Pirmasens Der Polizist, der Politiker wurde

Einen Klaps gibt’s von Ehrenbürgerin Sieghild Müller an deren 100. Geburtstag.
Einen Klaps gibt’s von Ehrenbürgerin Sieghild Müller an deren 100. Geburtstag.

Eine Ära geht zu Ende. Seit 1999 gehört Peter Scheidel dem Stadtvorstand an, erst als hauptamtlicher Beigeordneter, seit 2003 als Bürgermeister. Ende des Monats geht er in den Ruhestand. Heute wird der CDU-Politiker aus Fehrbach 65 Jahre alt.

„Es war die richtige Entscheidung, in die Politik zu gehen“, zieht Peter Scheidel im Gespräch mit der RHEINPFALZ eine Bilanz seiner Zeit im Pirmasenser Rathaus. Er habe damit mehr Verantwortung, aber auch mehr Möglichketen gehabt, selbst Entscheidungen auf den Weg zu bringen. Ein besonderes Anliegen habe er in all den Jahren nie aus den Augen verloren: Menschen zu helfen. Am 28. August wird Scheidel im Stadtrat verabschiedet und Markus Zwick (CDU) ins Amt des Bürgermeisters eingeführt. Doch vorher steht noch ein anderer Termin im Kalender Scheidels: Heute, am 7. August, wird er 65 Jahre alt

Vom überraschenden Rücktritt des Konkurrenten profitiert

Peter Scheidel war Polizeibeamter, hatte dort schon Führungsaufgaben übernommen, zuletzt als Leiter der Polizeiinspektion Waldfischbach-Burgalben, als 1999 in der Stadt Pirmasens das Amt des hauptamtlichen Beigeordneten zu besetzen war. Zu der Zeit war der Christdemokrat Ortsvorsteher in Fehrbach. „Der damalige Oberbürgermeister Josef Krekeler hat mich aufgefordert zu kandidieren“, erinnert sich Scheidel. Nur: Innerhalb der CDU-Stadtratsfraktion gab es noch einen weiteren ernsthaften Kandidat für das Amt: Jürgen P. Rubeck. Und der entschied die Stichwahl knapp zu seinen Gunsten. Die Rathauskarriere des Peter Scheidel schien beendet, ehe sie überhaupt angefangen hatte. Doch dann trat Rubeck überraschend von seiner Kandidatur zurück und Scheidel wurde im September 1999 im Stadtrat zum hauptamtlichen Beigeordneten gewählt. Hätte Rubeck nicht verzichtet, „wäre das kein Beinbruch gewesen, dann wäre ich Polizist geblieben“, sagt Scheidel. Vier Jahre später wird Scheidel zum Bürgermeister befördert. Jürgen P. Rubeck, eher unverdächtig, es mit Lob auf seinen damaligen Rivalen übertreiben zu wollen, charakterisierte Scheidel damals als jemanden, „der genau weiß, was er will und der es auch durchsetzt“. Dem würde Scheidel wohl nicht widersprechen. Der Bürgermeister, der im Mai 2011 wiedergewählt wurde, brachte das Städtische Krankenhaus auf Kurs, erntete Lob für seine Seniorenarbeit oder die damalige Jobbörse.

Dritten Arbeitsmarkt für Pirmasens gefordert

Die Sorgenkinder Scheidels waren und sind die Langzeitarbeitslosen und die armen Familien in der Stadt. „Den Sockel der Langzeitarbeitslosen konnten wir nie richtig abbauen, selbst wenn die Arbeitslosenquote von fast 18 auf heute 12 Prozent gesunken ist“, beklagt Scheidel. Und gerade Arbeit wäre so wichtig für das Selbstwertgefühl dieser Menschen und würde wieder für einen strukturierten Tagesablauf sorgen. Deshalb fordert Scheidel nach wie vor einen dritten Arbeitsmarkt für Pirmasens. „Damals, zu Zeiten der Jobbörse, haben wir so 500 Menschen aus der Arbeitslosigkeit geholt“, sagt er. Nicht ruhen lässt ihn auch die Kinderarmut in der Stadt: 27 Prozent der Kinder in Pirmasens haben ein bedürftiges Elternhaus, sagt er. Viele betroffene Familien kennt er persönlich, deren Schicksal „geht unter die Haut“. Mit der Lebenswegbegleitung – von der Krippe bis zur Ausbildung – werde versucht, den Problemen Herr zu werden. Was ihn ebenfalls umtreibt sind die Jugendlichen, die sich mit der „Stütze“ arrangiert haben. „Sie haben nie gelernt, kontinuierlich an einer Sache dran zu bleiben“ und verweigern sich einer Arbeit, weil der Lohn oft nicht viel höher wäre als die Sozialhilfe. Der Mindestlohn sei deshalb der richtige Weg, einen akzeptablen Abstand zwischen Transferleistung und Arbeitsentgelt herzustellen, sagt Scheidel und fordert eine Erhöhung dieses Mindestlohns.

Gute Menschenkenntnis zahlt sich aus

Derzeit ist Scheidel auf Abschiedstour durch die Stadt und die Stadtteile. Dass er dort so nett empfangen und verabschiedet wird, „tut der Seele gut“, verursacht aber ein bisschen Wehmut, denn mit den offiziellen Auftritten ist es vorbei, wenn er ab 1. September Ruheständler ist. Aber aus der Welt ist er schließlich nicht und „es wäre schade, wenn mich die Leute nicht mehr ansprechen würden“, sagt er. Was ihm in all seinen Berufsjahren enorm geholfen habe, das sei seine Menschenkenntnis, sagt Scheidel. Er wisse einzuschätzen, wer ihm persönlich verbunden ist oder wer sich als Schulterklopfer Vorteile verspricht. „Blendern gehe ich nicht so schnell auf den Leim“, sagt er. Das Gespür für Menschen habe ihm auch bei Personalentscheidungen im Rathaus geholfen. „Ich habe kaum ein Auswahlgespräch versäumt, wenn eine wichtige Stelle zu besetzen war“, sagt er. Und in der Regel sei dann auch eine gute Wahl getroffen worden. Drei Wochen lang hatte Scheidel zuletzt Oberbürgermeister Bernhard Matheis vertreten, mittlerweile macht er selbst Urlaub. Wenn er zurückkommt, „geht’s ans Ausräumen“. Der Ruhestand nähert sich jetzt rasend schnell.

Im Juli 2013 gratuliert OB Bernhard Matheis Peter Scheidel zum 40. Dienstjubiläum.
Im Juli 2013 gratuliert OB Bernhard Matheis Peter Scheidel zum 40. Dienstjubiläum.
Im Mai 2003 wurde Peter Scheidel im Stadtrat als neuer Bürgermeister vereidigt.
Im Mai 2003 wurde Peter Scheidel im Stadtrat als neuer Bürgermeister vereidigt.
Als hauptamtlicher Beigeordneter zog Peter Scheidel im Jahr 1999 ins Rathaus ein.
Als hauptamtlicher Beigeordneter zog Peter Scheidel im Jahr 1999 ins Rathaus ein.
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