Fitness Ultralauf: Wie es sich anfühlt 100 Kilometer um die Zugspitze zu rennen

Zur Premiere des Zugspitzultratrails im Jahr 2011 wagten sich 676 Läufer an 100 oder 70 Kilometer. In diesem Jahr waren über 440
Zur Premiere des Zugspitzultratrails im Jahr 2011 wagten sich 676 Läufer an 100 oder 70 Kilometer. In diesem Jahr waren über 4400 Teilnehmer für mittlerweile sechs Distanzen gemeldet,

Einen Marathon zu laufen, ist für die meisten Menschen kaum vorstellbar. Für andere beginnt der Spaß erst jenseits der 42,2 Kilometer. Eine Grenze nach oben gibt es für Ultraläufer nicht. Und es werden immer mehr. Ein Einblick in die Laufszene der Extreme.

Ganze 68 Kilometer. Die liegen vor uns, als uns die Gitarren und Drums von „Highway to Hell“ über die Startlinie peitschen. 552 Läufer – oder Verrückte, wie viele uns schlicht nennen –, wollen wissen, ob dieser Tag Himmel oder Hölle wird. Denn der Lauf kann unerwartet früh zu Ende sein und der Unglückliche landet direkt in der Hölle: verstauchter Knöchel, Muskelkrämpfe, rebellierender Magen, Sturz ... alles ist möglich.

Die fast 70 Kilometer legen wir nicht etwa auf der Straße zurück, laufend, sondern hauptsächlich auf Trails durch die Alpen, mit 3000 Höhenmetern bergauf. Rund um die Zugspitze. Die von mir gewählte Distanz ist nicht die längste beim größten Traillauf Deutschlands, dem Zugspitzultratrail (ZUT). Ultralauf – das bezeichnet alles, was länger als die Marathondistanz von 42,2 Kilometern ist. Bei einem Traillauf kommen noch die Höhenmeter hinzu.

Die längste Strecke des ZUT von über 100 Kilometern ist eine komplette Runde um die Zugspitze, die kürzeren starten jeweils in entsprechender Entfernung vom Ziel; 16 Kilometer waren diesmal das Minimum. Seit 2022 ist Garmisch-Partenkirchen Zielort – und Garmischs Zentrum damit für ein verlängertes Wochenende im Juni in den Händen der Traillauf-Community, einer Gemeinschaft, bei der es im Vergleich zu kürzeren Straßenläufen mehr auf das Naturerlebnis, den Spaß und das Miteinander als auf die Zeit und Konkurrenz ankommt.

Eigentlich war schon für den frühen Morgen Regen angekündigt. Aber immerhin soll die Gewitterneigung gering bleiben; ein Rennabbruch dürfte also nicht drohen. Nach eineinhalb Stunde habe ich, immer noch im Trockenen, den ersten hohen Berg, das Scharnitzjoch, erreicht. Weit über 1000 Höhenmeter zeigt meine Laufuhr an. Diese gewonnene Höhe geht es gleich wieder runter. Doch meine frühere Stärke im Bergablaufen kann ich nicht ausspielen: „Achtung! Nichts riskieren“, mahnt die Stimme in meinem Kopf. Vorsichtig tasten sich meine Füße über die Schneefelder. Immer wieder mal rutscht jemand vor mir, auch ich gerate ab und ab ins Schlittern.

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