Pirmasens Hochschule: Wie eine Schatzkammer voller Algen eine Ministerin begeistert

Umweltministerin Katrin Eder ist beeindruckt von der Algensammlung an der Hochschule in Pirmasens und den Zielen, die Michael La
Umweltministerin Katrin Eder ist beeindruckt von der Algensammlung an der Hochschule in Pirmasens und den Zielen, die Michael Lakatos und sein Team in Zusammenarbeit mit anderen Fakultäten und der Wirtschaft verfolgen.

Die Forschenden der Hochschule tauchen ein in eine Welt, wo die Natur die Blaupause für bahnbrechende Entwicklungen bietet – von innovativen Baustoffen bis hin zu umweltfreundlichen Biokunststoffen. Ein alter Organismus könnte das Geheimnis für die Zukunft bergen. Eine Ministerin ist begeistert.

„Ich bin schwer fasziniert“, bekannte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder, als sie sich am Donnerstag über die Forschung des Teams der Integrativen Biotechnologie am Standort Pirmasens der Hochschule Kaiserslautern informierte. Die Umweltministerin hatte um einen Termin bei Michael Lakatos, dem Leiter der Forschungsgruppe Integrativen Biotechnologie und seinem Forschungsteam gebeten. Sie habe unbedingt mehr darüber erfahren und ihren Horizont erweitern wollen, verriet die Ministerin bei ihrem ersten Besuch am Hochschulstandort Pirmasens.

Auf das Thema war sie Mitte vergangenen Jahres gestoßen, bei der Auftaktveranstaltung zur neuen Förderperiode des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Michael Lakatos hatte dort als gelungenes Beispiel aus der vorangegangenen Förderperiode die Forschung zu proteinbasierten Hybrid-Materialien und Wirkstoffe aus Mikroalgen vorgestellt.

Eder: „Wir haben immer noch Kühlschränke“

„Wir reden über Transformation“, verdeutlichte die Ministerin, dass derzeit tiefgreifende Veränderungsprozesse ablaufen. Manchen Menschen könnten diese Veränderungen nicht schnell genug gehen. Andere würden sie aus Angst bis aufs Messer bekämpfen. Den Hochschulen komme bei diesen Transformationsprozessen eine entscheidende Rolle zu, unterstrich die Ministerin. Sie erinnerte an das FCKW-Verbot in den 80er-Jahren. Viele hätten damals Angst gehabt, „dass wir keine Kühlschränke mehr haben. Wir haben immer noch Kühlschränke“, stellte Eder fest. Jetzt gehe es zum Beispiel um PFAS (eine besondere Gruppe von Industriechemikalien) und deren Verbot sowie die Suche nach Ersatzstoffen, um die positiven Eigenschaften der PFAS zu erhalten, ohne deren negative Begleiterscheinungen in Kauf nehmen zu müssen.

Die Forschungsarbeit in Pirmasens steht unter dem Motto: Biodiversität trifft Biotechnologie. In Zusammenarbeit mit Unternehmen, Institutionen und anderen Fakultäten werden zum Beispiel biobasierte und damit kompostierbare Biokunststoffe, naturbasierte Farben, die auch in Lebensmittel eingesetzt werden können, oder neuartige Verbindungen von Beton erforscht. „Was sie tun, kann uns bei der Kreislaufwirtschaft helfen“, sagte Eder.

Blick auf älteste Algenart der Welt

Grundlage für die Forschung sind Cyanobakterien und Algen. Eine Schatzkammer der Biodiversität nannte Eder das Algenlabor an der Hochschule. Hier findet sich zum Beispiel die derzeit älteste bekannte Algenart der Welt, die bei einer Forschungsreise in Spanien isoliert wurde und in Pirmasens auf ihre zahlreichen Eigenschaften hin untersucht wird.

Es gehe um Grundlagenforschung, weil man die Biodiversität verstehen wolle, verstehen wolle wie Organismen und Lebensgemeinschaften interagieren, welche Eigenschaften sie haben. Darauf aufbauend wird entwickelt und geforscht, um Prozesse, die im Labor funktionieren, bezahlbar und für die industrielle Anwendung nutzbar zu machen, um so die Umwelt und Klima zu schützen, erläuterte Lakatos. Wie die Vision von Gebäudefassaden mit integrierten Algenreaktoren, die CO2 binden. Das verbessert die Luftqualität. In Stuttgart werde so eine Fassade realisiert. Der benötigte Algenreaktor, sozusagen ein Prototyp, steht im Pirmasenser Labor.

Enge Zusammenarbeit mit Firmen der Region

„Ich muss aufpassen, dass ich mich hier nicht verquatsche“, war die Ministerin sichtlich begeistert. Sie erfuhr von Prodekan Georg Kling, dass am Hochschulstandort Pirmasens Nachhaltigkeit ein ganz wichtiger Begriff ist. Er verwies unter anderem auf Projekte in den Bereichen Angewandte Pharmazie, Industriepharmazie oder Chemietechnik. Hochschulpräsident Hans-Joachim Schmidt verwies auf verschiedene, teils mit enormen Forschungsetats ausgestattete Nachhaltigkeitsprojekte an der Pirmasenser Hochschule. Geforscht wird beispielsweise an biobasiertem Schaumstoff für Matratzen, an biologisch wirklich abbaubaren Folien oder Folien für die Raumfahrt.

Der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick verwies auf die enge Zusammenarbeit der Hochschule mit Firmen in der Region und dem in direkter Nachbarschaft befindlichen Pirmasenser Prüf- und Forschungsinstitut PFI. Pirmasens müsse immer ein bisschen kämpfen – das gelte für die Stadt und den Hochschulstandort –, um auch an der Rheinschiene wahrgenommen zu werden, konstatierte Schmidt.

x