Pirmasens Pirmasens: Energiepark Winzeln wird weiter ausgebaut

Der Energiepark ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Pirmasens, des PFI und der Stadtwerke.
Der Energiepark ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Pirmasens, des PFI und der Stadtwerke.

Mit der Biogasanlage und den Reaktoren zur Umwandlung von Windstrom in Erdgas laufen bereits die ersten beiden Komponenten, die seit April im Regelbetrieb reinstes Biomethan in das städtische Erdgasnetz einspeisen. Gestern besuchten Mitglieder der Grünen-Landtagsfraktion die Anlage des Prüf- und Forschungsinstituts (PFI) bei Winzeln. Sogar die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter, wollte kommen, musste aber wegen eines Unfalls absagen. „Die Qualität ist super“, schwärmte gestern der Abteilungsleiter Netz der Stadtwerke, Volker Weiland, über das zu 99,4 Prozent reine Methangas, das aus der Biogasanlage kommt, seit die so genannte Windgasanlage in Betrieb ist (wir berichteten mehrfach). 200 bis 700 Kubikmeter Biomethangas werden aktuell pro Tag in das Stadtwerkenetz eingespeist, informierte Kerstin Schulte, die Institutsleiterin des PFI. Das wären pro Jahr maximal 2,7 Millionen Kilowattstunden. Die Stadtwerke verkauften 2015 325 Millionen Kilowattstunden Gas. Es geht aber auch nicht um komplette Energieautarkie bei dem Winzler Projekt. Überschüssiger Strom aus Fotovoltaik und Windenergie soll hier gespeichert werden durch die Umwandlung in reines Biomethangas, das in extrem großen Mengen im Gasnetz der Energieversorger bevorratet werden könnte. Mit dieser Aufgabenstellung ist das PFI gestartet und die Winzler Anlage beweise, dass es im industriellen Maßstab funktioniere, meinte Andreas Hartenfels, Kuseler Landtagsabgeordneter der Grünen. „Die Technik ist jetzt da. Das hier ist die Zukunft und die steht in Pirmasens“, zollte der Grüne den PFI-Anstrengungen gestern Respekt. PFI-Leiterin Schulte will aber nicht bei dem derzeitigen Stand bleiben. Die Bioraffinerie ist der nächste Schritt. Damit soll aus Stroh, das in der Landwirtschaft so gut wie nicht zu gebrauchen ist, Gas und eine Art Biokunststoff gewonnen werden, der sogar zur Schuhproduktion taugen könnte. Für die nächste Ausbaustufe mit einer großen Thermodruckhydrolyse für das Stroh hatte das PFI laut Schulte schon Förderanträge gestellt, die jedoch von der EU abgelehnt wurden. Jetzt soll es über einen anderen EU-Topf, den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, klappen. Dafür sucht die Institutsleiterin die Hilfe der Politik. In der kommenden Woche kommt der Landtagsausschuss Umwelt und Energie nach Pirmasens und tagt im PFI – nach der Besichtigung der Anlage bei Winzeln. Sechs bis sieben Millionen Euro will das PFI in die Thermodruckhydrolyse investieren, die vereinfacht gesagt wie ein Schnellkochtopf funktioniert, um das Stroh bei hoher Temperatur und hohem Druck aufzuschließen. Das PFI hofft auf eine 60-prozentige Förderung. Wenn der Förderbescheid da wäre, könnte im Jahr 2018 schon mit dem Bau begonnen werden. Das PFI arbeitet aber nicht alleine im Energiepark. Die Stadtwerke sind mit im Boot. Hier hofft Schulte auf Unterstützung durch den Bau einer Elektrolyse, mit der Windstrom dann auch vor Ort in Wasserstoffgas und Sauerstoff umgewandelt werden könnte. Der Wasserstoff kommt derzeit von einer Elektrolyseanlage bei Mainz und wird per Tankwagen angeliefert. Der Sauerstoff aus der Elektrolyse könnte übrigens in der Felsalbe-Kläranlage gut verwendet werden für die dortigen Belebungsbecken. Eine Landesförderung für dieses Projekt sei bereits zugesagt, da für den Holzvergaser der Stadtwerke, der nun doch nicht gebaut wird, eine Millionenförderung bewilligt war, die nicht mehr benötigt wird. Als weiteren Baustein könnte sich Schulte noch eine Biomethantankstelle vorstellen, wo beispielsweise die Lastwagen der benachbarten Wasgau AG betankt werden und natürlich auch Stadtwerke-Busse sowie Privatautos. Und immer noch im Blick hat Schulte die Versorgung der Wasgau AG mit Heizwärme und Kälte für deren Kühlhäuser. Die von ihr als „Sektorkopplung“ bezeichnete Vernetzung der PFI-Aktivitäten mit Stadtwerken und Wasgau könnte nach Schultes Ansicht noch auf weiteren Gebieten erfolgen. Den eigenen Nachwuchs hätte Schulte gerne vor Ort in der Hochschule auf der Husterhöhe ausgebildet. Ein Studiengang Biotechnologie böte sich an, gab die Institutsleiterin den Grünen-Politikern gestern mit auf den Weg. „Wir haben hier ein Reallabor“, wirbt Schulte mit der Winzler Anlage. Die Anlage geht jetzt in die Vermarktung. Anfragen von Interessenten für eine eigene Biogasanlage mit Windstromumwandlung in Gas lägen vor. Das PFI habe lange mit der Vermarktung gewartet, da erst eine funktionierende Referenzanlage nötig war.

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