Pirmasens Hier spielt man nicht nur Blech

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Der geschmückte Tannenbaum gehört unbedingt zum Weihnachtsfest. Geschenke ebenfalls. Und das Rennquintett. Zumindest in Pirmasens. Denn dort ist der Auftritt der illustren Bläserformation seit vielen Jahren Tradition und versüßt Musikfreunden die Zeit zwischen den Jahren. 2016 war das nicht anders. Wenngleich aus dem Quintett eher ein kleines Orchester wurde, mit acht Herren und einer Dame.

Dass das Konzert in der Johanneskirche wieder einmal bis auf den wirklich letzten Platz ausverkauft war, gehört auch schon zur Tradition der Veranstaltung. Denn alle, die schon einmal da waren, freuten sich mit Sicherheit auf die unterhaltsamen und humorvollen Moderationen von Peter Leiner, der sowohl die auftretenden Musiker als auch das ausgewählte Programm dem Publikum nahebrachte. Erwartungsfroh sahen mehr als 400 Besucher am Mittwoch einem ebenso spannenden wie unterhaltsamen Abend entgegen. Denn den können die Trompeter Uwe Zaiser und Peter Leiner, der Posaunist Jochen Scherer, Uwe Tessmann mit Horn und Ralf Rudolph an der Tuba garantieren. Unabhängig vom Programm war das, was die fünf Bläser an diesem Abend präsentierten, Konzertmusik auf höchstem Niveau. Zum einen technisch perfekt. Zum anderen von unglaublich starkem Ausdruck. Und schließlich fehlte auch der augenzwinkernde, humorvolle Umgang mit den Kompositionen nicht. Dass dazu auch noch das Repertoire stimmte, war praktisch das Sahnehäubchen auf der Weihnachtstorte. Von Bach bis ins 20. Jahrhundert, von Klassik bis Jazz reichten die Stücke. Alle punktgenau und passend zur Entstehungszeit interpretiert. Immerhin machen die fünf Virtuosen schon seit genau 20 Jahren ihre anstrengende Weihnachtstournee durch die Pfalz. Wobei ihre Auftritte nicht nur der wohlverdienten Selbstdarstellung dienen, sondern auch der gezielten Nachwuchsförderung. Am Mittwoch war das auch wieder einmal in Pirmasens der Fall. Denn man hatte zwei weitere Blasmusiker gefunden, die das Ensemble so gut ergänzten, als wären sie schon immer Mitglied des Rennquintetts. Der Trompeter Sandro Hirsch ist 19 Jahre jung. Vier Jahre älter Constantin Hartwig mit seiner Tuba. Hirsch, derzeit Student der Frankfurter Musikhochschule, begeisterte unter anderem mit Haydns Trompetenkonzert und schloss den anspruchsvollen dritten Satz von Giuseppe Tartinis Trompetenkonzert ganz leicht und locker an. Als Gewinner des Deutschen Musik- sowie des Aeolus-Wettbewerbs lernte das Pirmasenser Publikum Constantin Hartwig kennen. Er faszinierte auf der Tuba unter anderem mit Ralph Vaughan Williams Solo-Konzert in atemberaubender Schönheit. Eine weitere Besonderheit der Rennquintett-Tournee, die ausschließlich Kirchen als Spielorte anbietet, ist das Zusammenspiel mit dem jeweiligen Organisten. So als würden sie Tag für Tag nichts anderes tun, banden die fünf Bläser des Rennquintetts Bezirkskantor Maurice Croissant in ihr Programm ein. Und der hatte auch Gelegenheit, neben klassischen Kompositionen das eine oder andere Weihnachtslied recht schwungvoll und jazzig seinem mächtigen Instrument zu entlocken. Nicht nur, damit niemand sagen konnte, das Konzert sei ein reiner Herrenabend gewesen, hatte man auch eine talentierte Dame eingeladen. Die derzeit in Saarbrücken engagierte Sopranistin Elena Harsanyi stellte unter Beweis, dass Spitzenkräfte auch in unserer Region auf der Bühne stehen. Lupenreiner Gesang bis in die höchsten Töne, zudem eine bemerkenswerte Ausdruckskraft waren die Merkmale ihrer kraftvollen Stimme. Viel Applaus etwa für die filigran interpretierte Arie „Let the Bright Seraphim“ von Georg Friedrich Händel oder Johann Sebastian Bachs Jubelkantate „Jauchzet Gott in allen Landen“. Am Schluss der überraschende Höhepunkt des Abends, als die Sängerin Leonard Bernsteins „Some-where“ aus dem Musical „West Side Story“ vortrug, in dem sie derzeit auf der Bühne zu sehen ist. Gemeinsam mit den einfühlsam spielenden Bläsern des Rennquintetts geriet dieses Lied zu einem Erlebnis, an das man noch lange denken wird. Schließlich noch ein gemeinsam gesungenes „Stille Nacht“ am Ende eines ganz und gar nicht stillen Konzertabends. Nicht enden wollender Applaus und die Vorfreude auf das kommende Weihnachtskonzert des Rennquintetts in Pirmasens.

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