Pirmasens Balance zwischen Andacht und Unterhaltung

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Strahlendes Blech hat noch selten seine Wirkung verfehlt. So war es auch am Samstag bei der Posaunen-Serenade des „Kleine Chors des Landesverbandes der pfälzischen Gemeinschaftsposaunenchöre“ unter der Leitung von Helmut Rothhaar und mit Bezirkskantor Maurice Croissant als Orgel-Solist in der gut besuchten Johanneskirche in Pirmasens.

Dem gut 20-köpfigen Ensemble mit dem etwas sperrigen Namen gehören Bläser aus allen Teilen der Pfalz an, die ihre Musik überwiegend im kirchlichen Raum spielen. Sehr angenehm, dass das Versprechen des Moderators Günter Bohl, „alles zur Ehre Gottes und zu unserer Freude“ vom „Kleinen Chor“ so ansprechend gehalten worden ist. Erfreulich auch, wie gewandt die Musiker die sicher ein bisschen riskante Balance zwischen Andacht und Unterhaltung gewahrt haben. Noch schöner, dass das Programm mit Kirchenliedern, Gospel, Boogie, Pop-Song und Schlager auf Sätze heutiger Arrangeure baute, die dem „Kleinen Chor“ anspruchsvolles Spielmaterial an die Hand gegeben haben. Ebenso weitherzig ist man in der Stilistik. So findet sich bei „Song Of Glory“ zeitgemäßer Big-Band-Pop, das in seinem Gestus an den Trauermarsch „St. James Infirmary“ gemahnende „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“, das vielen auch in der Woodstock-Version von Richie Havens noch präsent ist, der Sklaven-Gospel „Wade In The Water“ und die Filmmusik zum „Zauberer von Oz“ „Somewhere Over The Rainbow“ oder das durchaus doppelbödige „What A Wonderful World“, das von Louis Armstrong unsterblich gemacht worden ist. Aber auch dezidierte Kirchenlieder wie das textlich aus dem 30-jährigen Krieg stammende „Sollt ich meinem Gott nicht singen“ haben im Arrangement von Christian Sprenger eine zeitgemäße Deutung bekommen. Dass Maurice Croissant zu den seltenen „klassischen“ Musikern gehört, die grooven können, zeigt er beim „Peace Boogie“ von Thomas Riegler mit Schwung und Verve an der Orgel. Selbst der Sakral-Schlager „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“ aus den 60er Jahren hat sein Geschmäckle pop-musikalischer Anbiederung merklich abgeschwächt und kommt, vom Publikum gesungen und im Wechsel von Posaunenchor und Orgel begleitet, längst nicht mehr so rhythmisch zickig daher wie ehedem. Ein gelungener Abend also mit einem bestens disponierten Blechbläserensemble, dem man gerne zuhört.

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