Pirmasens Die Zeit in schillernden Farben gemalt

Wenn Oss Kröher zur Präsentation seines neuen Buches ruft, dann strömen die Pirmasenser und zur Laudatio kam sogar kein Geringerer als der Mainzer Kulturstaatssekretär Walter Schumacher, der den nun dritten Band der Erinnerungen von Oss Kröher als „Lebenswerk, das man bewundern muss“ bezeichnete. „Fahrende Sänger“ ist der Titel des im Spurbuchverlag erschienenen Bandes.

Im voll besetzten Carolinensaal gab das Buch Gelegenheit für Verleger Klaus Hinkel, Kulturdezernentin Helga Knerr, Schumacher und Oss Kröher zum Schwelgen in Erinnerungen an die großen Zeiten der Kröher-Brüder, die per Motorrad, Kajak oder auch im Porsche Europa und Kanada bereisten, immer die Gitarre im Gepäck und immer dem Abenteuer auf der Spur. Der aus Pirmasens stammende Verleger Klaus Hinkel erinnerte sich gerne an das erste Zusammentreffen mit den Kröhers, die er zusammen mit Klaus Rheinberger im sogenannten Jungvolk der Hitlerjugend kennengelernt habe. „Die Freude am Lied und am Buch hat uns zusammen geführt“, so Hinkel. Kulturdezernentin Knerr konnte sich noch lebhaft an den Tag erinnern, als sie in der Schule einen Film über die Kröhers gesehen hatte. Ein Film, der sie sehr beeindruckt habe. Auch eine Fernsehsendung im ZDF mit den beiden ist Knerr noch gut in Erinnerung geblieben. Als „lebende Legende“ bezeichnete Staatssekretär Schumacher die Kröher-Brüder. Das seit Donnerstag nun erhältliche Buch sei wehmütig schön und habe ihn an viele gute Momente erinnert, die er mit den Liedern der Kröhers verbracht hatte. „Meine Lieblingsplatte war die in Englisch gesungene“, bekannte Schumacher, der bedauerte, die große Zeit der Waldecker Sängerfeste mit den Pirmasensern wegen seiner Jugend nicht miterlebt zu haben: „Da war ich noch zu klein.“ Der Staatssekretär lobte das 450 Seiten dicke Werk als „ehrliches Buch“, das anrühre. Oss Kröher beschreibe authentisch die Mühen und die harte Arbeit auf seinem Weg als fahrender Sänger. „Es fasziniert, wie Du die Zeit in schillernden Farben malst“, bescheinigte Schumacher dem Pirmasenser. Das Buch sei ein wahrer Lesegenuss und der Leser könne etwas daraus lernen, wie aus einem Geschichtsbuch. „Fahrende Sänger“ von Oss Kröher sei ein Zeitdokument über ein glückliches Leben. Oss Kröher selbst griff bei der Buchvorstellung mehrfach zur Gitarre und schmetterte Lieder mit seiner gewohnt starken Stimme. So stark, dass mehrere Besucher glaubten, keinen Unterschied zum jungen Kröher erkennen zu können. Kröher kann bereits auf ein Alter von 88 Jahren verweisen. Ein Lied von Joseph von Eichendorff sangen die allesamt schon recht älteren Besucher gleich spontan mit. „Es tut gut, in der eigenen Stadt geschätzt zu sein“, rief der Sänger und Autor in den Saal und erinnerte an andere große Söhne der Stadt wie Heinrich Bürkel und Hugo Ball, die andernorts ihr Glück suchen mussten und im Falle von Ball heute noch im Rathaus nicht von jedem geschätzt würden, wie Staatssekretär Walter Schumacher anmerkte. Kostproben aus dem Buch lieferten Kröher und Schumacher dem dankbaren Publikum dann auch noch. Und so trug Kröher mit seiner theatralischen Stimme Anekdoten aus dem Werk vor, die von seinen Abenteuern in der früheren DDR zu Ulbrichts Zeiten erzählen, als er mutig Grenzpolizisten zum Narren gehalten habe oder sich in Ostberliner Kneipen über die DDR-Staatsführung unerschrocken lustig gemacht habe, ungestraft. Oder in einer anderen Anekdote schildert Oss Kröher sich und seinen Zwillingsbruder als abenteuerlustige Kajakfahrer in Kanada, die besser als die Amerikaner wussten, wie man mit Braunbären umzugehen habe. Und das alles in einer sehr blumigen Sprache, die er auch gerne nutzt, um beispielsweise ein echtes Pilsener Bier in den schönsten Worten zu rühmen. Worte, wie sie sonst ein Schriftsteller nur für die Beschreibung einer Frau finden mag. Bei Oss Kröher schlägt das Lachen wie eine Brandung an die Wände, so seine Formulierung, wenn der „Ehrenzapfmeister“ der Parkbrauerei von seinen Abenteuern im Ostblock schwärmt oder erzählt, wie er einst auf einer Tour nach Marseille im Porsche 911 über 100 Langspielplatten am französischen Zoll vorbei schmuggelte. Immer mit einer deftigen Portion Dreistigkeit, seiner Gitarre und dem echten Pirmasenser Mundwerk. (kka)

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