Pirmasens Schätze im Klärschlamm werden gehoben

Die Abwässer aus der Kläranlage Felsalb bei Niedersimten werden 20 Prozent weniger Phosphate enthalten.
Die Abwässer aus der Kläranlage Felsalb bei Niedersimten werden 20 Prozent weniger Phosphate enthalten.

Pirmasens ist mal wieder wegweisend. Das zumindest findet der Mainzer Umweltstaatssekretär Thomas Griese, der gestern Oberbürgermeister Bernhard Matheis einen Zuschuss von einer halben Million Euro überbrachte, mit dem eine Anlage zur Phosphorrückgewinnung in der Kläranlage Felsalbe mitfinanziert wird. Das Projekt soll nach der Sommerpause starten, versprach Tiefbauamtsleiter Michael Maas.

Die Pirmasenser sieht Griese auf dem richtigen Weg, um die Schätze, die im Klärschlamm bisher ungenutzt verloren gehen, zu heben. Einer davon ist das Phosphor, dessen weltweite Reserven zurückgehen und unter immer fragwürdigeren Bedingungen gefördert werden, wie OB Matheis gestern betonte. Zusammen mit dem Prüf- und Forschungsinstitut (PFI) hat das Tiefbauamt ein Verfahren entwickelt, das Phosphor tonnenweise abscheiden kann. 250 Tonnen Magnesiumammoniumphosphat könne aus dem Faulschlamm gewonnen werden, schätzt Tiefbauamtsleiter Maas. Dazu kommen 30 Tonnen Ammoniumsulfat. Beide können als wertvoller Dünger für die Landwirtschaft weitervermarktet werden. Verfahren zur Gewinnung von Phosphat aus dem Klärschlamm gibt es inzwischen viele, wie Staatssekretär Giese gestern erläuterte. Das Besondere an dem Pirmasenser Verfahren sei der Wirkungsgrad. In der Kläranlage Felsalbe, wo das Verfahren angewendet werden soll, könnten mehr als 60 Prozent des Phosphor im Abwasser gewonnen werden. Die Ausbeute an Biogas im Klärschlamm werde um 15 Prozent gesteigert und der Verbrauch an Fällchemikalien und Polymeren zur Abwasserbehandlung könnte um bis zu 60 Prozent gesenkt werden. Das vom PFI mitentwickelte Verfahren arbeitet weitgehend mit einer biologischen Eliminierung des Phosphors, während andere Verfahren mehr auf Chemie setzen. Das Verfahren hat mehrere Schritte. In einem kommt die schon seit Jahren in Pirmasens praktizierte Thermodruckhydrolyse zum Einsatz, bei der unter hohem Druck und hoher Temperatur der Klärschlamm aufgeschlossen und Ammoniumsulfat gewonnen wird. Erst dann wird Magnesium zur Abtrennung des Phosphors dazugegeben. Ein weiterer Vorteil des neuen Verfahrens wird saubereres Wasser in der Felsalbe sein. Die Abwässer aus der Kläranlage Felsalbe werden 20 Prozent weniger Phosphate enthalten als bisher, versprach Tiefbauamtsleiter Maas. Die gewonnenen Ammonium- und Phosphatdünger lassen sich laut Staatssekretär Griese bestens in der Biolandwirtschaft verwenden, wo bekanntlich kein Kunstdünger erlaubt ist. Was die Kläranlage pro Tonne Phosphatdünger verdienen wird, konnte Maas gestern nicht sagen. Der Dünger habe noch keine Zulassung und der Marktpreis ändere sich ständig. Das Projekt wird insgesamt 1,65 Millionen Euro kosten. 500.000 Euro schießt das Land jetzt zu. Weitere 429.000 Euro kommen vom Bundesumweltministerium.

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