Pirmasens Von Woche zu Woche:

Der Fachkräftemangel schlägt in Pirmasens inzwischen voll zu. Nach der Industrie, die schon länger klagt, dass es schwierig sei, gute Mitarbeiter nach Pirmasens zu holen, sind es jetzt die Ärzte, die über fehlende Interessenten für Praxen berichten und gar das Schreckgespenst der medizinischen Unterversorgung an die Wand malen. Weitere Beispiele für nicht zu besetzende Stellen sind der pädagogische Leiter im Dynamikum, der erst jahrelang gesucht wurde und dann nach kurzer Zeit wieder weg war. Oder der sicher gut dotierte Geschäftsführerposten beim Müllzweckverband, zu dessen Verpflichtung schon die Verbandsmitglieder von Germersheim bis Zweibrücken in das Pirmasenser Rathaus zusammengetrommelt waren, um dann dort zu erfahren, dass der ausgewählte Bewerber kurzfristig doch nicht auf der Husterhöhe sein Büro beziehen will. Es ist bezeichnend, dass eine neue Professorin an der Pirmasenser Hochschule zwar gerne von Berlin für den Job nach Pirmasens kommt, aber dann lieber jeden Tag aus Kaiserslautern anfährt. Es ist längst nicht mehr so, dass Arbeitnehmer hier wegziehen müssen, weil es keine Arbeit gibt. Umgekehrt ist es. Es gibt hier zu wenige Fachkräfte und von außerhalb will nicht jeder nach Pirmasens ziehen. Da hilft es nichts, dass mehr Schulen als Schüler vorhanden sind und auch bei den Kindertagesstätten genug Platz für jede Eventualität der Eltern zu finden ist. Weiche Standortfaktoren gewinnen hier an Bedeutung und da reicht nicht der Verweis auf die riesigen Wälder ringsum. Ein im technischen Bereich kreativer Kopf nährt seine Hirnzellen in der Freizeit mit den kreativen Früchten anderer Bereiche. Erkannt hat die Stadtspitze das inzwischen auch, was sicher Verdienst des Wirtschaftsförderers Mark Schlick sein dürfte, der neben seiner betriebswirtschaftlichen Denkweise auch ein musisch kreativer Kopf im musikalischen Bereich ist. Der Prozess des Umdenkens hat aber erst begonnen. Ganz angekommen ist die Botschaft anscheinend noch nicht. Am 7. Oktober jährte sich zum ersten Mal der Todestag des Theater- und Filmregisseurs Walter Bockmayer, der aus Fehrbach stammte, seine Jugend auf dem Horeb verbracht hat und in Köln märchenhafte Erfolge im Theater feierte. Der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Walter Schumacher wollte zum Gedenken an Bockmayer gerne in Pirmasens einen Abend mit seinem Film „Geierwally“ und einer szenischen Lesung veranstaltet sehen – bezahlt aus der Landeskasse im Rahmen des Kultursommers. Mehrere Anfragen im Pirmasenser Rathaus seien ihm negativ beschieden worden, erzählt Schumacher. Dabei hat Bockmayer gerade in Pirmasens eine große Fangemeinde. Die Theateradaption der „Geierwally“ lief einst bei der Studiobühne sehr erfolgreich. Der Abend wäre also sicher in der Alten Post ein voller Erfolg geworden. Der Kulturstaatssekretär fand im Kaiserslauterer Union-Theater schließlich ein offenes Ohr für sein Projekt, also in der Stadt, wo dann auch die Fachkräfte lieber wohnen, wenn sie denn schon in Pirmasens arbeiten. Und was macht der Nachwuchs der Fachkraft in seiner Freizeit? Er findet in Pirmasens ein äußerst reichhaltiges Angebot, wie beispielsweise den in der Region einmaligen Halloween-Umzug in Niedersimten. Ein Spektakel, das zwar aus religiösen Gründen durchaus kritisiert werden kann, aber die Jugend steht nun mal drauf. Von so einem Halloween-Umzug, wie ihn Jakel Bossert in Niedersimten auf die Beine stellt, können die Kinder in Kaiserslautern oder anderen prosperierenden Städten nur träumen – und die Pirmasenser nun auch. Anwohner vom Kirchberg, die offenbar einen sehr großen Einfluss im Rathaus haben, schafften es, das von privater Seite organisierte Spektakel zu kippen. Der Krach aus dem Ohmbachtal von Jakel Bosserts Grundstück war ihnen zu viel und mit ihrer Klage fanden sie sehr offene Ohren im Rathaus. Jetzt ist wieder Ruhe im Karton. Wie wurde beim Innenstadtforum vorgeschlagen: Vorschriften sollten kreativ ausgelegt werden, um Initiativen aus der Bevölkerung nicht abzuwürgen.

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