Pirmasens Rotes Fähnchen gibt Entwarnung

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SICHERHEIT: Die wird gerade bei den Sportschützen großgeschrieben, und zwar ganz groß. Wer sich nicht an die strengen Regeln des Deutschen Schützenbundes hält, wird ausgeschlossen. Die Schützen lochen mit ihrem Sportgerät zwar „nur“ eine Zielscheibe, doch falls sich durch unsachgemäße Handhabung der Pistole oder des Revolvers ein Schuss mal „verirren“ sollte, könnte er einen Menschen gar lebensgefährlich verletzen. Deshalb wird bei jedem Schießen ein Schießleiter eingesetzt, der streng auf die Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen achtet. Insbesondere dann, wenn, wie am vergangenen Sonntag in Heltersberg, mit „fetten“ Revolvern um die Kreismeisterschaft geschossen wird. Die Schützen transportieren die Waffen in einem verschlossenen Koffer, getrennt von der Munition. Und bevor die Schützen an den Stand gelassen werden, wird die Waffe genau geprüft. Unter anderen wird das Abzugsgewicht kontrolliert. Dies darf nicht weniger als 1000 Gramm betragen. Der Heltersberger Maschinenbauer Fred Geib kümmerte sich an diesem Sonntag ab 9 Uhr als Sicherheitsbeauftragter des Schützenkreises Pirmasens um die Sicherheit am Schießstand. Und der passionierte Schütze, nie um einen lockeren Spruch verlegen, nahm seinen Job sehr ernst. Laut und bestimmt gab der 60-Jährige seine Kommandos. Erst als sich die Schützen an ihrem Schießstand eingerichtet hatten, gab er die Anweisung, dass die Revolver überhaupt ausgepackt werden dürfen. Der Lauf der Waffen darf dabei nie in eine andere Richtung zeigen als in Richtung Zielscheibe. Und wenn nicht geschossen wird, dann liegen die Sportgeräte mit ausgeklappter Trommel am Schießstand. Als Nachweis, dass die Waffe ungeladen ist, dient ein rotes Fähnchen, das in die offenen Kammern der Trommel geschoben wird. Vor jedem Durchgang, bei dem je fünf Schüsse abgegeben werden, gibt Geib deutliche Kommandos. Zum Beispiel: „Waffe zum Probedurchgang mit fünf Schuss laden!“ Dafür gibt die Sportordnung den Schützen eine Minute Zeit. Dann ruft Geib ein lautes „Achtung!“ in die Runde. Die 25 Meter entfernten Zielscheiben drehen sich weg. Nun warten die Schützen die wenigen Sekunden, bis sich die Trefferfläche wieder zu ihnen dreht. Sie dürfen dann sofort mit dem eigentlichen Schießen beginnen. In vier Durchgängen zu je fünf Schüssen wird ihnen 150 Sekunden Zeit gegeben, um die Zielscheibe möglichst mittig zu lochen. In vier weiteren Durchgängen verbleiben magere 20 Sekunden, um die Zehn zu treffen. Ist die Zeit zum Schießen abgelaufen, drehen sich die Scheiben wieder weg und Geib fordert die Schützen auf: „Waffe gemäß Sportordnung ablegen!“ Erst wenn in der Folge die Waffen abgelegt sind und alle rote Fähnchen signalisieren, dass keine Munition in den Revolvern steckt, erst dann ruft Geib ein lautes „Sicherheit!“. Nun dürfen die zahlreichen Helfer nach vorne zu den Zielscheiben zur Trefferaufnahme gehen. Geib schreitet mit einer Anzeigenkelle ebenfalls nach vorne. Neben der Zielscheibe stehend, zeigt er dem Schützen mit der Kelle an, wo seine Schüsse gelandet sind – obwohl diese, ein Spektiv nutzend, dies bereits genau wissen. Die Treffer bis neun werden mit der schwarz-weißen Seite der Kelle angezeigt. Bei einer Zehn dreht Geib die Kelle um, die nun mit roter Farbe signalisiert, dass die optimale Punktzahl erreicht wurde. Probleme mit seiner Waffe respektive seiner Munition hatte nur der Dahner Karl Müller. Der hob während des Schießens zweimal seine Hand und zeigte damit eine Waffenstörung an. Geib war sofort zur Stelle und löste Müllers Problem mit dem Sportgerät routiniert. Zwischendurch suchte auch Ralf Kilb, der Kreisoberschützenmeister aus Donsieders, die Gruppe mit den rauchenden Colts auf. Er sammelte von ausgesuchten Schützen je fünf Schuss Munition ein, um sie nach dem Schießen mit dem jeweiligen Schützen zu testen. Es geht dabei um den sogenannten Mindestimpuls (Mip), der sich aus der Formel Geschwindigkeit mal Geschossgewicht ergibt, weiß Geib. Dabei wird gemessen, ob der Schuss mit einer Geschwindigkeit von mehr als 340 Metern je Sekunde nach vorne saust. Bei einer minderen Geschwindigkeit ist es sehr fraglich, ob der Mip eingehalten werden kann. Ein geringerer Mip als erlaubt würde dem Schützen einen Vorteil verschaffen, da der Rückschlag geringer ist. Geib musste auf viele Vorschriften achten – auch auf solche, die nicht der Sicherheit dienen. So durften zum Beispiel keine die Knöchel bedeckenden Schuhe getragen werden. Auch kurze Hosen oder Badelatschen sind verboten. Doch das war denn am Sonntag bei zwei Grad Celsius überhaupt kein Thema ... Die Resultate Revolver .357 Magnum: Herren: 1. Manuel Wagner (SV Pirmasens) 386, 2. Stephan Emser (Rodalben) 367, 3. Marcus Seibel (Lemberg) 360. Mannschaftswertung: 1. Dahn (Tobias Doll, Franz Loreth, Thilo Walber) 1091, 2. SV Waldfischbach (Helmut Fremgen, Volker Dockweiler, Maik Meier) 1088, 3. Rodalben (Emser, Volker Heintz, Martin Landau) 1086. Altersklasse: 1. Thomas Frank (Merzalben) 388, 2. Franz Loreth (Dahn) 382, Volker Dockweiler (SV Waldfischbach) 364. Senioren A: 1. Bernd Schönenberger (Thaleischweiler-Fröschen) 380, 2. Thomas Schäfer (Höheinöd) 364, 3. Helmut Fremgen (SV Waldfischbach) 362. Revolver .44 Magnum: Herren: 1. Manuel Wagner (SV Pirmasens) 382, 2. Marcus Seibel (Lemberg) 381, 3. Thorsten Spreizer (Münchweiler) 334. Mannschaftswertung: 1. Rodalben (Volker Heintz, Martin Landau, Mathias Schmenger) 1102, 2. Heltersberg (Stefan Flohr, Fred Geib, Thomas Rieth) 1065, 3. Thaleischweiler-Fröschen (Franz-Josef Kirsch, Andreas Bader, Andreas Lemke) 1001. Altersklasse: 1. Thomas Frank (Merzalben) 379, 2. Maik Meier (SV Waldfischbach) 369, 3. Volker Heintz (Rodalben) 369. Senioren A: 1. Martin Landau (Rodalben) 376, 2. Stefan Flohr 374, 3. Fred Geib (beide Heltersberg) 358.

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