Pirmasens „Es ist alles chaotisch bei ihm“

Weil er zwischen Oktober 2016 und April 2017 fünfmal auf Ebay-Kleinanzeigen Handys anbot, die auf sein Konto überwiesenen Beträge von insgesamt fast 1000 Euro behielt, die Waren aber nicht lieferte, hat das Jugendschöffengericht am Montag einen 21-Jährigen verwarnt.

Er muss 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verrichten, vier Wochen in den Jugendarrest, Wohnung und Arbeit oder Ausbildung suchen, zur Schuldnerberatung gehen, Drogenfreiheit nachweisen und den Weisungen eines Betreuers folgen. Zudem zog das Gericht seinen Gewinn ein. „Ich habe es nicht aus Eigennutz gemacht“, versuchte sich der junge Mann zu verteidigen. Seine Freundin und deren Bruder hätten bei ihm gewohnt und sie hätten kein Geld gehabt. Er habe nur geschaut, dass sie etwas zu essen bekommen, sagte er. Zu seinen derzeitigen Lebensumständen äußerte er, er lebe seit drei Monaten auf der Straße und sei auch nicht mehr beim Jobcenter gemeldet. Auf die Frage von Richter Mark Edrich, wovon er denn lebe, wollte sich der 21-Jährige nicht äußern. Ein Sozialarbeiter, dessen Betreuung der Angeklagte nach einer früheren Verurteilung zeitweise unterstellt worden war, zog das Fazit: „Es ist alles chaotisch bei ihm“. Die Betreuung habe 14 Monate dauern sollen, aber der Mann habe sich zehn Monate lang komplett der Betreuung entzogen. Der 21-Jährige habe „in allen Belangen überfordert gewirkt“. Er habe Besprochenes nicht umgesetzt und Unterlagen für die Schuldenregulierung nicht beigebracht. Lebenswichtige Medikamente, für die er, der Betreuer, stundenlang herumtelefoniert habe, habe sein Schützling nicht in der Uniklinik Homburg abgeholt. „Er ist pädagogisch nicht mehr erreichbar“, lautete das Fazit des Sozialarbeiters. Die Vertreterin der Jugendgerichtshilfe pflichtete ihm bei: Sinnvoll seien Betreuungsweisungen nur, wenn sie angenommen würden. Der Betreuer habe nur mit ihm geredet, beschwerte sich der 21-Jährige. Eventuell mit einer anderen Person und weniger Gesprächen wäre eine Betreuung aus seiner Sicht möglich, lenkte er ein. Auf sein mangelndes Engagement, Arbeit zu finden, angesprochen, meinte er: „Ich habe keine Wohnung, warum soll ich arbeiten gehen? Ich brauche erst eine Wohnung.“ „Dann muss ich wohl zum Jobcenter“, war seine Erkenntnis. Aber eigentlich wollte er da ja nicht hin und schließlich habe er die vergangenen drei Monate ja gepackt – ohne Amt, Geld, familiäre Bindungen und Wohnung, war sein nächster Gedanke. Jugendgerichtshilfe und Gericht verneinten noch schädliche Neigungen. „Aber die Sorge besteht“, warnte Edrich ihn. Betreuung sei kein Wunschkonzert. Er müsse sich helfen lassen und auch selbst mitarbeiten. „Dann können sie Nutzen ziehen“, betonte Edrich. Der Jugendarrest solle ihm bewusst machen, was „Haft“ bedeutet. Es sei ein „Warnschuss“.

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