Pirmasens Johnny Cash und Franz Schubert vereint

Alexandre Zindel bei seinem zweiten Konzert im Vinninger Kulturzentrum.
Alexandre Zindel bei seinem zweiten Konzert im Vinninger Kulturzentrum.

„Wild Flower“, ein Folksong aus Amerika, eröffnete am Sonntag in der Alten Kirche in Vinningen das Konzert des Sängers Alexandre Zindel. Seine Lieder begleitet er mit einem ungewöhnlichen Instrument: der Autoharp. Gleich vier dieser Instrumente hat der Künstler auf der Bühne aufgestellt – die Erklärung hierfür gab er nach dem ersten Song: jedes der Instrumente hat eine andere Stimmung und findet, je nach Genre, seine eigene Verwendung zur Begleitung von Chansons, Folk, Country-, und Rockmusik.

Die Autoharp, eine deutsche Erfindung, erstmalig vor 140 Jahren in Sachsen gebaut, kann, so Zindel, ähnlich wie eine Zither oder ein Zimbal, auf einem Tisch liegend gespielt, oder beim Spiel eng vor dem Oberkörper gehalten werden – eine Variante, die Zindel bevorzugt. Dem folgenden Volkslied aus dem 18. Jahrhundert „Kein Feuer, keine Kohle“ verlieh er, obwohl tonal in Originalversion, durch seine eigene rhythmische Interpretation den Charakter eines Countrysongs. Alexandre Zindel singt und spielt seine Lieder nicht nur, er spielt auch mit ihnen. Er verändert und lässt dabei dem Ohr des Publikums doch bei jedem Vortrag die Vertrautheit der Originaltitel. So auch bei dem Stück „Morning Has Broken“, einem schottischen Volkslied aus dem 16. Jahrhundert, bekannt geworden in den 1970er Jahren durch Cat Stevens. Hier kam die Stimme des ausgebildeten Baritons besonders zur Geltung: weich, samtig, dabei glockenklar. Geradezu genial sind seine Wechsel in verschiedene Stimmfärbungen mit denen er jedem Lied eine eigene Note gibt. Jedem Vortrag schickt er seine Geschichte voraus, so auch „Walk The Line“, einem Lied von Johnny Cash, das auch Titellied eines Films über Cash ist, der Zindel die Autoharp nahe gebracht hat. Zindel bezieht auch das Publikum in sein Programm ein – er kündigt ein Werk aus dem Bereich der Klassik an, „Die Forelle“ von Franz Schubert, fragt aber nach, von wem der Text stammen könne. Aus dem Bereich „Chanson“ wählt er Edith Piafs „Non, je ne regriette rien“ aus, verleiht dem ein wenig trotzig angehauchten „nein, ich bedaure nichts“ mit viel Schmelz und zartem Ausdruck einen eher träumerischen, leichten Rückblick auf ein bewegtes Leben. Mit „Kleiner Bach“ stellte Zindel dann eine beeindruckende Eigenkomposition vor, und mit Charles Trenets „La Mer“ zeigt er die Vielseitigkeit seines Instruments – er entlockt seiner Autoharp die perlenden Töne der Harfe. Interpretationen von Steven Fosters Werken erinnern an die Zeiten der Raddampfer in Amerika. Als wildes Kind des Blues bezeichnet Zindel den Rock’n’Roll. Auch hiervon gibt er eine Kostprobe: „Blue Suede Shoes“ von Carl Perkins in englischer, französischer und deutscher Version – eine Version von Paul Kuhn, in der dieser bittet, nicht auf seine blauen Wildlederschuhe zu treten. Für den begeisterten, lang anhaltenden Schlussapplaus bedankte sich Alexandre Zindel mit dem Schottischen Volkslied „Auld lang Syne“ und der deutschen Version davon, „Nehmt Abschied Brüder“, und setzte damit einen passenden Schlusspunkt unter einen schönen Konzertabend mit durchweg bekannten Melodien aus einem großen musikalischen Spektrum.

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