael Mohr sagte: „Die Stadt ist heute eine andere, als sie gestern war“. Viele hätten am Ort des Anschlags Vereinsschals, Kuscheltiere, Briefe und andere Botschaften der Verbundenheit niedergelegt. Die Andacht war begleitet von ruhiger Musik.

Ein Unbekannter hatte am Freitagabend gegen 21.40 Uhr mehrere Menschen auf der 650-Jahr-Feier der Stadt mit einem Messer attackiert.

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