Pirmasens Von ungarischer Bauernmusik bis zum flotten Tango

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Rund 130 Zuhörer erlebten am Samstag im Hauensteiner Bürgerhaus ein beeindruckendes und begeisterndes Konzert: Das „Duo Ventone“ – die Flötistin Jennifer Seubel, die Hauensteiner Wurzeln hat, in Köln lehrt und lebt, und der in Belgrad geborene Gitarrist Ivan Petricevic – bescherte dem Publikum, das die Darbietungen fast atemlos konzentriert verfolgte, einen Höhepunkt im Jahresprogramm der Initiative „Kultur im Dorf“.

Unter dem Motto „Seele des Südens“ präsentierte das Duo Werke aus vielen Regionen, durchaus auch mit folkloristischen Elementen. Den Anfang machten Bela Bartoks „Rumänische Volkstänze“: Der ungarische Komponist hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die ursprüngliche ungarische Bauernmusik zu erforschen, zu dokumentieren und zu eigenen Kompositionen zu bearbeiten: Das Duo trug die so entstandenen Tänze – ob Rund-, Stab- oder Stampftanz – brillant vor und brachte deren authentisch-rustikalen Charme zum Klingen. Die Geschichte des Tangos, der ursprünglich die Musik der Bordelle, dann die der Cafés und später der Nachtclubs war, ehe er sich mit Formen neueren Musik vermischte, erzählt in vier Sätzen „L’histoire du Tango“. Die Interpretation dieser Originalkomposition für Flöte und Gitarre des Argentiniers Astor Piazzolla verströmte die unbändige Leidenschaft und damit – eben – die Seele des Tangos. Zum Programm zählten zudem neben Egberto Gismontis getragener Komposition „Agua e vinho“ auch Chick Coreas jazziges „Spain“ und Zequinha de Abreus „Tico-Tico no Fubá“ mit rasanten Flöte-Gitarre-Parallelen. Beide Musiker waren auch solistisch zu hören: Bei Ian Clarkes „Zoom Tube“ lockte Jennifer Seubel all die leisen und lauten Töne aus der Flöte, die das Instrument zu bieten hat: Seubel ließ in diesem eher experimentellen Solostück die Flöte schnaufen und schnauben, ächzen und krächzen, weinen und schreien und immer wieder virtuos durch die Lagen rasen. Und dass auch Ivan Petricevic solistisch meisterhaft zu agieren versteht, bewies er bei „Cancion Parameña“ des Venezolaners Efrain Silva. Und als mit rhythmischem Klatschen und Beifallsrufen geforderte Zugabe gab es einen Czardas von Vittorio Monti. Kleiner Gag zum Schluss: Zur zweiten Zugabe – „Der 3. Mann“ – verließen Flötistin und Gitarrist spielend die Bühne – und den bestens gefüllten Saal, in dem das Publikum nicht aufhören wollte, zu applaudieren. Das Duo hatte sich den Beifall verdient: Es musiziert auf höchstem Niveau, ist bestens aufeinander abgestimmt: Da stimmt die Dynamik, da lässt die Artikulation keine Wünsche offen. Beide sind veritable Meister an ihrem Instrument: Seubels Flöte klingt auch bei rasantesten Läufen und in allen Lagen klar und unangestrengt, zuweilen weich und immer virtuos. Zu ihr gesellt sich mit Petricevic ein Gitarrist, der die Saiten nicht weniger virtuos streichelt und bearbeitet, der viele Klangnuancen in sein Spiel zu integrieren weiß und gleich, ob er zupft oder schlägt, äußerst transparent intoniert. Wer das Konzert versäumt hat, kann sich trösten. „Kultur im Dorf“ hat das Duo bereits für einen Auftritt im nächsten Jahr gewinnen können.

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