Saach blooß – die Dialektserie Warum in der Westpfalz die Frau zum „Es“ wird

„Ihm seiner“ – das gibt’s nur in der Pfalz. Das „Es“ aus der Sicht unseres Karikaturisten.
»Ihm seiner« – das gibt’s nur in der Pfalz. Das »Es« aus der Sicht unseres Karikaturisten.

Mit den Artikeln „der“, „die“ und „das“ machen die Pfälzer verrückte Sachen. Sie tauschen sie aus („de Butter“, „die Bach“), sie packen sie hin, wo sie nicht hingehören („Wu isch’n de Helmut?“ statt „Wo ist Helmut?“). Und vor allem: In der Kurzform „es“ stellen sie den sächlichen Artikel vor Frauennamen.

„Es Beate sitzt dort hinne“, nennt Claus Becker aus dem rheinhessischen Mauchenheim als Beispiel, das er nur von seinen Besuchen in der Westpfalz „uff de Musik“ kennt. „Es Claudia geht schunn in die Kinnerschul“ lautet ein Beispiel von Barbara Dürk aus Hochdorf-Assenheim. Sie hörte das erstaunliche „es“ zum ersten Mal in Landstuhl. Die Leserin wundert sich noch heute: „Den ganzen Tag über hörte ich es immer wieder. Und es klang ganz normal. Fast wie eine Auszeichnung.“ – „Und dann war da noch der Vater, der behauptete, dass die Vornamen seiner Töchter alle mit ,s’ beginnen“, schreibt Reinhard Hartmann aus Kaiserslautern: „’s Lisbeth“, „’s Katharina“, „’s Erna“.

Carsten Heinisch aus Kaiserslautern erzählt: „Auch wenn ich jetzt schon 40 Jahre in der Pfalz bin, sprachlich bin und bleibe ich der gebürtige Niedersachse. Und so verwundert es mich immer noch, wenn hier in der Westpfalz mit ,es’ die Frau und mit ,ees’ die Schwiegermutter bezeichnet wird.“

Wir vermuten hier mal die Botschaft: Je länger das „eeees“, desto größer die Distanzierung von der Person, um die es geht.

Noch mehr originelle Beispiele und wie es zum seltsamen Phänomen der versächlichten Frau kam, lesen Sie hier: „Es“ knallt – oder: Die versächlichte Frau

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