Pirmasens Schulband und Talentschmiede

Die 25-jährige Geschichte der Rock-Big-Band am Dahner Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium ist mehr als nur die Erfolgsstory eines profunden Schul-Ensembles. Die Musik-Szene der Region wäre ärmer, hätte Musiklehrer Holger Ryseck nicht 1991 ein Häuflein Musikbegeisterter um sich geschart. Es hätte die Dahner Jazz-Tage nicht gegeben und vermutlich auch nicht den Verein der Jazz-Freunde mit ihrem hochklassigen Konzertprogramm.

Ein Blick in die Liste der Ehemaligen offenbart, wie viele großartige, heute längst etablierte Musiker aus dem Umfeld der OWG-Rock-Big-Band hervorgegangen sind. Zu den beiden Konzerten an Pfingstsamstag und -sonntag haben sich an die 130 Ehemalige angemeldet – als Akteure oder Zuschauer. Unter ihnen: Die beiden Gitarristen Manuel Bastian und Marco Burkhart, die Pianisten Ralf Bereswill und Otto Ritter, der Schlagzeuger Marc Michael Müller und der Saxophonist Sebastian Degen. Sie alle haben die Musik zu ihrem Beruf gemacht und gehören zur ersten Musiker-Garnitur in der Region. „Erstmals im August 1991 groovte ein kleiner Kreis von jugendlichen Instrumentalisten unter dem gestrengen Ohr ihres neuen Musiklehrers auf einer damals wahrlich kammermusikalischen Lautsprecheranlage den Klassiker ’See You Later, Alligator’. Aus dieser kleinen Rockmusik-AG, sozusagen der Ur-Big-Band, entstand nach einem Jahr Vorlaufphase und kleineren Auftritten bei den „Künstlerischen Abenden“ im Schuljahr 1992/’93 die Rock-Big-Band des OWG“, erzählt Holger Ryseck von den Anfängen des Ensembles. Die neue Band trat schon bald auch im Ausland auf, etwa 1993 in der Dahner Partnerstadt Corsico in Italien. Als ein „etwas unterkühltes Ereignis“, hat Ryseck die Open-Air-Veranstaltung zur Rallye „Histo Monte“ des Automobilclubs AvD in Pirmasens 1996 in Erinnerung: „Auf dem zur Konzertbühne umfunktionierten Anhänger mitten auf dem Messevorplatz half auch die kleine Gasheizung nicht – bei Minustemperaturen von bis zu 15 Grad spielte es sich nicht so gut“, berichtet Ryseck. 1993 nahm die Band in Alzey am Wettbewerb „Schulen musizieren“ teil. „Aufgrund dieses katastrophal organisierten Band-Wettstreits kam es auf der Busrückfahrt zur zunächst verrückten Idee, selbst mal ein Festival zu veranstalten“, erinnert sich der Musiklehrer. Damit war die Idee zu den „Dahner Jazz- und Rock-Tagen“ geboren, die ein Jahr später zum ersten Mal veranstaltet wurden. „An die fantastische Stimmung, die unter den Schülern im eigens errichteten Zelt und in den Schlafräumen in der Schule herrschte, werden sich alle Teilnehmer sicherlich bleibend erinnern.“ Gut zehn Jahre später sollten aus den „Dahner Jazz- und Rock-Tagen“ der Verein der Dahner Jazzfreunde hervorgehen. Musikalisch ging es mit der Big Band im Laufe der Jahre aufwärts. Ryseck verweist in diesem Zusammenhang auf die finanzielle Unterstützung durch die Kulturstiftung der Kreissparkasse Südwestpfalz, der Daniel-Theyson-Stiftung, des Landkreises und des Fördervereins des OWG. Durch die harte Arbeit der Schüler während der wöchentlichen Proben über viele Jahre hinweg und in den intensiven Workshops während der „Dahner Jazz- und Rock-Tage“ errang sich die Band laut Ryseck mehr und mehr Anerkennung – sowohl auswärts als auch im eigenen Haus, „wo es ja für Künstler bekanntermaßen immer am schwierigsten ist“. Seit 2001 ist Karl-Heinz Knöller als zweiter Chorleiter mit an Bord. Die Leistungen der OWG-Big-Band sind umso höher zu bewerten, als man es hier mit einer reinen Schülerband zu tun hat, mit Kindern aus den Jahrgangsstufen sechs bis dreizehn und den unvermeidlichen Fluktuationen durch Pubertät und Abitur. Herausragende Events der vergangenen Jahre waren der Auftritt bei der Feldbogenschützen-Weltmeisterschaft 2010 im Dahner Kurpark vor 3000 Besuchern sowie ein Gastspiel bei der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz. Die Rock-Big-Band entwickelte sich zu einer Talentschmiede für die Region, viele – inzwischen selbst äußerst erfolgreiche – Jungmusiker erhielten und erhalten bei der OWG-Big-Band ihre erste Plattform. Stilistisch orientiert sich die OWG-Band seit ihrer Gründung vorwiegend an der Rock-, Soul- und Blues-Musik und covert Songs aus den 50er-Jahre bis hin zu aktuellen Hits, zudem werden auch kleinere Jazz-Standards und Arrangements für Big-Bands gespielt. Besonders stolz ist Ryseck darauf, dass „viele Musiker bei der OWG-Big-Band ihre erste Plattform für gemeinsames ’Mucken’ erhielten.“ Es sei eine Freude zu hören und zu lesen, dass ehemalige Big-Bandler die Musikszene im Dahner Tal und darüber hinaus bereichern. Einen Wunsch möchte Ryseck sich noch erfüllen: „Vielleicht gelingt es ja in naher Zukunft, alle ehemaligen und aktuellen Big-Band-Musiker bei einem Treffen musikalisch zu vereinen.“

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