Pirmasens / Frankenthal Von der Musikerin zur Managerin

Als Teenagerin spielte Anna-Katharina Thoma vier Jahre lang Geige im Landesjugendorchester. Nun hat die Frankenthalerin das Mana
Als Teenagerin spielte Anna-Katharina Thoma vier Jahre lang Geige im Landesjugendorchester. Nun hat die Frankenthalerin das Management des Ensembles übernommen.

Das Landesjugendorchester beherbergt die besten Nachwuchstalente aus Rheinland-Pfalz. Am Sonntag, 25. August, ist es in Pirmasens zu hören. Seit April wird es von der 26-jährigen Frankenthalerin Anna-Katharina gemanagt.

„Ich habe mich auf die ausgeschriebene Stelle beworben und eigentlich nicht erwartet, dass ich sie bekomme“, bekennt die junge Frankenthalerin im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Umso glücklicher ist Anna-Katharina Thoma, dass sich das Präsidium des Landesmusikrates in Mainz für sie entschieden hat. Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählt die organisatorische Vorbereitung der projektbezogenen vierzehntägigen Arbeitsphasen des Orchesters, das sich in der Regel drei Mal im Jahr in den Ferien in der Landesmusikakademie in Neuwied-Engers trifft, um das Konzertprogramm einzustudieren. Dem Orchester gehören rund 90 hochtalentierte Nachwuchsmusiker im Alter von 13 bis 20 Jahren an.

Wer wie Anna-Katharina Thoma in einem Elternhaus aufwächst, in dem Vater Hans-Jürgen als Pianist lange Jahre die Städtische Musikschule Frankenthal leitete und Mutter Gabriele Querflöte spielt, kommt an einer musikalischen Karriere kaum vorbei. Allerdings muss es bei der Tochter ein völlig anderes Instrument sein. Im zarten Alter von fünf Jahren beginnt ihre Ausbildung an der Geige. Es dauerte nicht lange, bis die ehrgeizige Anna-Katharina erste Konzerte gibt und bei „Jugend musiziert“ stets zu den Besten zählt. Ihr größter Erfolg ist der erste Platz beim Bundeswettbewerb 2016 in Kassel.

Doch bereits drei Jahre vorher stößt die Musikschülerin zum Landesjugendorchester, dessen Träger der Landesmusikrat Rheinland-Pfalz ist. Das Vorspiel meistert sie mit Bravour, nur wenige Tage vor der Arbeitsphase erfährt sie am Telefon, dass sie wegen Vakanzen bei den Geigen einspringen soll. Und das bei der Achten von Anton Bruckner. Für Anna-Katharina beginnen vier prägende Jahre. „Ich habe in dem Orchester sowohl musikalisch als auch menschlich sehr viel gelernt“, betont sie.

Das Abitur in der Tasche, geht es zum musikpädagogischen Studium an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst nach Mannheim. Es folgt eine rege Konzerttätigkeit, unter anderem mit dem Martinu-String-Orchester, das sich aus Mitgliedern der Prager Philharmoniker rekrutiert. Nach dem Bachelor zieht es Anna-Katharina Thoma nach München, wo sie an der Musikhochschule den Master in Musik- und Kulturmanagement erwirbt. Bei einem Gastvortrag erlebt sie Michael Haefliger, den Intendanten des Lucerne Festivals. Sie liebäugelt mit der Schweiz und bekommt auch prompt einen Praktikumsplatz in der Akademie des Lucerne Festivals. Dort wird sie wird bald Mitglied der Geschäftsführung und festangestellte Assistentin des Intendanten.

Doch dann lockt der lukrative Job der Kulturmanagerin in Rheinland-Pfalz , der näher an der Heimat verortet ist. Anna-Katharina Thoma, die inzwischen in Mainz wohnt, lässt sich die Chance eines Karrieresprungs nicht entgehen. Dass sie nun mitunter auf eine 50-Stunden-Woche kommt, nimmt sie in Kauf. „Die Arbeit ist sehr vielseitig, man wird eigentlich nie fertig“, sagt sie. Für das einst so unverzichtbare Geigenspiel bleibt da keine Zeit mehr – allenfalls für einen sportlichen Ausgleich, den sie beim Radfahren und Bergwandern findet.

Die 26-Jährige steckt in der Vorbereitung von acht klassischen Konzerten, die das Landesjugendorchester bis Januar 2025 gibt. Da müssen die Veranstaltungsorte inspiziert und die Verträge festgezurrt werden.

Info

Am Sonntag, 25. August, 18 Uhr wird das Landesjugendorchester Rheinland-Pfalz in der Festhalle Pirmasens zu hören sein. Im Mittelpunkt des Konzertes steht die „Scheherazade“ von Nikolai Rimski-Korsakow (1844-1908) unter der Leitung des 29-jährigen spanischen Dirigenten David Fernández Caravaca. Außerdem zu hören sind von Peter Cornelius (1824-1874) die Fantasie aus „Der Barbier von Bagdad“ und die Uraufführung einer Auftragskomposition des 49-jährigen Frankfurter Tubisten Roland Vanecec „Fafner & Fasolt im Berghain – Eine Kleine Housemusik für Sousafon, Tuba und Orchester “ – mit technoartige Klängen. Solisten sind Roland Vanecek (Sousafon) und Freddy Punstein (Tuba). Der Eintritt ist frei, am Ende bezahlen die Besucher anonym in eine Spendenbox, was ihnen das Konzert wert war.

Das Landesjugendorchester bietet eine Uraufführung.
Das Landesjugendorchester bietet eine Uraufführung.
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