Dahn Jazzsängerin Cécile Verny spaziert durch verschiedene Welten

Frau mit hochkarätiger Stimme: Cécile Verny.
Frau mit hochkarätiger Stimme: Cécile Verny.

Voller Freude hat Holger Ryseck, Vorsitzender der Jazz-Freunde, vor fünf Jahren das Mekka des Jazz über dem Dahner Felsenland ausgerufen. Grund war das Konzert des Cécile Verny Quartets bei den Jazz-Freunden. Nun kehren die Musiker dorthin zurück. Cécile Verny erzählte Christiane Magin, wie ihre Kindheit sie prägte – und wie das Publikum ein Konzert beeinflusst.

Sie spielen in mehreren Bands. Was macht das Quartett so besonders?
Auf jeden Fall die Menschen. Jeder bringt seine Geschichte mit und sein eigenes musikalisches Vokabular. Deswegen klingt unsere Musik so, das sie uns entspricht. Außerdem ist es die Band, die ich selbst gegründet habe. Das Besondere ist, dass wir nur eigene Kompositionen spielen – und das seit 30 Jahren. Das ist schon ein Wort. Natürlich wandelt sich unsere Musik. Aber genau das bedeutet Jazz für mich: offen und neugierig zu sein. Unsere Kompositionen sind ganz bestimmt von unseren Vorlieben beeinflusst.

Was ist das für ein Vokabular?
Wir sind zu viert, jeder ist anders aufgewachsen. Der eine hört vielleicht ein bisschen mehr Rock, der andere Jazz und der dritte vielleicht mehr Klassik. Was dabei an Kompositionen herauskommt, ist originell und besonders. Jazz ist zwar die Quelle von so viel aktueller Musik: von Soul, Rhythm and Blues … Außerdem ist es die Musik, die uns zusammengebracht hat. Wir leben aber nicht in einem goldenen Turm. Wir Musiker hören, was in der Welt passiert. Was dabei herauskommt, ist eine Musik, die eine Band spiegelt, die eine gewisse Reife hat. Gerade, weil wir schon so lange miteinander arbeiten.

Wie beschreiben Sie Ihren Stil?
Es ist schwer Musik zu fassen. Viele Jahre waren wir in Richtung Weltmusik unterwegs. Gesetzt ist nur, dass alles, was ich mache, afrikanische Einflüsse hat. Dort bin ich geboren. Erst mit 12 Jahren bin ich nach Frankreich gekommen. Das prägt. Schon allein durch das, was ich als Kind gehört habe. Ich bin morgens eher mit Miriam Makeba aufgestanden als mit Helene Fischer. Zentral bei uns ist aber Jazzmusik. Leider wurde die eine Zeit lang hoch intellektualisiert.

Welche Art Jazz gefällt Ihnen?
Die intellektuelle Phase klammere ich lieber aus und besinne mich auf das, was Jazz am Anfang war. Eine Musik, die berührt, ohne beeindrucken zu müssen und den Musikern wie auch dem Publikum Spaß macht. Es ist schön, wenn man eine Musik ohne Vorkenntnisse genießen kann. Wenn man sie trotzdem hat, kann man natürlich noch tiefer eintauchen.

Haben Sie Vorbilder?
Was ich höre, wechselt immer wieder. Momentan ist das zum Beispiel der amerikanische Gitarrist John Mayer, der sich musikalisch zwischen Blues und Popmusik bewegt. Oder Lizz Wright, die wunderbar gospelig klingt. Ich hab“ aber auch meine Bruno-Mars-Phasen. Und auch Ella Fitzgerald darf nicht fehlen.

Was erzählen Sie mit Ihren Liedern?
Schwer zu sagen. Wir haben inzwischen etwa 100 eigene Kompositionen. Unsere Musik ist ein Spaziergang durch ganz verschiedene Welten. Auf jeden Fall sind es Themen aus dem Jetzt, die uns bewegen. Das soll aber nicht heißen, dass wir eine Protestband sind. Unsere aktuelle CD heißt „Of Moons and Dreams“, also „Vom Mond und Träumen“, weil die meisten Songs genau davon handeln. Wir haben aber auch angefangen, neue Sachen zu komponieren. Einige Texte wurden uns glücklicherweise geschenkt. Außerdem arbeiten wir an Gedichtvertonungen von William Blake. Ein, zwei Stücke sind rockiger als sonst. Wer weiß, vielleicht probieren am Samstag etwas Neues aus. Das kommt aber darauf an, wie es uns geht und wie die Schwingungen des Publikums sind.

