Pirmasens Bemerkenswerte Reife

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Unter dem Titel „Singer-Songwriter-Evening“ etabliert sich im Hauensteiner Fabrik-Café, das sich zunehmend in Richtung Musik-Kneipe entwickelt, ein neues Format. Mit Jan Luca Ernst, mit Moritz Weigel und mit Danny Wünschel feierte man am Freitagabend Premiere. Für den 4. Mai ist der zweite Abend geplant, der sich ausschließlich Akteuren widmet, die ihre Songs selbst texten, vertonen, arrangieren, singen und begleiten.

Den Opener gab am Freitagabend Jan Luca Ernst, den am Cajon Nils Schwartz zuverlässig begleitete. Gerade mal 17 Jahre hat der Lemberger auf dem Buckel, aber er hat’s in sehr jungen Jahren schon zu einiger Meisterschaft gebracht. Souverän, wie er mit seiner Gitarre umzugehen weiß, überaus routiniert, wie er mit seiner Stimme spielt. Vor allem eigene Songs sind es, die er dem Publikum anbietet: In „Hold on“, in „The Future“ oder „That’s what we do“ beispielsweise verarbeitet er Erlebnisse: „Das in Liedern umzusetzen, das ist meine Art, mit ihnen umzugehen“, sagt er. Und da weiß er sich einig mit Ed Sheeran, der ihn besonders inspiriert hat und dessen Geschichten er „unfassbar toll“ findet. Folgerichtig ist dann, dass sich unter den wenigen Covern, die Jan Luca interpretierte, Ed Sheerans „Thinking out loud“ findet. Aber auch hier wird deutlich: Der junge Singer-Songwriter aus Lemberg bleibt nicht am Original kleben, er lässt seinen eigenen Stil einfließen. Es wird spannend sein, seinen Weg zu verfolgen. Moritz Weigel ist in der Region als Gitarrist der Andy-Becht-Band bekannt und arbeitet derzeit an einem Solo-Album. Ihn begleitete bei einigen Songs Philipp Graf („RockXn“, „Mr. Slowhand“, „B.I.R.D.“) auf der akustischen und auf der Dobro-Resonator-Gitarre. Mit Liedern wie „Narrenglück“ oder „Home Airport“, in dem er den „kleinen“ Heimatort Rülzheim in die große Welt einordnet, wusste der Gitarrist, dessen Musik stilistische Einflüsse verschiedener Provenienz erkennen lässt, dem Publikum in der sich mehr und mehr füllenden Kneipe mit souverän gespielter Gitarre und interessanter Stimme zu imponieren. War bei Weigel ab und an eine Ingredienz aus der Country und Western-Ecke zu erkennen, so hat sich Danny Wünschel, der viele Jahre als Sänger, Gitarrist und Bandleader von „Danny and the Wonderbras“ unterwegs war, ganz der Musik in der Tradition von Hank Williams, Johnny Cash, Kris Kristofferson oder Merle Haggard verschrieben und zeigt das nicht nur musikalisch, sondern auch in seinem Outfit. Im Juni wird sein Album „Lonesome Road“ auf den Markt kommen, aus dem er unter anderem den Titelsong und den „Hangover Blues“ vorstellte. Damit und mit Covers wie Merle Haggards „Okie from Muskogee“ zauberte er einen Hauch von Nashville oder Memphis in das alte Fabrikgemäuer. Das Format mit drei unterschiedlichen Gigs von einer knappen Stunde Dauer kommt an. Rund 120 Zuhörer hatten sich eingefunden. Viele folgten den Auftritten sehr konzentriert, andere verstanden das Angebot als willkommenen Background für einen schönen Abend unter Freunden. Katrin „Katze“ Graf, die für die Besetzung der Bühne gesorgt hatte, hat bereits das Line-Up für die zweite Auflage am Mittwoch, 4. Mai, festgezurrt: Florian Seyfahrt aus Hamburg und Marian Bellaire aus der Südpfalz werden ihre Songs präsentieren. (ran)

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