Pirmasens „Ich sollte sie mal wieder baden“

Andreas Hofmeir – Tubist und Kabarettist.
Andreas Hofmeir – Tubist und Kabarettist.

Das Pirmasenser Konzert mit Andreas Hofmeir war 2018 einer der Höhepunkte des Festivals Euroclassic. Der Grenzgänger Hofmeir – Echo-Preisträger, Mozarteumsprofessor, Gründungsmitglied von „LaBrassBanda“, Kabarettist und Bestseller-Autor – ist mit unterschiedlichen Programmen unterwegs. Aktuell zum Beispiel mit „Stradihumpa“, dem Programm des letztjährigen Pirmasenser Konzerts, und mit „Brazilian Night“, bei dem er mit drei Jazz-Musikern gemeinsame Sache macht – so auch am Sonntag im Mannheimer Capitol. Und da ist das Kabarettprogramm „Kein Aufwand! Teil 1“. In seinem trockenen Stil liest Andreas Hofmeir dabei aus seinen Erfahrungen als Tubist und Weltreisender, in epischer Breite und lyrischer Würze. Dazu gibt es Musik aus der Tuba, begleitet von Gitarre, Akkordeon und Klavier. Über all das und seine Tuba Fanny sprach Hofmeir mit unserem Redakteur Christian Hanelt.

Wie geht es Ihrer Tuba Fanny?

Ich denke ganz gut, obwohl sie äußerlich ziemlich mitgenommen ausschaut. Im Herbst bin ich nämlich mit ihr in Kolumbien gewesen, und auf der Heimreise wollte ich im Trichter etwas Rum mit nach Hause nehmen. Das hat aber der Zoll dort gerochen und den Rum konfisziert. Leider hatten die Zollbeamten aber wohl vergessen, wie die Tuba im Koffer lag. Sie haben sie dann verkehrt herum hineingelegt, was zur Folge hatte, dass die Kiste nicht mehr zuging. Also, sie ging dann schon zu, aber erst, nachdem sich alle Mann draufgesetzt hatten. Jetzt ist der Trichter sehr zerbeult und die Maschine ganz krumm eingedrückt. Aber ich finde, sie klingt jetzt sogar besser. Haben Sie schon mal daran gedacht, sich von ihr scheiden zu lassen oder gar Tuben-Bigamist zu werden? Nur weil sie ein paar Dellen hat? Das macht doch keinen Sinn. Natürlich versucht man mir permanent neue Modelle, frisch und unverbraucht, anzudrehen. Aber seien wir uns mal ehrlich: Irgendwann kommen immer die Gebrauchsspuren, so ist das halt. Und Fanny und ich sind halt aufeinander eingespielt – 20 Jahre mittlerweile. Außerdem klingt keine auch nur annähernd so gut. Warum haben Sie Ihre Tuba auf den Namen Fanny getauft? Mei, der ist so schön altbairisch und riecht nach Küche. Ist Fanny eifersüchtig auf andere Begleiterinnen? Auf keinen Fall. Sie ist schweig- und genügsam. Sehr angenehm. Und umgekehrt? Das schon eher... Woran würden Sie Fanny mit verbundenen Augen erkennen? Am Geruch. Und das ist jetzt mal kein Kompliment .... Ich sollte sie mal wieder baden. Warum musste es ausgerechnet eine Tuba sein – sexy ist die nicht gerade? Ich wollte ja auch Schlagzeuger werden. Aber wir hatten in der Blaskapelle keinen Tubisten mehr, da wurde ich nicht lange gefragt. Auch im Gymnasium wurden damals die Instrumente einfach eingeteilt. Freie Instrumentenwahl, das gab es damals nur in der Waldorfschule. Aber ich bin ganz zufrieden, und schaun Sie mal: die Kurven ..... wenn das nicht sexy ist? Begonnen haben Sie in der Stadtkapelle Geisenfeld. In einer solchen Kapelle ist man als Tubist doch bestimmt unterfordert? Das kommt ganz darauf an, wie talentiert und fleißig man ist. Ich kann mich noch an meinen ersten Marsch erinnern, mit zwölf. Ich hab’ den ersten und den letzten Ton erwischt, den Rest hab’ ich nur verdutzt zugeschaut. Wann haben Sie erkannt, dass mit der Tuba mehr zu machen ist, als in einer Blaskapelle zu spielen? Das war drei Jahre später, als ich das erste Mal zu einem Orchesterkurs gefahren bin. Da habe ich Bauklötze gestaunt, was alles möglich ist. Der eine Dirigent dort hat zu mir gesagt: „Ich zahle Dir viel Geld, wenn Du mit Tubaspielen aufhörst!“. Und der andere: „Nimm doch bitte mal Unterricht!“ Ein Tubist in einem Orchester hat ja doch etwas weniger zu tun als ein Geiger – bekommen Sie dennoch gleich viel Geld? Ja, erfreulicherweise. Manchmal sogar der Tubist noch mehr. In Bonn im Orchester sind sie deswegen sogar gegeneinander vor Gericht gezogen. Und ihr Talent als Kabarettist. Wann haben Sie das entdeckt? Das kam schon in der Schule. Als Klassenclown war ich für die bunten Abende zuständig. Nach dem Abitur habe ich dann gleich eine sehr erfolgreiche Musikkabarettgruppe gegründet. Später machte ich dann Politsatire in Theaterform. Und im Moment bin ich autobiografisch. Sie kommen mit „Brazilian Night“ nach Mannheim. Was spielen Sie? Das Programm ist ziemlich neu – es ist erst unser fünfter Auftritt damit. Gespielt wird brasilianische Musica Popular, also unter anderem Sambas, Bossa Novas und Choros. Eine Musik, die mich jedesmal aufs neue fasziniert. Sie haben im vergangenen Jahr in Pirmasens mit Benjamin Schmid gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie an das Konzert? Das Projekt ist ja noch ganz frisch, quasi in den Kinderschuhen. Man kann fast sagen, dass das Publikum in Pirmasens ein Testpublikum war. Und der Abend ist, soweit ich mich erinnere, sehr gut gegangen. Wir hatten auf jeden Fall irgendwann keine Zugabe mehr .... Wann erscheint Ihre nächste CD? Und was ist darauf zu hören? Das nächste CD-Projekt ist eine neue Tuba-Harfen-Scheibe mit dem Titel „Besser ohne Worte“. Gemeinsam mit meinem Duopartner Andreas Mildner spiele ich Lieder und Arien von Schumann, Schubert, Wagner und Puccini sowie Opern-Paraphrasen von Bellini und Bizet. Die Platte erscheint Anfang November. An welchen neuen Projekten arbeiten Sie gerade oder was ist in Planung? Im Moment schreibe ich gerade an einer gereimten halbstündigen Starkbierrede und in den nächsten Monaten werde ich dann ein neues Kabarettprogramm entwickeln .... Info —Für das musikalische Kabarett am Freitag, 23. August, 20 Uhr, in der Alten Post in Pirmasens sind noch keine Karten erhältlich. —Karten für das Konzert „Brazilian Night“ am Sonntag, 28. April, 19 Uhr, im Mannheimer Capitol gibt es Karten zu 25 und 28,20 Euro unter anderem im Internet unter www.eventim.de. —Infos zu Andreas Hofmeir stehen im Internet unter https://andreas-martin-hofmeir.com.

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