Pirmasens Vermisster 18-Jähriger: Rund 50 Helfer beteiligen sich an Suchaktion

Auf dem Hornung-Gelände in der Landauer Straße wurde das Handy des Vermissten gefunden.
Auf dem Hornung-Gelände in der Landauer Straße wurde das Handy des Vermissten gefunden.

Kommt jemand nicht zur gewohnten Uhrzeit nach Hause, macht man sich Sorgen. Ist es das eigene Kind, ist die Panik nicht fern. Seit Sonntagmorgen wartet Jürgen Oestreicher, dass sein 18-jähriger Sohn René heimkommt. Der junge Mann wird vermisst – nur sein Handy wurde bisher gefunden. Am Dienstag halfen Freiwillige bei der Suche.

Es ist kalt und grau am Dienstagmittag. Trotzdem sind etliche Menschen dem Facebook-Aufruf von Jürgen Oestreicher gefolgt und haben sich am Waldparkplatz in der Landauer Straße getroffen. Oestreicher vermisst seit Sonntagmorgen seinen 18-jährigen Sohn René. Der junge Mann war am Samstagabend in einer Pirmasenser Shisha-Bar – seitdem fehlt von ihm jede Spur. „Ich will einfach nur meinen Sohn wieder haben“, sagt Jürgen Oestreicher.

Das Handy seines Sohnes wurde in der Landauer Straße beim Bäderhaus Hornung gefunden. Dieser Bereich wurde am Sonntag und Montag bereits mit Hunden abgesucht. „In kürzester Zeit hat sich eine Hundestaffel aus Hermeskeil über Facebook bei mir gemeldet, die am Sonntagabend bis kurz nach 1 Uhr unterwegs waren. Am Montag haben sie zusammen mit einer Staffel aus Pirmasens weitergesucht“, berichtet Oestreicher. Die Spur führte Richtung Eisweiher, wo Flächensuchhunde am Dienstagmorgen an jedem Felsen nach dem jungen Mann suchten.

Neue Erkenntnisse unmittelbar vor Suchaktion

Schon am Montagabend rief Jürgen Oestreicher zu einer gemeinsamen Suchaktion via Facebook auf. Zahlreiche Helfer kündigten unter dem mehr als 1200-mal geteilten Post ihre Unterstützung an. Doch als sich am Dienstagmittag etwa 50 Freiwillige auf dem Parkplatz an der Landauer Straße versammelten, war diese Spur bereits wieder kalt. Um gut gesehen und gehört zu werden, kletterte Oestreicher auf die Ladefläche seines Wagens, um die neuesten Erkenntnisse mit den Helfern zu teilen: „René wurde gesichtet – er lebt. Er soll in einer Wohnung in der Lemberger Straße sein. Die Polizei konnte ihn dort aber nicht finden.“ Der Hinweis sei von einem Taxifahrer sowie einem anonymen Anrufer gekommen. Der junge Mann, der in der Wohnung lebt, beteuere allerdings, dass er den vermissten René nicht kenne – so auch in einem Telefonat mit dessen Vater.

Obwohl die Spur am Eisweiher damit hinfällig war, sorgten die neuen Erkenntnisse bei Jürgen Oestreicher für Erleichterung: „Meine größte Angst war, dass wir ihn heute kalt im Wald finden.“ Dennoch bleibt der Aufenthaltsort des 18-Jährigen vorerst unbekannt. „Es kann sein, dass er einen Rausch ausschläft oder Scheiße gebaut hat und nicht heim will. Ich will einfach nur ein Lebenszeichen“, so Oestreicher.

Spur abrupt abgerissen

Am Eisweiher, wo Suchhunde eine Fährte von René aufnehmen konnten, sei die Spur an einem Zaun abrupt abgerissen. „Vielleicht ist er dort in ein Auto gestiegen“, spekulierten die Helfer. Nicht an der Suche beteiligt war die Polizei. Wie ein Sprecher der Pirmasenser Inspektion auf RHEINPFALZ-Anfrage mitteilte, beschäftige sich die Kriminalpolizei mit dem Fall – mehr könne er aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht sagen. Seit Dienstagmorgen laufe die Kommunikation und die Zusammenarbeit mit der Polizei gut, berichtete Oestreicher. Davor sei nichts passiert. Aber auch das hat seine Gründe: Bei volljährigen Personen, die ihren Aufenthaltsort frei wählen dürfen, leiten die Beamten – sofern es keine deutlichen Anzeichen für Gefahr für Leib und Leben gibt – erst nach 48 Stunden Ermittlungen ein.

Jürgen Oestreicher hat schlaflose Nächte hinter sich. „Ich funktioniere nur noch, eigentlich bin ich völlig fertig. Aber die Hilfe, die wir bekommen, ist phänomenal“, sagte er. Dennoch: „Das ist absoluter Psychohorror. Man sieht so etwas immer bei Facebook und will sich gar nicht vorstellen, wie es einem selbst damit gehen würde.“

Helfer durchkämmen Stadtgebiet

Da keine brauchbaren Spuren rund um den Eisweiher mehr aufgetrieben werden konnten, teilten sich die freiwilligen Helfer auf, um das Stadtgebiet zu durchkämmen. „Wir haben zwar die üblichen Hotspots schon abgesucht, aber irgendwie müssen wir ja weitermachen“, hieß es aus den Reihen der Helfer. Neben dem Verteilen von Flyern sollen weiterhin alle erdenklichen Kanäle und Bekanntschaften angezapft werden, um René zu finden, beziehungsweise ihn dazu zu bringen, sich zu melden. „Wenn ihn jemand sieht, bitte sofort die Polizei rufen, damit sie ihn einsammeln können“, appellierte Jürgen Oestreicher eindringlich.

Bei der Suche nach René helfen seit mehreren Tagen Spürhunde.
Bei der Suche nach René helfen seit mehreren Tagen Spürhunde.
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