Pirmasens Der Coup im Glutofen an der Saar

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VÖLKLINGEN. Einträchtig nebeneinander spazierten sie als blaue Nachhut vom Feld. Wobei Co-Coach Benjamin Peters gar noch eine Spur diebischer grinste als der Cheftrainer. Zufrieden mit sich, der Welt und vor allem ihren Jungs blinzelten Patrick Hildebrandt und Peters in die Sonne. Der 3:0 (1:0)-Coup des Fußball-Oberligisten FK Pirmasens II bei Röchling Völklingen (RHEINPFALZ am SONNTAG berichtete) barg aber auch allen Grund zum Strahlen.

Die Sonne, in die das Trainer-Tandem blinzelte, hatte das Hermann-Neuberger-Stadion am Samstag in eine Art Glutofen verwandelt – so höllisch wie die Öfen, die einst im Dunstkreis der Saar an jeder Ecke gelodert und Stahl ausgespien haben. Wer bei solcher Hitze führt, hat’s leichter. Eine halbe Stunde lang rannten die Hausherren nach dem Seitenwechsel an. Der Erfolg blieb ihnen versagt. Stattdessen schlugen die Gäste mit zwei blitzsauberen Kontern zu. Kevin Roses erster Streich war bereits der Knockout, sein zweiter das Sahnehäubchen. Die Art, wie die Pirmasenser den Ball in der Schlussphase laufen ließen, hätte Szenenapplaus verdient. Nur war kein Zuschauer mehr fit genug oder hätte Lust verspürt, das zu honorieren. Der Röchling-Anhang war eh sauer über die oft pomadige Darbietung seiner Truppe. Rose – Jannik Nagel - Rose – Luca Eichhorn – Rose: die Stationen, über die die Kugel in der 84. Minute blitzschnell von rechts nach links, vors Tor und dann ins Netz lief. Mohammedan Kassa, Christopher Ludy und Rose hatten vier Minuten später die Füße im rasanten Konterspiel. „Schon komisch, wie das für uns in der Oberliga manchmal läuft. Aber wir sind halt noch eine junge Mannschaft“, wiegelte Ludy Lob ab, wohlwissend, dass auch Glück im Spiel war. Ludy hatte eine gewaltige Aktie am Sieg: Nachdem Völklingen die Führung hatte liegen lassen – Nico Zimmermanns Schuss (14.) parierte Oliver Seitz klasse, Arthur Schneider fehlten zehn Minuten später Zentimeter zum Erfolg –, war es der rackernde Stürmer, der mit zwei blitzgescheiten Vorlagen Yannick Drews in Szene setzte. Das erste Zuspiel jagte Drews noch drüber (28.), Ludys Sahnepass in die Tiefe nutzte der Mittelfeldmann zur Führung. Kurz vor der Pause und drei Minuten nach Wiederanpfiff hatte Ludy jeweils Kassa in Position gebracht, der aber beide Male zauderte. Augenfällig: Initiiert wurden die Angriffe fast immer über rechts, Wegbereiter für Ludys Vorbereitungskünste war meist der starke Christian Schubert, zweimal war der oft nach rechts ausweichende Mikail Erdem mit verstrickt. Nach dem Wechsel stemmten sich die Gäste eine halbe Stunde lang den anrennenden Saarländern entgegen. Da wollte Hildebrandt nicht mehr zuschauen. In der 80. Minute lief er aufs Feld – und beeindruckte den SVR allein schon durch seine Präsenz, seine Körpersprache. „Ich wollte Zimmermann bei Kopfbällen abschirmen“, erklärte „Hilde“, warum er statt ins Abwehrzentrum ins defensive Mittelfeld gerückt war. Zimmermann wich umgehend aus, tauchte ab, riss gar nichts mehr. Yannick Osee und Noah Karl („Innenverteidiger hab ich mal in der A-Jugend gespielt“) blieben in der Abwehrzentrale, „haben sie ja auch gut gemacht“, lobte der Coach. 13 Minuten dauerte sein Comeback. Ballkontakte? „Ich glaub’, gar keinen“, sagte er grinsend. Stimmt. Mit ihm war umgehend Ruhe eingekehrt. Im flotten Spiel nach vorne ließen Ludy und Co. ihren Coach links liegen und brillierten ohne „Hildes“ Hilfe.

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