Pirmasens Jiddische Klänge zum Abschied

91-90013803.jpg

Ein musikalischer Höhepunkt war es, ein rauschendes Konzert zum Abschied von Peter Gortner, der nach zehn Jahren, in denen er den Chor Schir beMataná musikalisch geleitet hat, zu neuen Ufern aufbricht. Die Protestantische Kirche in Thaleischweiler war zum Bersten voll. Dass die Heizung ausgefallen war, fiel keinem auf.

Ein fröhlich-fetziges Konzert kündigte Johannes Werle, Pfarrer der Protestantischen Kirchengemeinde in Thaleischweiler-Fröschen, an, das auch Dekanin Zimmermann-Geisert nicht versäumen wollte. Und auch Bezirkskantor Maurice Croissant war gekommen, denn letztendlich war er es, der den damals 16-jährigen Peter Gortner an die Hand nahm und ihn sein Fach lehrte. Matthias Helms, ehemaliger Pfarrer in Rodalben (Geige und Gesang), Thomas Damm (Gitarre), Rainer Ortner (Akkordeon) und Knud Krautwig (Kontrabass) spielen schon lange zusammen und tragen mit ihrer Musik zum christlich-jüdischen Dialog bei. Das fand der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau. Am Sonntagabend eröffneten sie das Konzert mit „Schalom Chawerin“, einem jüdischen Volkslied, während der 23-köpfige Chor eintrat, sich auf der Bühne formierte und vokal in die Musik einstieg. Mit Schir Bematana präsentierten Naschuwa und die Singgruppe das Lied zum Chor. Übersetzt bedeutet der Name des Liedes, nach dem sich der Chor benennt, „Ein Lied als Geschenk!“. Ein Geschenk waren die Lieder am Sonntag für die, die sie zum Klingen brachten und auch für das Publikum, das sie genießen durfte. Protagonist des Abends war eindeutig Matthias Helms, der inzwischen Pfarrer in Frankfurt am Main ist. Er, ein begnadeter Entertainer, moderierte den Abend und die Lieder, erklärte die Themen, die sich hinter dem hebräischen Gesang verbergen und hielt das Publikum mit mancher humorvollen Anekdote bei der Stange. Auch führte Helms das Publikum in die Gemütslagen von „Hawa Nagila“ ein, das Naschuwa, der Chor und das Publikum gemeinsam spielten und sangen, und das die Stimmung auf die Höhe trieb. Das sei das wahre Geheimnis der Musik, findet Helms, dass sie verbindet. Vielleicht fand sich aus diesem Grund auch „Abana Lathi fis sama“ auf dem musikalischen Programm. Es ist eine Musik aus Palästina: das Glaubensbekenntnis auf Arabisch. Mit „Schir Laschalom“, einer Friedenshymne, wurde Schimon Peres, dem kürzlich verstorbenen ehemaligen israelischen Staatspräsidenten, gedacht, der 1994 den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Stand Peter Gortner während des Konzerts im Schatten von Helms, war er dennoch der heimliche Star, den der Chor nur schweren Herzens ziehen lässt. Er legt seine Arbeit als musikalischer Leiter des Chors nieder, weil die Examensphase beginnt und er bald ins berufliche Leben einsteigen wird. „Wie es konkret weitergeht, weiß ich selbst erst Ende Oktober“, sagt Gortner, der gerührt war über all die persönlichen Geschenke zum Konzertende. Zu Gortners Freude war auch sein Chor aus Neckarhausen angereist – mit 28 Mann. Doch auch aus der Umgebung wollte offenbar keiner die aus Osteuropa stammende traditionelle jüdische Musik versäumen, die mal fröhlich, mal melancholisch daherkam. 200 Menschen drängten sich in der Kirche, die ein wundervolles Ambiente für den Anlass bot. Viele nahmen es in Kauf zu stehen. Die Chorarbeit in Thaleischweiler wird mit Gortners Weggang nicht enden. Pfarrer Werle ist schon mit einem Nachfolger im Gespräch.

x