Pirmasens Urgestein der Pirmasenser Rock- und Popszene: Klaus Reiter

Ist auf vielen Bühnen zuhause: Klaus Reiter
Ist auf vielen Bühnen zuhause: Klaus Reiter

Klaus Reiter ist aus der regionalen Musikszene nicht mehr wegzudenken. Fast jede Woche ist er irgendwo in der Südwestpfalz – vorzugsweise in seiner Heimatstadt Pirmasens – zu hören, sei es als Solist oder mit einer seiner Bands, sei es bei der Konzertreihe Parksong oder bei den „PS Allstars“. Doch wie begann eigentlich diese Musikerkarriere?

Mit 16 Jahren bringt ihn ein Freund auf die Idee, sich zu Weihnachten eine Gitarre schenken zu lassen und sich gemeinsam mit dem Freund das Gitarrespielen in Eigenregie anzueignen und Lieder der „Beatles“, „Rolling Stones“ und andere, damals aktuelle Musik der 60er Jahre zu spielen. Als der Plan zu scheitern droht, weil sie keine Noten lesen können, holen sich die beiden Hilfe von einem Musiker aus dem Bekanntenkreis von Reiters Vater. Der unterrichtet sie dann ein halbes Jahr lang, bis sie zumindest einige Akkorde spielen können. So gerüstet gründen die zwei Jugendlichen mit zwei weiteren Freunden ihre erste Band, in der Reiter den Gesangspart und die Rolle des Gitarristen übernimmt.

Geprägt von den Beatles und Crosby, Stills & Nash

Ab 1969 behauptet er sich als Sänger und Gitarrist der Coverband „Sunway Drivers“, in der er mit drei bis vier Jahren Altersunterschied das jüngste Mitglied ist. Später spielt er bei der Coverband „Agathon Sax“, die sich dem Folkrock im Stil von „Crosby, Stills & Nash“ mit mehrstimmigem Gesang widmet. „Dieses Trio hat mich neben den ,Beatles’ am meisten musikalisch geprägt und ich bewundere es bis heute“, sagt Reiter respektvoll. 1974 geht er gemeinsam mit seinen „Agathon Sax“-Kollegen Manfred und Ingeborg Kleiner seinen eigenen musikalischen Weg. Dabei fühlt sich Reiter bis heute den angloamerikanischen Singer/Songwritern und den deutschen Liedermachern eng verbunden. Sechs Jahre lang feiert die Gruppe Erfolge auch bei überregionalen Festivals. Bereits in dieser Zeit entstehen erste gemeinsame Kompositionen. Doch die Nachfrage nach Auftritten wird immer weniger und so gründet Klaus Reiter mit einigen Kollegen die Coverband „Memphis“. Sie garantiert volle Häuser, indem sie die Musik quer durch die Charts der 70er und 80er Jahre in den Fokus stellen.

Musikalische Experimente

Seit 1995 schreiben Manfred Kleiner und Klaus Reiter eigene Songs mit anspruchsvollen deutschen und englischen Texten. Sie nennen sich erneut „Agathon Sax“ und experimentieren mit Midi-Technik und Drum-Computern, was auf der CD „Jenseits der Täuschung“ nachzuhören ist. Ende der 90er Jahre bitten die Inhaber der Kneipe Parkplatz Klaus Reiter, die Veranstaltung „PS Allstars“ – eine bunte Session rund um die Pirmasenser Musikszene – einmal im Jahr zu organisieren. Den Parkplatz gibt es schon lange nicht mehr, aber bis heute firmiert die Konzertreihe als X-Mas-Jam oder Osterrock. Reiter übernimmt diese Aufgabe etwa zehn Jahre lang parallel zu seiner Tätigkeit bei „Agathon Sax“ und erhöht die Anzahl der Musiker, die in verschiedenen Formationen auftreten, auf rund 25. Dazu werden nicht nur die bekanntesten Akteure aus dem Umkreis eingeladen, sondern ein breiteres Spektrum der Musikszene präsentiert, bei dem auch bis dato unbekanntere und in der Branche neue Musizierende die Möglichkeit haben, ihr Können unter Beweis zu stellen. Dies erfordert von Reiter organisatorisches Talent und viel Zeit.

Nur wenige Stimmen und Instrumente

Daneben absolviert Reiter auch einige Auftritte mit seinem jüngeren Bruder als die „Reiter Brothers“. Bei diesen Konzerten lernt er die Reduzierung der Musik auf wenige Stimmen und Instrumente zu schätzen. Hier kann er seinen Hang zur Perfektion und seine Liebe zum Detail besser verwirklichen. Um der akustisch dominierten, textbetonten Musik im Folk- und Singer/Songwriter-Stil mehr Gehör zu verschaffen, initiiert Klaus Reiter 2005 zusammen mit dem Sänger und Gitarristen Fred G. Schütz die Konzertreihe Parksong, das bis heute bekannteste Projekt des leidenschaftlichen Musikers Klaus Reiter. Parksong hat mittlerweile überregionale Bekanntheit erlangt und zieht Publikum und Musiker auch von auswärts einmal im Monat nach Pirmasens. Das Programm wird durch drei Formationen gestaltet, wobei auf Eintritt verzichtet wird und die Musiker durch eine Spende der Gäste entlohnt werden. „Dieses Konzept entspricht der Mentalität einer echten Musikerseele“, meint Klaus Reiter: „nämlich nicht nur für Geld zu musizieren, sondern nur um der Musik selbst willen“.

"Nie den Traum, von der Musik zu leben"

In all den Jahren hat Klaus Reiter viele Musiker kennengelernt. Mit einigen wie Stefanie Empel, Kristina Gaubatz und Bastian Schwinghammer, der Liedermacherin Sandra Bronder und dem Mundharmonikaspieler Albert Koch aus Kaiserslautern tut er sich zuweilen für eigene Auftritte zusammen. Je nach Bedarf erfolgen die Konzerte zu zweit unter dem Namen „2 Of Us“ oder zu dritt als „3 Of Us“. Und obwohl Reiter so viele Konzerte gibt, sagt er: „Ich hatte nie den Traum, nur von der Musik zu leben, denn dann hätte ich nicht die Freiheit, ausschließlich die Musik zu machen, die mir gefällt und die 100-prozentig zu mir passt. Andernfalls ginge die Freude daran verloren und eben damit auch meine größte Motivation dafür, auf der Bühne zu stehen“.

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