Pirmasens Rollator-Aktionstag: Stadtwerke und Polizei helfen beim Meistern des Alltags

Aktionstag für Rollator-Nutzende auf dem Exe: Hier ermöglicht die Rampe Helga Steinländer, bequem in den Stadtbus zu kommen.
Aktionstag für Rollator-Nutzende auf dem Exe: Hier ermöglicht die Rampe Helga Steinländer, bequem in den Stadtbus zu kommen.

Im Alter oder mit Einschränkungen selbstständig mobil bleiben und aktiv am Leben teilnehmen: Unter diesem Motto haben die Pirmasenser Gemeindeschwestern und das Netzwerk Demenz am Freitag Senioren und deren Angehörige zu einem Aktionstag auf den Exerzierplatz geladen.

Ein Bild, das man nicht alle Tage sieht: Ein Bus der Stadtwerke Pirmasens hat quer auf dem Exerzierplatz geparkt, statt am Busbahnhof unweit des Exes. Alle Türen sind geöffnet und Busfahrer Günther Andreas steht draußen statt drinnen hinter dem Steuer. Er scherzt mit den Senioren, die ihre Rollatoren mitgebracht haben, die ihnen ihre alltäglichen Wege zu Fuß erleichtern. Sie sind gekommen, um zu lernen, Bus- und Bahnfahrten selbstständig zu bewältigen und dabei etwaige Hemmnisse und Ängste abzubauen.

Helga Steinländer möchte am Simulationstraining des Aktionstages teilnehmen und zeigt Stadtwerke-Mitarbeiterin Nicole Peltzer ihren Schwerbehindertenausweis vor. Schon seit Jahren hat die alleinstehende Dame Probleme mit den Beinen, vor allem ihre beiden Knie machen ihr täglich zu schaffen. „Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, mit dem Stadtbus zum Arzt, zum Einkaufen oder in die Quartierstreffs zu fahren. Ich bin fast jeden Tag unterwegs, habe aber manchmal Probleme mit dem Ein- und Aussteigen. Im Winter ist das besonders schwierig“, sagt sie. Peltzer, die bei den Stadtwerken auch Mobilitätstrainings für Senioren durchführt, nimmt sich Steinländer an und erklärt ihr die wichtigsten Dinge.

Taste erleichtert Kommunikation mit dem Busfahrer

„Fast alle unsere Busse sind Niederflurbusse, die seitlich abgesenkt werden können. So können Sie sicher mit ihrer Gehilfe leicht und bequem einsteigen“, sagt Peltzer. In diesem Moment machen sich dunkle Wolken am Himmel breit und es beginnt, wie aus Kübeln zu schütten. Günther Andreas nimmt einen Schirm und hält ihn über den Kopf einer Frau, die ebenfalls das Ein- und Aussteigen mit ihrem Rollator übt. Anders als Steinländer steigt sie vorne ein und muss noch eine Barriere zwischen Fahrerkabine und Gästeabteil überwinden.

„Falls ein leichter Höhenunterschied zwischen Buseinstieg und Bordstein verbleibt, kann die Gehilfe mit den vorderen Rädern leicht nach oben gekippt werden“, sagt Nicole Peltzer derweil zu Helga Steinländer. Sie macht es vor. Mit dem Fuß tritt sie auf die sogenannte Ankipphilfe am Rollator und kann ihn so ganz leicht in den Stadtbus heben. Dass es außen am Bus eine Anforderungstaste gibt, die der Kommunikation zwischen dem Fahrgast und dem Busfahrer dient, gibt, weiß Steinländer nicht, obwohl sie viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Sollte es Probleme beim Einsteigen geben, kann sie diese Taste drücken, wie Peltzer weiter aufklärt, und der Busfahrer oder ein Busbegleiter kommt zu Hilfe. Für Rollstuhlfahrer wiederum es laut Fahrdienstleiter Günther Andreas auch eine Rampe, die bei Bedarf ausgeklappt werden kann. Beide, Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Gehilfen, sitzen im Bus am besten entgegen der Fahrtrichtung im sogenannten Mehrzweckbereich. Hier gibt es Klappsitze und viel Platz für einen Rollstuhl. „Das Problem ist manchmal, dass Jüngere im Bus oft keinen Platz machen, wenn er voll ist“, hat Steinländer zudem festgestellt.

Durch den Parcours mit dem Rollator

Um Menschen mit Einschränkungen im Bus zu helfen, gibt es in Pirmasens seit einigen Jahren auch Busbegleiterinnen und -begleiter. Eine von ihnen ist Petra Blinn. „Wir erleben tagtäglich, dass Leute nicht mehr so schnell oder ohne Gehilfe laufen können. Wir sehen sie schon meist an den Haltestellen sitzen oder stehen und helfen ihnen dann beim Einsteigen. Meistens steigen sie hinten ein und ich kontrolliere dann ihre Ausweise oder nehme ihre Fahrkarte. Dann müssen sie auch nicht vor zum Busfahrer oder zum Entwerter laufen“, erklärt die Busbegleiterin.

Wie mit dem Rollator gebremst, gedreht und manövriert wird, zeigte beim Aktionstag auf dem Exerzierplatz wiederum Tanja Huber, Verkehrssicherheitsberaterin bei der Pirmasenser Polizei. „Was sich so einfach anhört, gestaltet sich im Alltag häufig schwierig. Hohe Bordsteine oder verstellte Gehwege sind Hindernisse, die mit einem Rollator gar nicht so einfach zu bewältigen sind“, erklärt sie. Aus diesem Grund wurde beim Aktionstag neben der Bus-Schule auch ein Parcours aufgebaut, den Interessierte mit ihren Gehilfen beim sogenannten Rollator-Führerschein durchlaufen konnten.

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