Pirmasens Nach Abschied vom Rhein Neustart an der Saar

Guter Auftritt: Am vergangenen Freitag hat Mike Andreas im Völklinger Trikot sein erstes Spiel nach der Vertragseinigung absolvi
Guter Auftritt: Am vergangenen Freitag hat Mike Andreas im Völklinger Trikot sein erstes Spiel nach der Vertragseinigung absolviert. Rechts im Bild Sven Sökler, vom 1. FC Saarbrücken zum FC Homburg gekommen.

«TRULBEN/VÖLKLINGEN.» Die Zelte in der Landeshauptstadt hat er eben erst abgebrochen. Der Abschied vom Rhein indes hängt unmittelbar mit der neuen sportlichen Herausforderung zusammen. Und die führt Mike Andreas nun an die Saar. Der 20-Jährige aus Trulben spielt für den SV Röchling Völklingen. Morgen feiert der ehemalige Junioren-Bundesligaspieler aller Voraussicht nach sein Pflichtspiel-Debüt im Trikot des Regionalligisten. Der Neuling erwartet im heimischen Hermann-Neuberger-Stadion die TuS Koblenz.

Wem soll man nun eher Glauben schenken? Mike Andreas oder Wolfgang Brenner? Vor fast zwei Wochen ist der 20-Jährige als Testspieler erstmals in Völklingen aufgetaucht, zweimal beim Turnier um den „Sparkassen-Cup“ Saar aufgelaufen. „Lief ganz gut“, kommentierte Mike Andreas im Gespräch mit der RHEINPFALZ seine Leistung in den Testkicks gegen die Oberligisten Hertha Wiesbach und FV Diefflen. Wolfgang Brenner aber sah das doch etwas anders: „Überragend, gleich zweimal einfach überragend“ hat der Röchling-Vorsitzende Andreas’ Bewerbungs-Vorstellung genannt. Nun „Mr. Röchling“ Brenner ist in seinem Club eine Institution und wird jener Sorte von Vereinsfunktionären zugerechnet, die echt was von Fußball versteht. Gehen wir also davon aus, dass er es ist, der recht hat. Und dass Mike Andreas bescheiden sein Licht unter den Scheffel hat stellen wollen. In der Tat hat Brenner im Gespräch mit der RHEINPFALZ regelrecht geschwärmt von seiner späten Neuverpflichtung: „Immens lauffreudig, äußerst kopfballstark, obwohl ja nicht sehr groß; technisch stark und durchsetzungsfähig – Mike wird uns mit Sicherheit weiterhelfen können“, hat der Röchling-Chef schon reichlich Vorschuss-Lorbeer gestreut. Gezählt aber hat bei der Verpflichtung des Südwestpfälzers nicht Brenners fachkundiger Blick. Coach Günter Erhardt hat in sportlichen Belangen das Sagen. Doch auch den erfahrenen Coach (56), der die Mannschaft nach einem Husarenstreich zur Oberliga-Vizemeisterschaft und via Aufstiegs-Dreierrunde mit zwei Siegen in die Regionalliga geführt hat, haben Andreas’ erste Auftritte vollauf überzeugt. Was so sehr auch nicht verwundert, immerhin war der Mittelfeldmann kein unbeschriebenes Blatt. Sondern einer, der auf 90 Spiele in der Junioren-Bundesliga verweisen kann und bis kurz zuvor immerhin bei einem Drittligisten in Lohn und Brot stand. In den Nachwuchsteams des FSV Mainz 05 spielte Mike Andreas eine Schlüsselrolle. In der U17 wie in der U19 war er jeweils in der Junioren-Bundesliga am Ball. Als Kapitän führte der Trulbener die A-Junioren aufs Feld. Und rückte, als er vor Jahresfrist das Aktiven-Alter erreichte, zur U23 des Bundesligisten hoch. War zuvor alles weitgehend nach Wunsch gelaufen, so war die zurückliegende Saison bei Mainz II alles andere als berauschend. Nicht nur, weil die Mannschaft im Überlebenskampf in Liga drei scheiterte. Es war auch kein gutes Jahr für Mike Andreas persönlich: Im letzten Spiel bei den Junioren hatte er sich einen Bänderanriss zugezogen. Während die Kollegen die Vorbereitung absolvierten, war der damals 19-Jährige zum Zuschauen verdammt. Ins Teamtraining konnte er erst starten, als schon die ersten Spieltage absolviert waren. So richtig Anschluss finden, das gelang ihm nicht mehr: „Da waren auch etablierte Spieler auf meiner Position, an denen nur schwer vorbeizukommen war“, blickt der Südwestpfälzer auf eine nicht eben leichte Zeit in Rheinhessen zurück. Mike Andreas blieb ohne Drittliga-Einsatz. War dann mit dem Team aber in die Vorbereitung zur neuen Runde gestartet. Um dann, schon mittendrin, ganz plötzlich zu erfahren, dass er in Mainz keine Zukunft mehr hat, dass die Regionalliga-Verantwortlichen der Nullfünfer ohne ihn planen. Nun wird es ein Wiedersehen geben – auf Gegners Seite. Nach den beiden Testspiel-Vorstellungen griffen Erhardt und Brenner zu. Heute vor einer Woche lief Andreas im Vorbereitungsspiel gegen den Oberligisten FC Homburg im Waldstadion erstmals als offizielle Neuverpflichtung im rot-schwarzen Röchling-Trikot auf. Die neue Nummer sechs des SVR – in Homburg noch ohne Namenszug auf dem Dress – agierte im Mittelfeld, neben dem zweitliga-erfahrenen Nico Zimmermann. Der 31-jährige Zweibrücker ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Völklinger, neben Kapitän Rouven Weber (34) die Leitfigur in einer sonst recht jungen Mannschaft. „Ich denke, dass wir eine gute Mischung haben“, sagt Andreas über seine neue Truppe, für die es allerdings ab morgen ums blanke Überleben in der Regionalliga geht. „Das wird sehr schwer, ist aber doch möglich“, sagt der Neue, der sein Teil dazu beitragen will. Übrigens: Zu Training und Spiel pendelt Mike Andreas nach Völklingen – von Trulben aus. Nach fünf Jahren in der Fremde ist er zumindest vorübergehend wieder in seinem Elternhaus eingezogen. Als 15-Jähriger hatte er die Junioren des FK Pirmasens verlassen, um in Mainz sein Fußball-Glück zu finden. Mit dem Abitur in der Tasche ist er zurückgekehrt – und versucht jetzt, in der Regionalliga sein Teil beizutragen, dass dem Aufsteiger die Überraschung gelingt. Denn alles andere als ein Abstieg wäre für die einst in Liga zwei kickenden Feierabend-Fußballer aus der früheren Hüttenstadt fast eine Sensation.

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