Pirmasens Streicher und Klavier in ständigem Dialog

Vor Lebensfreude sprühend, aber auch von ruhiger Schönheit: Die Musiker von „Mozart Piano Quartetts“ (von links) Mark Gothoni, V
Vor Lebensfreude sprühend, aber auch von ruhiger Schönheit: Die Musiker von »Mozart Piano Quartetts« (von links) Mark Gothoni, Violine, Paul Rivinius, Klavier, Hartmut Rohde, Bratsche, und Peter Hoerr, Cello, begeistern die Zuschauer in der Pirmasenser Festhalle mit ihrem virtuosen Spiel.

Wenn eine Fußballmannschaft nur aus Weltstars besteht, klappt es oft nicht mit dem Zusammenspiel, da die Solisten meist nicht ausreichend teamfähig sind. Ganz anders verhielt es sich mit den Weltklasse-Solisten des „Mozart Piano Quartetts“, die sich in der Pirmasenser Festhalle zusammenfanden. Hier hatte man den Eindruck, dass die Perfektion der einzelnen Musiker sich potenzierte. Die schön dekorierte und beleuchtete Bühne der Stadt wurde zu einem Ort der ganz großen Kunst.

Mozarts Klavierquartett g-Moll KV 478, das unter anderem auf dem Programm des Konzertes stand, ist das erste Werk, das für diese kammermusikalische Formation aus Klavier, Violine, Cello und Bratsche komponiert wurde. Kein Wunder also, dass sich das Ensemble nach eben diesem den Namen „Mozart Piano Quartetts“ gegeben hat. Die vier Musiker, Paul Rivinius am Klavier, Mark Gothoni an der Violine, Hartmut Rohde mit der Bratsche und Cellist Peter Hoerr, sind allesamt international gefragte Solisten, Preisträger und Professoren an renommierten Musikhochschulen. Manche sind außerdem noch als Ensembleleiter, Kammermusiker oder Dirigent beschäftigt. Alle beherrschen ihr jeweiliges Instrument in höchster Perfektion, was dazu führt, dass sie sich und ihr Spiel ganz und gar in den Dienst der Musik und des jeweiligen Werkes stellen können. Das taten sie mit solcher Lust und Spielfreude, wie man es nur selten erlebt. Eine leichte und entspannte Atmosphäre schuf die einsätzige „Bacarolle op.108“ des spätromantischen Komponisten Camille Saint-Saëns und stellte so einen stimmungsvollen Einstieg in das Konzert dar. Mit tänzerischer Leichtigkeit schufen die Musiker das Bild einer Barke auf leicht bewegtem Wasser. Der Pianist Rivinius erweckte das Plätschern des Wassers gekonnt am Klavier zum Leben und die Streicher legten zarte Kantilenen darüber, in denen jeder einzelne sein Instrument auch solistisch präsentieren konnte. Erstaunlich war vor allem, dass der Bratscher Hartmut Rohde seinem Instrument Klänge entlockte, die an Klangschönheit dem Cello und der Violine in nichts nachstanden. Dieses Instrument dient normalerweise eher dazu, den Orchesterklang aufzufüllen. Solistisch tritt es nur selten in Erscheinung, da es weder die Brillanz der Violine, noch den warmen dunklen Klang des Violoncellos aufweisen kann. Mozart sollte auf Wunsch seines Verlegers ein Klavierquartett schreiben, in dem, wie zu seiner Zeit üblich, das Klavier eine begleitende Funktion hatte. Der Komponist schuf aber ein Werk, in dem Streicher und Klavier in einem ständigen Dialog stehen und das Klavier eine solistisch tragende Rolle einnimmt. Das dominierende Hauptthema und die zahlreichen Nebenthemen des ersten Satzes wandern zwischen Klavier und Streichern hin und her und gelegentliche Kadenzen erinnern an klassische Klavierkonzerte. Im zweiten Satz erklingen zwei Themen von ruhiger Schönheit und dem dritten Satz liegen fast kindlich naive Themen zugrunde, die vor Lebensfreude sprühen, was sich auch in der enormen dynamischen Spannbreite äußerte. Die Musiker hatten sichtlich Freude am Musizieren, achteten genau aufeinander und genossen jeden exakt zusammen ausgeführten Einsatz oder Übergang. Im zweiten Teil des Konzerts gesellte sich zum „Mozart Piano Quartett“ noch ein Spitzenmusiker: der ehemalige Solokontrabassist der Berliner Philharmoniker Nabil Shehata. Der Professor der Münchener Musikhochschule und Chefdirigent der Münchener Kammeroper, die kürzlich mit Mozarts „Cosi fan tutte“ in Pirmasens gastierte, hat auch bereits die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Pirmasens dirigiert. Franz Schubert hat für die ungewöhnliche Besetzung Klavierquartett plus Kontrabass eines der schönsten und populärsten Werke der Kammermusik komponiert. Das sogenannte „Forellenquintett“. Seinen Namen verdankt das Stück einem schlichten und bekannten Lied über die Forelle, das dem vierten Satz – dem Variationssatz dieses Werkes – zugrunde liegt. Der charismatische Kontrabassist Shehata, der auf gleichem Weltklasse-Niveau spielte wie seine Kollegen, sprühte vor Spielfreude. Das Ensemble gab sich, dadurch befeuert, voll ansteckender Lust der Heiterkeit des Stücks genauso hin wie dem feinen Dialog zwischen Violine und Klavier im langsamen Satz, der rhythmischen fast swingenden Prägnanz des Scherzos und natürlich dem virtuos das schlichte Forellen-Thema umspielenden vierten Satz. Im Schlusssatz schließlich zeigte das Ensemble noch einmal sein Können zwischen feiner Zartheit und leuchtender Dramatik. Das begeistert applaudierende Publikum bekam als Zugabe noch einmal den Anfang des Forellen-Satzes serviert, den Helmut Rohde gut gelaunt mit den Worten ankündigte: „Heute ist Mozarts Geburtstag, deshalb gibt es eine Zugabe von Schubert.“

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