Sie schaffen es doch ganz wunderbar, mit Ihrem Publikum eine emotionale Bindung aufzubauen …
Ich glaube, es ist eine meiner Stärken, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. (lacht) Oh je, hoffentlich gelingt mir das am Samstag wieder. (überlegt) Für mich ist es grundlegend, dass in irgendeiner Art und Weise ein Kontakt zum Publikum entsteht. Ansonsten kann man auch zu Hause bleiben, die Füße hochlegen und ganz gemütlich eine Platte hören. Im Zentrum eines Auftritts steht die Kommunikation.

Inwiefern?
Ich kommuniziere mit den Musikern, die hinter mir stehen, genauso wie mit dem Publikum im Saal. Ich muss beide ansprechen. Es gibt ein Grundlevel, das man immer hat. An manchen Tagen fliegt man aber auch einfach, weil alles ist, wie es sein soll und sich alles fügt. Ein Auftritt ist ein Balanceakt zwischen der eigenen Befindlichkeit und dem, was das Publikum sucht, braucht und möchte.

Mit dem Gitarristen Johannes Maikranz haben Sie eine CD mit deutschem Liedgut herausgebracht. Warum?
Ich liebe Deutschland und lebe schon seit einigen Jahren hier. Vielleicht ist das meine Art, Dankeschön zu sagen. Oder es ist eine Botschaft an die Menschen, die Angst haben, dass die deutsche Kultur verloren geht, weil sie sich ihrer Meinung nach zu sehr vermischt. Einflüsse von Außen können aber auch eine Bereicherung sein. Ich bin gerne hier, spreche gerne die deutsche Sprache und möchte auf keinen Fall als Bedrohung wahrgenommen werden. Deswegen singe ich Lieder von Hildegard Knef, Zarah Leander und Schubert.

Was verbinden Sie mit Dahn?
Für uns sind die Jazzfreunde ein großes Glück. Es ist nicht selbstverständlich, dass es Leute gibt, die ehrenamtlich arbeiten, nur damit wir unser Metier ausüben können. Das verdient viel Respekt und Anerkennung. Eine Dame backt vielleicht ihren Lieblingskuchen, andere schmieren Brötchen und belegen sie liebevoll. Es ist toll, dass wir das am Samstag wieder im Alten E-Werk auftreten können. Auf die Atmosphäre dort freuen wir uns schon.

Info

Samstag, 13. April, 20.30 Uhr, Dahn, Altes E-Werk, Cécile Verny Quartet, Karten gibt es nur an der Abendkasse. Reservierungen sind nicht möglich.

Zur Person: Cécile Verny

Ihre Stimme ist von unglaublicher Fülle, Schönheit und klanglichen Facetten. Mal kraftvoll und energetisch, dann wieder zart und beinahe verletzlich. Dabei hatte die von der Elfenbeinküste stammende Sängerin nie Unterricht. Das Cécile Verny Quartet gibt es inzwischen seit drei Jahrzehnten. Das sind Cécile Verny (Gesang), Bernd Heitzler am Bass, Pianisten Andreas Erchinger und Lars Binder, der auch Schlagzeug spielt. Auf einzigartige, charmante Art verbindet Cécile Verny ihre Liebe zum Gospel, Chanson, den Gesängen ihrer westafrikanischen Heimat und amerikanischen Jazz-Standards – mal sanft, mal animalisch, zu einer Melange mit viel Soul. Die Band bewegt sich dabei archaisch bluesig, lässig groovend, rockig schiebend, erdig stampfend genauso wie rhythmisch raffiniert, melodisch kokett, melancholisch delikat und auch gebetsmäßig inbrünstig bis gospelig - und das mit großartiger Musikalität und unbändiger Spielfreude und Improvisatonsreichtum.

Info

Samstag, 13. April, 20.30 Uhr, Dahn, Altes E-Werk, Cécile Verny Quartet, Karten gibt es nur an der Abendkasse. Reservierungen sind nicht möglich.

Zur Person

Die Stimme der 1969 in Abidjan geborene Cécile Verny ist von unglaublicher Fülle, Schönheit und klanglichen Facetten. Mal kraftvoll und energetisch, dann wieder zart und beinahe verletzlich. Dabei hatte die von der Elfenbeinküste stammende Sängerin nie Unterricht. Das Cécile Verny Quartet gibt es seit drei Jahrzehnten. Die Mitspieler sind Bernd Heitzler (Bass), Andreas Erchinger (Piano) und Lars Binder (Schlagzeug). Auf einzigartige, charmante Art verbindet Verny ihre Liebe zum Gospel, Chanson, den Gesängen ihrer westafrikanischen Heimat und US-Jazz-Standards – mal sanft, mal animalisch, zu einer Melange mit viel Soul. Die Band bewegt sich archaisch bluesig, lässig groovend, rockig schiebend, rhythmisch raffiniert, melodisch kokett und gospelig.

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