Pirmasens Tafel verhängt Aufnahmestopp: Das sind die Gründe

Der Fahrdienst der Pirmasenser Tafel wird vor allem von ehrenamtlichen Senioren organisiert.
Der Fahrdienst der Pirmasenser Tafel wird vor allem von ehrenamtlichen Senioren organisiert.

In Pirmasens hat die Tafel wegen der hohen Nachfrage erneut einen Aufnahmestopp verhängt. Nach Angaben des Tafelvorstandes können keine neuen Kunden mehr aufgenommen werden. Grund ist unter anderem der andauernde Krieg in der Ukraine.

Die Pirmasenser Tafel hat in den vergangenen Wochen 93 neue Ausweise für die Abholung von Lebensmitteln in ihren Räumlichkeiten in der Werner-Egk-Straße ausgestellt. Insgesamt handelt es sich dabei um 130 Erwachsene und 73 Kinder. „Leider ist damit unsere Kapazitätsgrenze bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr erreicht“, sagt Gerhard Herrmann, Vorsitzender des Vereins. Aus diesem Grund gelte ab sofort bis auf weiteres ein Aufnahmestopp. Mehr als 2000 Personen aus Pirmasens und dem Landkreis nutzen derzeit das kostenlose Angebot des Tafelvereins. Bei 40 Prozent der Tafelkunden handelt es sich Herrmanns Angaben zufolge um Asylbewerber oder Geflüchtete aus der Ukraine. „Diese Menschen bekommen ebenfalls Bürgergeld und sind damit bezugsberechtigt. 900 Ausweise hierfür gibt es aktuell. Mittlerweile sind es 140 Kunden, die wir je an zwei Tagen die Woche versorgen. Mehr schaffen wir nicht“, sagt Herrmann. Ausgegeben werden laut ihm Einkaufstaschen mit Lebensmitteln im Wert von 30 bis 40 Euro.

Der Verein, der dem Bundesverband der Tafeln in Deutschland mit Sitz in Berlin angeschlossen ist, hat aber auch mit anderen Problemen zu kämpfen. „Mit Fahrern, die die Lebensmittel abholen, und Leuten, die die Lebensmittel immer dienstags und donnerstags verteilten, sind bei uns derzeit 70 Ehrenamtliche in zwei überlappenden Schichten im Einsatz. Morgens werden die Lebensmittel eingeräumt und nachmittags an den zwei Tagen ausgegeben. Viele Helfer sind bereits im Rentenalter und nicht mehr so belastbar. Sie kommen an einem normalen Arbeitstag immer mehr an ihr Limit“, erklärt der Vorstand der sozialen Einrichtung, der selbst schon 75 Jahre alt ist. Deshalb sei der Tafelverein schon länger auf der Suche nach neuen Ehrenamtlichen, die sich für Bedürftige engagieren möchten.

KI sorgt für weniger Waren aus dem Supermarkt

50 Stellen in Pirmasens-Stadt und dem Landkreis sind es, die von Herrmann und seinen Mitstreitern angefahren werden, um überschüssige Lebensmittel abzuholen, darunter verschiedene Supermärkte und Bäckereien. Die Ware werde kontinuierlich weniger, klagt der Tafelvorstand. „Immer mehr Bäckereien schließen und die Supermärkte steuern ihre Logistik immer mehr mit Künstlicher Intelligenz, um überschüssige Waren zu vermeiden. Da bleiben am Ende des Tages nicht mehr 200 Joghurts über, sondern weitaus weniger“, stellt Herrmann fest.

Hinzu kommt, dass der Bundesverband der Tafeln in Deutschland angewiesen hat, dass keine Lebensmittel mit Spendengeldern zugekauft werden dürfen. „Finanziell hat unser Tafelverein keine Probleme. Die Pirmasenser spenden häufig, nur dürfen wir davon eigentlich keine Lebensmittel kaufen. Was anderes ist es, wenn jemand extra hierfür Geld spendet. Davon kaufen wir natürlich ein paar Lebensmittel zu“, so der Tafelvorstand weiter.

Herrmann betont, dass es vielerorts bei den Tafeln einen Aufnahmestopp gibt und nicht nur in Pirmasens. „Die Situation ist überall gleich, teilweise schon über Jahre, wie zum Beispiel in Kaiserslautern, Zweibrücken oder auch Landau. Wir könnten hier in Pirmasens lange Wartelisten erstellen, aber das löst einfach das Problem nicht“, sagt er.

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