Pirmasens Kugel, Speer, Tischtennis und Deep Purple

„Er ist ungemein ehrgeizig und arbeitet akribisch“, sagt sein Trainer über Leo Wirth, den amtierenden U16-Hallen-Landesmeister i
»Er ist ungemein ehrgeizig und arbeitet akribisch«, sagt sein Trainer über Leo Wirth, den amtierenden U16-Hallen-Landesmeister im Kugelstoßen vom Turnerbund Hermersberg.

Leo Wirth macht beim Training im ersten Moment einen recht gechillten Eindruck, um im nächsten Augenblick zu „explodieren“. Der Weselberger ist amtierender Rheinland-Pfalz-Meister der Altersklasse U16 im Kugelstoßen (Halle) und im Speerwurf. Leo ist ein zurückhaltender Junge, 14 Jahre alt, groß und stämmig. Fußballspielen ist nicht seins, probiert hat er es aber. 2016 tritt der damals Zwölfjährige dem Turnerbund Hermersberg bei. In der Leichtathletik will er sich versuchen. Sein Trainer Martin Reiser entdeckt sofort das Talent zum Werfen. Anfänglich Ballweitwurf, dann Kugelstoßen und Speerwurf sind die Disziplinen, in denen er top ist. Beim ersten Wettkampf, der Hallen-Bezirksmeisterschaft im Februar 2017, wird der Weselberger U12-Westpfalzmeister mit der drei Kilogramm schweren Kugel. Dann geht es Schlag auf Schlag, besser gesagt Stoß auf Stoß aufwärts. Im Januar dieses Jahres wird Leo Wirth Hallen-Pfalzmeister mit der Vier-Kilo-Kugel, die er 12,64 Meter weit stößt. Als Newcomer startet er auch bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften und steht am Ende als Sieger auf dem Podest. Mit einem super Stoß auf 13,35 Meter im dritten Versuch zeigt er der Konkurrenz seine Klasse. 1,20 Meter Vorsprung hat er auf den Zweitplatzierten. Im Jahr zuvor verpasste er in der Halle mit der vier Kilo schweren Kugel mit einer Weite von 11,01 Meter um fünf Zentimeter den Einzug ins Finale der besten acht. „Dieses Jahr wollte ich es besser machen. Ich bin froh, dass es geglückt ist“, sagt der 14-Jährige mit den starken Armen. Dabei läuft der Beginn in der Ludwigshafener Sporthalle bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften gar nicht nach Plan. Nervosität macht sich breit, gepaart mit Unsicherheit. Die Konkurrenz beäugt den Newcomer, der Nerven zeigt und im ersten Versuch mit 11,38 Meter weit unter seinen Möglichkeiten stößt. Sofort sucht er den Kontakt zu seinem Trainer, der genau weiß, wie sein Schützling tickt und was ihm hilft, die Blockade im Kopf zu lösen. Viele Worte fallen nicht, sie reden eher spärlich, Leo sieht seinen Trainer mit großen Augen an, der ihn eine gefühlte halbe Ewigkeit in den Arm nimmt. Der Puls geht runter, die Aufregung legt sich, der Fokus vor dem zweiten Stoß liegt in einer sauberen Technik, und darin, die vielen kleinen technischen Finessen beim Gleiten bis zum Stoßen in dem Kugelstoßring mit einem Durchmesser von 213,5 Zentimetern mit maximaler Schnellkraft auszuführen. Schnell zeichnet sich ab, dass das ein Superstoß ist. Bei 13,35 Meter hat die Metallkugel ersten Bodenkontakt. Die Wettkampfrichter sind sofort zur Stelle und legen das Maßband an. Die weiße Fahne geht hoch, der Versuch ist gültig. „Das war der Rheinland-Pfalz-Meister-Stoß“, sagt der frisch gebackene Kugelstoß-Landesmeister rückblickend. Und der Konkurrenz bleibt nur die Gratulation an Sieger Leo Wirth. „Süddeutsche“ als nächstes Ziel Nach den Zielen gefragt, richtet Leo Wirt den Blick wieder zum Trainer. „Schaffe ich die 13,50 Meter dieses Jahr noch?“, fragt er. Reiser ist sicher: „Die sind drin, es sind auch 14 Meter drin, wir müssen an der Beweglichkeit arbeiten.“ Selbst beim lockeren Stoßen fürs RHEINPFALZ-Foto nutzt der Coach die Möglichkeit zur Korrektur. „Winkel der Schulter verbessern, Hüfte schneller vor“, analysiert er in Sekundenschnelle die Bewegung. Die Beiden sind ein eingespieltes Team, die Chemie zwischen Sportler und Trainer stimmt. „Er ist ungemein ehrgeizig, er arbeitet akribisch – beste Voraussetzungen für sportlichen Erfolg“, beschreibt er seinen Schützling. Das Ziel für die nächste Saison lautet Qualifikation für die süddeutsche Meisterschaft. Aber auch im Speerwurf ist Wirth erfolgreich. Obwohl er nur wenige Wochen die technischen Abläufe trainiert hatte, beförderte er den 600 Gramm wiegenden Speer bei den Pfalzmeisterschaften so weit, dass es zum Titelgewinn reichte. Daneben spielt Leo Wirth beim SV Weselberg Tischtennis und Hammond-Orgel – am liebsten „Deep Purple“. Fast wie Jon Lord, der legendäre Organist der Rockgruppe, greift er bei „Child in time“ in die Tasten. Kugelstoßring daheim im Garten Das Kugelstoßtalent entdeckte ein Grundschullehrer im Sportunterricht der dritten Klasse. „Du wirst mal Kugelstoßer“ – an jenen Satz seines Sportlehrers erinnert sich Leo Wirth noch heute im Wissen, dass der Lehrer damals recht hatte. Sein Ziel ist klar gesteckt: Irgendwann will ich es schaffen, an einer Olympiade teilzunehmen mit dem Adler auf der Brust“, sagt der 14-Jährige, als sei es das Normalste auf der Welt. Damit Leo auch zu Hause trainieren kann, hat er sich im Garten des Elternhauses einen Kugelstoßring gebaut. Der Kommentar seines Trainers dazu: „Mit Ehrgeiz, Talent und etwas Glück geht viel.“

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