Pirmasens „Clemetine war gestern“: Mehr als nur ein Waschsalon

Anita Morina füllt eine Waschmaschine im Waschsalon Clementine.
Anita Morina füllt eine Waschmaschine im Waschsalon Clementine.

Dieser Waschsalon ist einmalig. Nicht nur in Pirmasens, nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern laut Einrichtungsleiterin Michaela Andre in ganz Deutschland“. Und „Clementine“ ist eine Erfolgsgeschichte.

Klar, gibt es Waschsalons überall, 2021 wurden 3600 Unternehmen gezählt. Aber so einer wie „Clementine … war gestern“ in der Pirmasenser Schloßstraße ist ein Unikat, sagt Einrichtungsleiterin Michaela Andre. Denn der Waschsalon ist nur auf den ersten Blick ein Waschsalon. Er ist viel mehr. Zum Beispiel ein „multifunktionaler Event- und Begegnungsraum für Menschen mit einer seelischen Behinderung“, wie es Andre ausdrückt. Nicht wenige seelisch kranke Menschen schaffen mit der Arbeit in dem Waschsalon ein Stück weit den Sprung zurück ins Leben. „Arbeit ist wichtig für das Selbstbewusstsein“, weiß Andre, bei dem im Dezember 2018 erstmals Wäsche gewaschen wurde. Seitdem arbeiteten rund 70 Menschen, die meist unter einer seelischen Erkrankung leiden, in der Wäscherei. Und Andre ist stolz darauf, dass doch einige aus der Waschsalonszene den Sprung auf den ersten Arbeitsmarkt geschafft haben. Fast alle Beschäftigte im Waschsalon sind Menschen, die in ihrer Teilhabe und Inklusion unterstützt werden. „Wir wollen die Ressourcen, den Selbstwert und das Selbstbewusstsein unserer Beschäftigten fördern“, nennt Andre Ziele des Projektes.

Der Start von „Clementine … war gestern“ war ein Sprung ins kalte Wasser. Ohne finanzielle Unterstützung wurde das Projekt 2018 gestartet. Die Idee dazu hatte Stefan Beitelstein, Bereichsleiter des Caritas-Förderzentrums Vinzenz von Paul. Er durfte denn auch dem Kind einen Namen geben und entschied sich für Clementine. Da dieser Name einer Werbefigur für Waschmittel in den 70er-Jahren allerdings mit K geschrieben wurde und geschützt war, wich die Einrichtung auf die Schreibweise „mit C wie Caritas“ aus. „Wir sind nicht kirchensteuerfinanziert und müssen bei unseren Angeboten mit einer schwarzen Null arbeiten“, erklärt Andre die Hürden. Die finanziell Lage verbesserte sich ein wenig, als 2020 die „Aktion Mensch“ etwas unter die Arme griff. Am 1. März dieses Jahres lief diese Förderung jedoch aus. Dennoch macht die Einrichtung weiter.

Breites Publikum, soziales Flair

In dem rund 30 Quadratmeter großen Raum stehen fünf Waschmaschinen und fünf Trockner, die fast alle im Dauerbetrieb sind. Über mangelnde Kundschaft kann sich „Clementine“ nicht beklagen. „Es kommen Studenten, auch ältere Frauen mit dem Rollator, Menschen mit Betreuer, Sportvereine oder Leute, bei denen die Waschmaschine kaputt ist“, versucht Mitarbeiterin Anita Morina die vielschichtige Kundschaft aufzuzählen. Wichtige Partner seien auch das Städtische Krankenhaus, das vor allem in Zeiten von Corona sehr auf die verantwortungsbewusst arbeitende Clementine – mit ihrem Programm einer Wäsche mit integrierter Desinfektion – gesetzt hatte. Auch alleinstehende Patienten, die sich in stationäre Behandlung begeben mussten, nutzen den Service von Clementine, weil diese einen Hol- und Bringservice integriert hat. Fürs Waschen sind vier und fürs Trocknen drei Euro fällig. Und jeweils ein bis zwei Mal jährlich ist das Waschen „für hilfsbedürftige Menschen mit schwachem Einkommen“ im Salon kostenlos. „Das nennt sich Waschen mit Herz. Da ist besonders viel los“ erzählt Andre. Die Pläne für einen Bügelservice bei Clementine liegen bereits in der Schublade.

Doch in dem Salon wird nicht nur gewaschen. Er dient den männlichen und weiblichen Kunden als Anlaufstelle mit hohem, sozialem Flair. Gerne wird dem Kunden eine Tasse Kaffee bereitgestellt und einem Plausch, bei dem auch nicht alltägliche Probleme beredet werden können und dem sich nicht selten auch eine Fachberatung beim Caritas Förderzentrum anschließt, steht nichts im Wege. „Dadurch wird unser Ziel der Inklusion aktiv gefördert und gelebt“, bemerkt Andre.

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