Pirmasens Von Woche zu Woche:

Das Thema Wohnen in der Stadt kommt ganz langsam in die Köpfe. Mehr und mehr sieht man eingerüstete Fassaden, die neu gestrichen oder saniert werden. Das war vor ein paar Jahren noch die Ausnahme. Damit zieht aber nicht nur mehr Farbe ein, sondern das Wohnraumangebot wird optimiert, der Zuzug zumindest ein Stück weit attraktiver. Richtig klasse sind die Pläne, die Wawi-Chef Walter Müller für seinen Gewerbehof auf dem Horeb präsentiert hat. Dort sollen über 20 Lofts entstehen, Wohneinheiten in alten Fabriketagen. Die Entwürfe sehen gut aus, setzen sich wohltuend ab vom Durchschnittsstandard mit Laminatboden und Einbauküche von der Stange. Sicher kann sich diesen Luxus nicht jeder leisten, aber gerade für ein gehobenes Klientel muss Pirmasens auch etwas vorhalten, weil es viele Arbeitsplätze für Hochqualifizierte gibt, die Einpendlerquote überdurchschnittlich hoch ist. Die Stadt kann sich mit mehr Qualität auch als Alternative anbieten zu Standorten, an denen die Mieten explodieren. Kommt hinzu, dass das Wohnen in alten Industrieobjekten einen besonderen Reiz hat. Im Grunde hat Pirmasens da echte Perlen. In Großstädten würden sich Entwickler in solchen Objekten den Raum streitig machen… Was das Thema altersgerechtes Wohnen angeht, muss sich Pirmasens mehr strecken als andere Kommunen, weil heute schon 30 Prozent der Bewohner über 60 Jahre alt sind, Tendenz steigend. Deshalb war gestern auch Bauministerin Doris Ahnen aus Mainz angereist, zusammen mit Experten aus der Architektenszene, die sich im Land Projekte anschauen, die Vorzeigecharakter haben. Die Senioren-WG im Berliner Ring gilt als Modellprojekt. Dort wohnen sieben ältere Menschen in einer Wohnung zusammen, teilen sich die Küche, planen ihre Freizeit gemeinsam. Einsam scheint zumindest auf den ersten Blick von den Bewohnern keiner zu sein. Eine Wohnform, die Mut macht. Die aber gleichzeitig erst der Anfang sein kann. Weil für die Zukunft noch viel mehr solcher Alternativen zur Heimunterbringung gebraucht werden. Denkbar ist, dass sich Pirmasens, gerade aufgrund seiner Altersstruktur, zu einem Pilotzentrum im Land entwickelt, wo Neues ausprobiert werden kann. Platz wäre ausreichend vorhanden. Ministerin Ahnen war trotz der drückenden Hitze gestern gut drauf und hat angedeutet, demnächst wiederkommen zu wollen. Ein gutes Zeichen!

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