Pirmasens Das große Abenteuer eines Pirmasensers

Kai Merk in Bischkek.
Kai Merk in Bischkek.

«BISCHKEK/PIRMASENS.» Kai Merk ist in Deutschland geboren, besitzt nur die deutsche Staatsbürgerschaft, hat sein Abitur am Pirmasenser Hugo-Ball-Gymnasium abgelegt, spielte in seiner gesamten Jugendzeit – von einem U11-Jahr beim TuS Winzeln mal abgesehen – immer beim FK Pirmasens, am Ende in der A-Junioren-Regionalliga. Nun ist der in Pirmasens wohnende Offensivspieler, der seit knapp zwei Jahren im Saarland bei der SV Elversberg unter Vertrag steht, ein ernsthafter Kandidat für die kirgisische Nationalmannschaft, die in der Fifa-Weltrangliste Platz 95 unter 211 Verbänden belegt. Noch bis Donnerstag weilt der 20-Jährige zu einem Sichtungslehrgang in Bischkek, der Hauptstadt des zentralasiatischen Staats, der im Norden an Kasachstan, im Südosten an China, im Süden an Tadschikistan und im Westen an Usbekistan grenzt. Torschützenkönig Wie das? Bei einem Saarlandligaspiel der SV Elversberg II kam ein Spielerberater mit Kai Merks Vater Vitali ins Gespräch. „Ach, aus Kirgisien stammen Sie?“, sagte der Berater zu Vitali Merk, der vor 30 Jahren aus Kirgisien nach Deutschland kam. „Da kenne ich jemand, der Kontakte in dieses Land hat und auch zum dortigen Fußballverband.“ Schnell war eine Verbindung hergestellt, und der kirgisische Fußballverband lud Merk zu einem Sichtungslehrgang ein. Natürlich mit dem Ziel, junge, talentierte Fußballer zu finden, deren Wurzeln in Kirgisien liegen und die auch das Interesse aufbringen, für das 4,5 Millionen Einwohner zählende, von Gebirgen geprägte und von der Fläche halb so große Land wie Deutschland, zu spielen. Russisch kann er schon „Das alles war auch für mich völlig überraschend. Aber so unvorhersehbar sind halt manchmal die Verknüpfungen und Veränderungen im Leben“, sinniert Kai Merk, der diese Saison mit Elversberg II Meister der Saarlandliga wurde, mit 24 Treffern Torschützenkönig war und auch elf Einsätze im Regionalliga-Profiteam der SVE hatte. Von seinem Hotel in Bischkek aus genießt er die Sicht auf die schneebedeckten Berge des Tienschan-Gebirges. „Ich spreche prima russisch. Die meisten Spieler unterhalten sich auch in dieser Sprache, und der Trainer ist auch Russe. Also Sprachprobleme habe ich keine. Einige Spieler hier unterhalten sich nur auf Kirgisisch, verstehen aber die russische Sprache. Das klappt einwandfrei.“ Man lebt dort langsamer Von Frankfurt aus flog er mit seinem Vater nach Bischkek und fühlte sich gleich nach der Landung erst einmal um 50 Jahre zurückversetzt. „Hier ist zwar ein tolles Trainingsgelände mit vier Rasenfeldern, aber die Straßen sind schlecht. So geht alles langsam. Was hier aber völlig normal ist. Hektik ist nirgendwo zu spüren. Und wenn dann mal Kühe kreuzen, dann steht eben alles still, bis die wieder weg sind. Mein Vater hat gemeint, dass sich in den letzten 30 Jahren, also seit er von Kirgisien nach Deutschland gekommen ist, nur wenig verändert hat“, erzählt Merk, der als Fußballer sowohl auf der Spielmacherposition als auch im Sturmzentrum seine Qualitäten hat. Er sei das erste Mal im Land seiner Vorfahren. Merk: „Ich wusste nicht, was mich hier erwartet. Es ist aber total spannend. Und ich habe schnell schätzen gelernt, wie gut es uns zu Hause in Deutschland geht.“ Einjähriges Prozedere Am Sonntag habe ihm der kirgisische Verband nach den ersten Trainingseindrücken signalisiert, dass er ihn als Nationalspieler haben möchte. Der nächste Schritt wäre nun, die kirgisische Staatsbürgerschaft zu beantragen. „Das Prozedere würde sich etwa ein Jahr hinziehen“, weiß Merk, der seinen Vertrag mit Elversberg noch nicht verlängert hat. Derzeit genieße er erst einmal dieses Abenteuer in einem uns fremden Land und saugt die so unterschiedlichen Eindrücke auf.

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