Pirmasens Maurice Croissant und seine Freunde achten auf feinste Nuancen

Bezirkskantor Maurice Croissant (3. v. li.) gehört zu den Gründern der „Lords Of The Chords“.
Bezirkskantor Maurice Croissant (3. v. li.) gehört zu den Gründern der »Lords Of The Chords«.

Die zehn Sänger des Männer-A-cappella-Ensembles „Lords Of The Chords“ fanden sich vor 15 Jahren erstmals zusammen, um im Stile der weltberühmten „King’s Singers“ aus Cambridge zu musizieren. Alle Mitglieder des Ensembles sind hauptberufliche Musiker und sieben der zehn Sänger auch Gründungsmitglieder. Ihren ersten Auftritt hatten die „Lords Of The Chords“ in Bad Bergzabern und durch Bezirkskantor Maurice Croissant, der als Tenor mitwirkt, hat das Ensemble bis heute eine enge Verbindung in die Pfalz.

Darum führte sie das Jubiläumsprogramm „15 Jahre Lords Favorite Chords“ neben der Thomaskirche in Pforzheim auch in die Stiftskirche Landau und in die Johanneskirche nach Pirmasens. Die Pirmasenser Fangemeinde wusste dies zu schätzen und so war die Kirche nahezu voll besetzt, zumal es neben Croissant noch andere bekannte Gesichter zu begrüßen gab. Der Tenor Daniel Schreiber aus Walsheim trat in Pirmasens bereits einige Male als Solist bei verschiedenen Konzerten des „Jungen Kammerchores Pirmasens am Immanuel-Kant-Gymnasium“ und der Bezirkskantorei auf, und Peter Gortner, der aus Thaleischweiler-Fröschen stammt, hat sich in der Region bereits einen Namen als Organist, Chorleiter und Leiter des Männerensembles „Man(n) Singt!“ gemacht, bevor er im September 2018 als Kantor an die Christuskirche nach Karlsruhe ging. Durch das Programm des Abends, das im ersten Teil geistliche und nach der Pause weltliche Titel aus verschiedenen Jahrhunderten enthielt, führte der Bass Joe Roesler aus Leipzig, der neben den „Lords Of The Chords“ auch einige Zeit dem Leipziger „Calmus Ensemble“ angehörte, das bereits viele nationale und internationale Auszeichnungen erhalten hat. Auf originelle Art nahm er in seiner Moderation immer wieder Bezug auf das 15-jährige Bestehen der „Lords Of The Chords“, und so wurde die Zahl 15 zum Roten Faden durch das abwechslungsreiche Programm. Im sakralen Teil konzentrierte sich das Ensemble auf seine Stärken, nämlich die zeitgenössische und die Renaissance-Musik, an der sich die modernen Komponisten sehr oft extrem orientieren. Die einzige Ausnahme bildete das spätromantische Stück „Einklang“ von Hugo Wolf, bei dem die Sänger ihre besondere Legato- und Piano-Fähigkeit demonstrierten. Gleich zwei Stücke des 2014 verstorbenen Norwegers Knut Nystedt waren im Programm. Nystedt orientierte sich gerne am Palestrina-Stil. Seine enge Anlehnung an die Musik dieser Zeit schafft eine Spannung zwischen den für die frühe Renaissance typischen leeren Quinten und den dichten atonalen Klängen zeitgenössischer Musik, die nur ein Ensemble meistern kann, das so sauber und musikalisch singen und feinste klangliche Nuancen herausarbeiten kann, wie die „Lords Of The Chords“. Ähnlich eng lehnte sich auch der Komponist Krzysztof Penderecki in „Benedicamus domino“ an die alte Musik an. Trotz Cluster und Atonalität vermittelte es den Eindruck einer mittelalterlichen Haltetonfaktur. Auch hier demonstrierten die „Lords“ höchste Gesangskultur bei den schwebenden lang ausgedehnten Klängen. Darius Milhaud vertonte den Psalm 121 lautmalerisch und dramatisch. Bei den sich immer wieder vom Bass aufbauenden Klängen konnten die tiefen Bässe der „Lords“ zeigen, zu welch satter und gleichzeitig lockerer Tongebung sie in der Lage sind. Der 1928 geborene Heinrich Poos griff in seinem Satz über „Crucifixus“ von Antonio Lotti die Venezianische Mehrchörigkeit auf und schuf durch den Doppelchor interessante Klangeffekte. Ähnlich verhielt es sich beim „Ave Maria“ von Franz Biebl, bei dem es einen kleinen Echo-Chor gibt. Es war interessant, diese Paradestück des Frauenchores „Ex-semble“ aus Münchweiler einmal von Männerstimmen zu hören, in dem der Komponist alle Zartheit, Schönheit und Weichheit vertont hat, die man der Gottesmutter nachsagt. Die entspannte und auch im forte druckfreie Tongebung der Sänger verstärkte diesen Effekt noch. Eine stärkere und kraftvollere Maria meinte man im „Ave Maria“ von Ko Matsushita zu entdecken. In diesem Werk gab es eine größere dynamische Spannbreite und kaum noch tonale Gebundenheit. Doch auch hier blitzte die Vokalpolyphonie der Renaissance durch. Ein tatsächlich aus der Spätrenaissance stammendes Stück brachte das Ensemble mit „Versa est in luctum“ von Alfonso Lobo, einem Meister der venezianischen Vokalpolyphonie, zu Gehör und zeigte damit, wie stark einige der modernen Komponisten diese Musik nachempfunden haben. Um einiges lockerer aber nicht minder hochwertig präsentierte das Ensemble die weltlichen Stücke im zweiten Programmteil. Moderator Roesler hatte dazu eine fiktive Figur erschaffen: Freddy, der arbeitslose Single-Bauer und Hobby-Zirkusartist und Sänger. Die Stücke sollten auf amüsante Art Stationen seines Lebens darstellen. In Kompositionen aus der Spätromantik wie dem martialischen „The Vagabond“ von Ralph Vaughan Williams, der südeuropäisch-tänzerischen „Saltarelle“ von Camille Saint-Saens und „Traumlicht“ von Richard Strauß zeigten die „Lords Of The Chords“ Stilgefühl und in „Voix de Nuit“ von Zoltán Kodály und „Twinkle twinkle“ von Jane Taylor schwebende Klangschönheit. Bei den virtuosen Popsong-Arrangements der „Bee Gees“ und Billy Joels ließen sie es swingen und in der „Ansprache des Bauern an seinen Ochsen“ von Heinrich Poos und den beiden Zugaben „Junge komm bald wieder“ von Freddy Quinn und einem finnischen Zungenbrecher bewiesen sie eine gehörige Portion Humor.

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