Südwestpfalz Gemeinschaftsjagden in den Wintermonaten

Rotwiuld macht sich gerne über Baumrinde her.
Rotwiuld macht sich gerne über Baumrinde her.

Bis Ende Januar finden zahlreiche Gemeinschaftsjagden statt, informiert das Forstamt Westrich. Diese sollen der ökologischen Waldbewirtschaftung und der Vorbeugung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) dienen. Aus Sicherheitsgründen sollen in dieser Zeit stundenweise einige Waldbereiche gesperrt sein.

Bis Ende Januar, wenn die Wälder durch den Laubabfall lichter sind und man das Wild besser sehen kann, finden zahlreiche Gemeinschaftsjagden in den Forstämtern Hinterweidenthal, Wasgau und Westrich statt. Wegen der Jagden sollen einige Waldbereiche zeitweise gesperrt werden, in der Regel nur für die Dauer der Jagd, also für jeweils einige Stunden. Dies gilt laut einer Pressemitteilung für das Forstamt Westrich im Bereich Arius (Forsthaus Beckenhof), im Forstrevier Lemberg im Bereich Ruppertsweiler, im Forstrevier Herschberg im Bereich Wallhalbtal und im Forstrevier Zweibrücken im Bereich Felsalbtal bei Windsberg. Hier wird vor allem Schwarzwild, also Wildschweine, gejagt, außerdem Rehwild, Rotwild und andere Wildarten.

Während mit dem Abschuss von Schwarzwild vor allem der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest vorgebeugt und Wildschäden in der Landwirtschaft verhindert werden sollen, geht es bei Reh- und Rotwild vorrangig um den Schutz junger Bäume vor Wildverbiss.

Rehe fressen gerne abwechslungsreich

„Vor allem Reh-, aber auch Rotwild frisst gerne Triebe und Knospen junger Bäume. Ist ein Baum verbissen, stirbt er ab oder ist in seinem Wachstum geschwächt“, sagt der Leiter des Forstamts Westrich Florian Kemkes. „Die Entstehung klimaangepasster Mischwälder geht so nur langsam voran.“ Dabei sei vor allem Rehwild auf jene Baumarten aus, die es nicht so häufig findet. Kemkes: „Das sind dann meist die Bäume, die wir gezielt pflanzen, um die Vielfalt im Wald zu erhöhen, Weißtannen zum Beispiel. Das Reh steht eben auf Abwechslung auf dem Speiseplan.“ Beim Rotwild komme das sogenannte Schälen hinzu: Es fresse neben Blättern und Knospen auch die Rinde der Bäume. Das gelte auch für Damwild und Muffelwild. Ersteres ist erkennbar an den weißen Punkten am Rücken, Letzteres ist eine wildlebende Schafart.

Die Forstleute haben neben der Jagd auch den Wildschutz als Möglichkeit, um Pflanzen vor Wildverbiss zu schützen, beispielsweise durch Zäune, Wuchshüllen oder Einzelknospenschutz. Das bedeute jedoch hohe Kosten und oft auch viel Plastik im Wald. „Das sieht weder schön aus, noch ist es ökologisch“, sagt Florian Kemkes. Der Nachteil bei dieser Methode sei außerdem, dass die Gesamtfläche dem Wild nicht mehr zur Verfügung stehe und somit der Verbissdruck auf die übrigen Flächen verstärkt werde. Kemkes: „Leider müssen wir auf alle Maßnahmen setzen, denn es gibt einfach zu viel Wild. Natürlich gehören Wald und Wild zusammen, aber das Gleichgewicht muss stimmen. Es darf nicht sein, dass zu viel Wild dem Wald schadet. Leider ist das seit einigen Jahren der Fall.“

Wild hat sich stark vermehrt

Laut Forstamt sorgt der Klimawandel dafür, dass sich Wild immer zahlreicher vermehrt. Durch die milderen Winter sinke die Sterberate. Die Vermehrung lasse sich laut Pressemitteilung des Forstamts auch an den Zahlen der Entwicklung der Jagdstrecken in Rheinland-Pfalz festmachen: Dabei geht es darum, wie viele Tiere erlegt oder als Fallwild aufgefunden wurden. Zwei Beispiele: Waren das in den 1960er Jahren jährlich noch rund 50.000 Stück Rehwild, seien es nun knapp 100.000. Und während damals 5000 Stück Schwarzwild erlegt oder nach Unfällen gefunden wurden, seien es inzwischen auch bis zu 100.000.

Durch viele Freiflächen, die beispielsweise durch Stürme oder massiven Borkenkäferbefall entstanden sind, wachsen viele Kräuter, Gräser und Sträucher. „So kann sich das Wild gut verstecken und hat gleichzeitig optimale Äsungsbedingungen, also viel zu fressen“, sagt Kemkes. Da das Wild kaum natürliche Feinde und viel Futter habe, sorgten Jägerinnen und Jäger mit der Jagd für einen ökologischen Ausgleich.

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