Pirmasens Euroclassic ist mehr als Klassik

Iris Berben liest Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger.
Iris Berben liest Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger.

Pirmasens hat traditionell sein Festivalorchester, Blieskastel seine A-Cappella-Nacht als Höhepunkte des Festivals Euroclassic. Zweibrücken dagegen hat sich in seiner Programmgestaltung weniger festgelegt, sondern sucht Jahr für Jahr nach einem Publikumsmagneten. Der hat stets einen wohlklingenden Namen und ist meist ein Vertreter der populären Musik. Angelo Branduardi, Marianne Faithful, Helge Schneider, Ute Lemper, Götz Alsmann oder Montserrat Caballé stehen dafür. In diesem Jahr soll der Gitarrist Al Di Meola für eine ausverkaufte Festhalle sorgen.

Dabei war die Suche nach dem Star für Zweibrücken in diesem Jahr nicht so leicht. Ende März, als das Festivalprogramm offiziell bekannt gegeben wurde, stand noch nicht fest, dass der amerikanische Fusion- und Jazz-Gitarrist Al Di Meola auftreten wird. Doch die Nachricht verbreitete sich in Windeseile, so dass derzeit, rund zwei Monate vor dem Konzert am 27. Oktober, schon 550 von 640 Karten verkauft sind. Der 63-jährige Gitarrist ist spätestens durch die Auftritte mit John Mc Laughlin und Paco de Lucia weltberühmt geworden. Das dabei aufgenommen Live-Album „Friday Night in San Francisco“ wurde bis heute weit über zwei Millionen Mal verkauft. In Zweibrücken spielt Al Di Meola mit seiner „World Sonfonia“ Kompositionen des Tango-Erneuerers Astor Piazzolla und der beiden „BeatlesJohn Lennon und Paul McCartney. Al Di Meola ist vor allem durch seine hohe Geschwindigkeit beim Gitarrenspiel bekannt. Charakteristisch sind auch der Einsatz perkussiver Techniken, durch die er in seinem Spiel ein einzigartiges Klangbild erzeugen kann. Entdeckt wurde er im Alter von 19 Jahren von dem Pianisten Chick Corea, in dessen Jazzrock-Band „Return To Forever“ er ebenso spielte, wie an der Seite von Musikgrößen wie Stanley Clarke, Lenny White oder Frank Zappa. Den Auftakt der Zweibrücker Euroclassic-Konzerte jedoch gestaltet an zwei Abenden das Landesjazzfest Rheinland-Pfalz. Es beginnt am Freitag, 8. September, mit einem zweigeteilten Konzert der SWR Big Band und der Sängerin Fola Dada in der Festhalle. Im ersten Teil widmen sich die Musiker den „Kings of Swing“ wie George Gershwin, Count Basie oder Duke Ellington. Danach werden „Queens of Soul“ wie Amy Winehouse, Randy Crawford oder Beyoncé musikalisch gewürdigt. Den „Sound of Gipsy Swing“ gibt es dann am Sonntag, 10. September, im Wintergarten der Festhalle, gespielt vom Mike Reinhardt Quartett. Die drei Brüder Mike, Moro und Sascha Reinhardt sowie dessen Sohn Jermaine stehen ganz in der musikalischen Gipsy-Swing-Tradition von Django und Schnuckenack Reinhardt. Ihren zweiten Auftritt beim diesjährigen Festival Euroclassic nach dem Konzert mit dem Festivalorchester in Pirmasens hat die Zweibrücker Geigerin Johanna Ruppert am Samstag, 16. September, in der Alexanderskirche beim Konzert zum Reformationsjubiläum. Unter der Leitung des Zweibrücker Bezirkskantors Helge Schulz spielt sie mit Kollegen Werke von Johann Walter, Johann Sebastian Bach und Benedikt Ducis. Unter dem Titel „Liebe & Revolution“ bietet die Neue Philharmonie Frankfurt am Sonntag, 1. Oktober, Klassik-Crossover und spannt einen Bogen von Beethoven und Mussorgsky zu „Pink Floyd“ und „Queen“. Für dieses Konzert in der Festhalle sind nur noch etwa 40 Karten erhältlich. Große Namen gibt es dann noch einmal am Samstag, 7. Oktober, in der Festhalle. Die Schauspielerin Iris Berben und der Pianist Martin Stadtfeld verbinden unter dem Titel „Ich bin in Sehnsucht gehüllt“ sehnsuchtsvolle, melancholische und doch jugendlich hoffnungsvolle Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger mit Musik von Bach, Schubert und Haucke. Um die Musik des im vergangenen November verstorbenen kanadischen Poeten und Musikers Leonard Cohen geht es bei dem bereits ausverkauften Konzert von Roland Helm und seiner Band am Freitag, 13. Oktober, in der A.C.H.-Halle, die in diesem Jahr erstmals als Spielort ins Euroclassic-Programm aufgenommen worden ist. Dort geht auch gleich das nächste und vorletzte Zweibrücker Konzert am Freitag, 20. Oktober, über die Bühne. Es spielt das „Frantic Percussion Ensemble“, das durch seine Mitwirkung am Soundtrack zum Film „The Revenant“ mit Leonardo di Caprio weltbekannt wurde. Die sieben Musiker widmen sich zeitgenössischer Musik und experimentieren dabei auch gerne mit Drum’n’Bass, Jazz und Weltmusik. 2009 und 2011 wurde das Ensemble mit einem Bundespreis beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ ausgezeichnet.

Einer der Top-Acts bei Euroclassic: Al Di Meola.
Einer der Top-Acts bei Euroclassic: Al Di Meola.
Roland Helm (2. v. li.) widmet sich der Musik von Leonard Cohen.
Roland Helm (2. v. li.) widmet sich der Musik von Leonard Cohen.
Bei der Neuen Philharmonie Frankfurt trifft am 1. Oktober Klassik auf Rock.
Bei der Neuen Philharmonie Frankfurt trifft am 1. Oktober Klassik auf Rock.
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