Pirmasens Mitmachen: Wie hört sich ein Gemälde von Bürkel an?
Mozarts „Kleine Nachtmusik“ ist dabei, auch die Alpen-Sinfonie von Richard Strauss, aber auch „80 Millionen“ von May Giesinger und „Weit, weit weg“ von Hubert von Goisern und den Alpinkatzen, und Yann Thiersens Filmmusik zu „Die wunderbare Welt der Amélie“. Stand gestern Nachmittag gibt es schon 22 Musikvorschläge auf der Heinrich-Bürkel-Playlist bei Spotify.
Was soll das? Heinrich Bürkel (1802-1869) war ein Pirmasenser Maler, spezialisiert auf Landschaften und Genrebildern mit Bauern und Vieh. Im Forum Alte Post in Pirmasens hat er seit zehn Jahren eine sehenswerte Dauerausstellung mit 60 Ölgemälden, Zeichnungen und Skizzen, in denen man in einer anderen Welt schwelgen kann – in sieben thematisch geordneten Bereichen analog zu seinen Schaffensperioden. Das größte Gemälde ist die „Campagna-Landschaft mit Aquädukt“ von 1839. Doch mit Musik hatte Bürkel nichts am Hut, zumindest weiß man nicht, welche Musik er bevorzugte.
Ein neuer Zugang
Allerdings: Im Internet gibt es schon seit zwei Jahren Bürkel-Gemälde mit Musik – volkstümliche Musik mit dem Akkordeon hat ein User auf Youtube zu Bürkels „Tiroler Kirmes“, zur „Rauferei vor einem Wirtshaus“ und andren Bürkelwerken hochgeladen. Sie sind mehr illustrierend als anregend, und so richtig passend sind sie auch nicht, zumal es immer die gleichen Klänge ist.
Aber was ist passend? Das sollen jetzt die Besucher der Alten Post entscheiden. Sie werden aufgefordert, in der Bürkel-Dauerausstellung und in der Landschaftsausstellung der heute lebenden Malerin Monika Kropshofer Vorschläge für Klänge zu den Bildern zu machen. „So wollen wir auch Vergangenheit und Gegenwart verbinden“, erklärt Museumspädagogin Anna Wölkling. Und es geht darum, „einen anderen Zugang zu Bürkel zu finden“, erklärt sie weiter.
Neue Dauerausstellung 2026
Sicher, ein Biedermeiermaler wie Bürkel mit seinen beschaulichen Landschaftsszenen von den Alpen und volkstümlichen Szenen mit Tier und Mensch ist nicht gerade das, worauf jeder steht. Aber er ist der berühmteste Maler der Stadt, also muss man etwas für ihn tun, damit die Menschen seine handwerklich tollen Gemälde sich (wieder) anschauen. So haben Valerie Ucke und Bettina Löwen, die Kuratorinnen der Bürkel-Ausstellung ein paar Aktionen für die Besucher zum Mitmachen ausgedacht. Die Ergebnisse sollen einfließen in die für 2026 geplante neue Bürkel-Dauerausstellung.
Natürlich gibt es viele Ansatzpunkte, sich mit Bürkel zu beschäftigen, zum Beispiel Italien. Zwischen 1827 und 1853 reiste er viermal nach Italien, wo er sich längere Zeit aufhielt und wo etliche Gemälde entstanden. Die Aktion: „Gesucht: Der Soundtrack zu Heinrich Bürkel“ ist jedoch nicht Gemälde bezogen, so Wölkling. Es geht allgemein darum, in welche Stimmung einen die Gemälde von Heinrich Bürkel versetzen und wie man die in Musik fassen kann. Die Besucher sollen ihre Vorschläge auf einen Zettel schreiben und in eine Box in der Kropshofer-Ausstellung einwerfen. Einwerfschluss ist der 25. August, der letzte Tag der Kropshofer-Schau. Natürlich können sie ihr Musikstück auch mailen an altepost@pirmasens.de oder es über Social Media mitteilen.
Von Bush bis Odell
Jeder Titel wird in die eigens eingerichtete Heinrich-Bürkel-Playlist auf Spotify eingetragen. Die ist noch nicht auf der Webseite des Museums angedockt, also noch geheim, aber das wird kommen. Nur ein italienischer Titel ist unter den ersten 22: „Bella Napoli“ von Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys (die mit zwei Titeln die Liste anführen), dazu „Army Dreamers“ von Kate Bush, „Bright Eyes“ von Art Garfunkel, „Another Love“ von Tom Odell.
Auch Händels „Sarabande“ wurde vorgeschlagen, Filmmusik von Hans Zimmer („Mountain“) und Billie Holidays Jazzballade „Solitude“. Ein paar Vorschläge werden hoffentlich noch dazukommen, „100 wären gut“, so Wölkling. Dann hätte man zu jedem Bürkel-Werk ein eigenes Musikstück.
Bürkel bei Schlabbeflickerfest
Die nächste Bürkel-Aktion ist am Wochenende, 1./2. August, beim Pirmasenser Schlabbeflickerfest. Am Stand der Gästeführer kann man bei einer Umfrage zu Bürkel mitmachen sowie Wünsche und Ideen für die neue Bürkel-Dauerausstellung mitteilen. Die Publikumsbeteiligung hat Tradition: Der Audioguide „Hörbar Kunst“ zu Bürkels Kunst wurde von Kindern und Lehrern der Pirmasenser Kirchberg Realschule Plus, der Jugendkulturwerkstatt des IB und der Museumspädagogin erstellt.