Pirmasens FKP schaltet schneller als verwöhnter Aufsteiger

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PIRMASENS. Saison-Heimpremiere geglückt, vier Punkte aus zwei Partien: Mit dem 1:0 (1:0) gestern gegen Rot-Weiß Koblenz hat Fußball-Oberligist FK Pirmasens den Auswärtspunkt vom Auftaktspiel bei Hertha Wiesbach veredelt. Erneut zielsicher: Neuzugang Mikail Erdem, der mit einem Volleyknaller nach 15 Minuten den Grundstein zum verdienten Sieg legte.

Für die vier Zähler genügten bislang zwei Torerfolge. Beide Male traf der auf den letzten Drücker verpflichtete Erdem. In Wiesbach mit Köpfchen nach Attacke über links und Flanke von Selim Avci, gestern volley mit rechts auf Vorlage von Christopher Ludy, der über rechts vorzüglich vorbereitet hatte. In der vergangenen Saison dümpelte Erdem mit einem Club namens 1. FC Turanspor noch in Mannheimer Kreisliga-Gefilden ’rum. Gestern zählte der 22-Jährige wieder zu den Besten in einer gut spielenden Oberliga-Truppe. Geht das jetzt so weiter? „Von mir aus gerne“, freute sich Erdem, der in Wiesbach auf der rechten Außenbahn Dampf gemacht hatte, gestern in zentraler Position einige Freiheiten genießen durfte, dies mit Lauf- und Einsatzfreude weidlich nutzte. „Da auf der Zehn fühl’ ich mich am wohlsten“, ließ Erdem keinen Zweifel daran, dass er einen Anspruch auf die Position untermauern möchte. Die „Vorgeschichte“ des goldenen Treffers war gestern geradezu Paradebeispiel dafür, wie sich „die Klub“ den Dreier verdient hat: Mit ungeheurer Bissigkeit ging Christian Schubert seinen Widersacher Derrick Miles an, nahm dem Linksaußen mal eben den Ball ab. Der Rot-Weiße wusste sich nur mit einem Foul zu helfen. Ehe nun Miles überhaupt wieder in Erwägung zog, weiter am Spiel teilzunehmen, hatte Schubert den Freistoß längst ausgeführt, den vor ihm frei auf weiter Flur lauernden Ludy losgeschickt. Ludy lief ein paar Schritte, schaute, passte klug in die Mitte Richtung Strafraumkante, wo Erdem mutterseelenallein stehend Maß nehmen durfte. So wie Schubert bei Ballbesitz umgehend den Turbo eingeschaltet hatte, so hätte sich das auch RW-Trainer Fatih Cift von seinen Kickern gewünscht: „Aber einige sind wohl gedanklich noch in der Rheinlandliga und meinen, vom Erfolg verwöhnt, sie könnten weiter im dritten oder vierten Gang marschieren. Man muss in der Oberliga halt auch in höhere Gänge schalten.“ Cift sieht nach zwei Startschlappen das Selbstvertrauen seiner Elf angeknackst. „Wenn du 27 Spiele in Folge nicht verlierst und Meister wirst, ist das hier schwierig.“ Den Lernprozess beim Sprung aus dem Wohlfühl-Pool ins Haifischbecken hat Patrick Hildebrandts Team ja schon hinter sich. In der Premieren-Saison nur sporadisch am Oberliga-Ball: Yannick Osee. Jetzt, dem A-Junioren-Alter entwachsen, steht der Lange plötzlich wie eine Eins in der Defensivzentrale. Osee spielte gestern großartig – „wie aber die gesamte Defensive“, wollte Hildebrandt lieber keinen seiner Jungs hervorheben. „Eigentlich war ich gar nicht für die Innenverteidigung vorgesehen“, sagte Osee. „In der A-Jugend habe ich auch meist hinten rechts gespielt.“ Nach Robin Purdys Abschied und Frederik Eitels Verletzung ist Osee aber nun neben Yannick Grieß gesetzt. Aggressiv vom Anpfiff weg, vermiesten die Pirmasenser gestern den Gästen alle Spielfreude. Kaum in Ballbesitz, ging’s zielstrebig Richtung Gegners Tor. „Bis zur 75. Minute war ich hochzufrieden“, sah Hildebrandt seine Schützlinge aber in der Schlussviertelstunde ihrem Tempo Tribut zollen. „Da waren wir etwas platt. Aber dass wir den Gegner über 90 Minuten vom Tor fernhalten können – so weit sind wir noch nicht“, warb der Coach schmunzelnd um Verständnis. Verdient war der Sieg allemal. Glück beim Pfostentreffer (82., Giuliano Masala), zuvor einmal ein glänzend parierender Matthias Gize (62., Schuss Christian Meinert): Mehr ließ der FKP II nicht zu. Mit Konterchancen ging er etwas leichtfertig um.

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